Gelsenkirchen. Der Gelsenkirchener Triathlet hat sich eine Kilometerzeit von 3:50 Minuten vorgenommen. „Solange, bis der Mann mit dem Hammer kommt“, sagt er.


Was macht ein
Triathlet
, wenn er keine Wettkämpfe bestreiten kann und das übliche Training langsam aber sicher zu eintönig wird?
Er sucht sich eine neue Herausforderung
. Eine verrückte natürlich, sonst wäre er kein Triathlet.
Fabian Karst
ist so ein Triathlet, einer dieser Ausdauersportler, die üblicherweise stundenlang schwimmen, radfahren und laufen. Seinen großen
Traum von der Teilnahme beim Ironman auf Hawaii
konnte sich der Gelsenkirchener in diesem Jahr nicht erfüllen, weil auch seine Pläne durch die Corona-Pandemie durchkreuzt wurden.

Nur einen Wettkampf hat der Modellathlet in den vergangenen zwölf Monaten bestritten. Es wurde für ihn also Zeit für eine neue Herausforderung. Er wollte einen Marathon in 2:40 Stunden absolvieren.

Außergewöhnlicher Saisonabschluss



Wofür also der Otto-Normalsportler vielleicht Jahrzehnte lang trainiert, und meist nicht annähernd erreicht, wollte Karst mal eben zum Abschluss einer etwas anderen Saison versuchen. Zum Vergleich: Die weltweite Durchschnittszeit für einen Marathon beträgt rund 4 Stunden und 21 Minuten. Der offizielle Weltrekord für die 42,195 Kilometer liegt bei 2:01:39 Stunden, aufgestellt von Eliud Kipchoge 2018 beim Marathon in Berlin.


Fabian Karsts Vorhaben war also durchaus ambitioniert. Der 29-jährige Ausdauersportler, der hauptberuflich Physiotherapeut ist, lacht: „Ja ich war in so guter Form und eigentlich hätte es ja noch einen Wettkampf geben sollen. Nämlich vor gut zwei Wochen einen Ironman in Portugal. Aber als auch der Corona-bedingt abgesagt wurde, war ich schon etwas enttäuscht, weil ich eben so gut drauf war“, sagt
der Sportler von Laufwerk Ruhr.

Mit dem Cousin rund um den Baldeneysee

Kurzerhand fand er also die neue Herausforderung, schnappte sich seinen Cousin, der auf dem Fahrrad als Begleitung nebenher radeln sollte, und fuhr zum Baldeneysee in Essen. Etwas mehr als zwei Runden um den See ergeben die 42,195 Kilometer. „Ich habe mir dann einfach vorgenommen, mit einer Kilometerzeit von 3:50 Minuten zu laufen und zu schauen, wie weit ich komme. Einfach durchzuziehen, bis der Mann mit dem Hammer kommt“, sagt Fabian Karst und muss wieder lachen: „Und er kam!“ Etwa bei Kilometer 30 war dann Schluss für den Gelsenkirchener.



„Natürlich hätte ich noch weiterlaufen können, aber es war ja jetzt kein Wettkampf und ich habe gemerkt, dass ich die Kilometerzeit nicht mehr halten kann“, erklärt der Ausdauer-Experte, der vorausschauend geplant hatte: „Vorher habe ich meinem Cousin gesagt, er soll auf jeden Fall Laufschuhe anziehen.“ Karst grinst. „
Als ich platt war, haben wir dann den Helm getauscht und ich bin geradelt,
er musste dann die letzten Kilometer bis zum Ende der zweiten See-Runde laufen.“

Obwohl Karst sein Vorhaben nicht ganz geschafft hat, ist er nicht enttäuscht. „Nachdem quasi die ganze Saison abgesagt wurde, wollte ich einfach spielerisch mal gucken, was geht“, betont der Triathlet. „Es war cool, es probiert zu haben“, sagt er.

Beine Hoch und ein Glas Wein

Im Anschluss an den Lauf um den Baldeneysee stand für Karst dann aber doch einmal eine Pause an. Beine hochlegen, mal ein Glas Rotwein trinken und ganz entspannt den Alltag meistern, ganz ohne „Trainingsstress“.


Aber diese kurze Zeit der Erholung ist für den Ausdauersportler bereits wieder vorbei. „Jetzt beginnt ganz normal die Vorbereitung auf die nächste Saison.“
Und der Terminkalender ist schon gut gefüllt.
„Alle Wettkämpfe, die dieses Jahr im Frühjahr ausgefallen sind, wurden quasi nur um ein Jahr verschoben. Da bin ich also überall schon angemeldet.“ Das erste Event wäre dann voraussichtlich ein halber Ironman in Graz, wenn die Corona-Pandemie nicht wieder die Pläne der Triathleten durchkreuzt.

Und das Highlight, na klar, wäre dann im Herbst der Ironman auf Hawaii. Der Traum, den sich Fabian Karst dann mit einem Jahr Verspätung endlich erfüllen will.

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