Niederrhein. Die Winterpause haben viele Vereine im Tabellenkeller genutzt, um sich noch einmal zu verstärken. Ein Überblick von Frintrop bis Mülheim.

Am Freitagabend beginnt die Rückrunde der Fußball-Oberliga mit dem Spiel SC Union Nettetal gegen den ETB Schwarz-Weiß Essen. Besonders spannend ist es im Tabellenkeller, durch den Rückzug des SV Straelen steht der erste Absteiger schon fest, zwischen Platz zehn und Platz 17 liegen aber gerade einmal sechs Punkte.

Einige Spieler, die zuletzt noch in Straelen am Ball waren, haben sich nun Teams aus dem Tabellenkeller angeschlossen, aber auch andere bedrohte Klubs haben noch einmal zugeschlagen. Wer hat sich wie verstärkt und was bedeutet das für die anstehenden 16 Spiele? Eine Prognose.

10. VfB Homberg - 20 Punkte, 23:29 Tore

Bei den Duisburgern ist im Winter einiges passiert. Fünf Neuzugänge hat die Mannschaft von Trainer Stefan Janßen im Kader, drei Spieler haben den Verein verlassen. Verloren haben die Duisburger vor allem Substanz in der Abwehr, Armel-Aurel Nkam, der in allen Spielen zu Einsatz kam, aber zuletzt immer weniger Minuten sah, wechselt zu Concordia Wiemelhausen. Stammspieler Kaito Nakamikawa zieht es zurück nach Japan. Mittelfeldmann Marcel Kretschmer erzielte bei seinen zwölf Einsätzen ein Tor – er kam meist zu Kurzeinsätzen und spielt künftig für Landesligist SV Scherpenberg.

Luca Thissen (r.) wechselt vom SV Straelen zum VfB Homberg.
Luca Thissen (r.) wechselt vom SV Straelen zum VfB Homberg. © Essen | Michael Gohl

Entsprechend überrascht es auch nicht, dass die Duisburger zwei Verteidiger und zwei Mittelfeldspieler verpflichtet haben, zudem Torwart Luca Happe, der für den SV Sodingen drei Spiele in der Westfalenliga absolviert hat und in der Hinrunde der Saison 2022/23 schon einmal in Homberg unter Vertrag stand. Königstransfer dürfte Luca Thissen sein, der in der Hinrunde Stammspieler beim SV Straelen war, zwei Tore erzielte und fünf Treffer auflegte. Die Transfers von Berkan Can Bartu (VVV Venlo), Kingsley Marcinek (TVD Velbert) und Ryo Iwata (SF Baumberg) stärken den Kader wohl eher in der Breite als in der Spitze.

11. 1. FC Kleve - 20 Punkte, 21:33 Tore

Auch der 1. FC Kleve hat beim SV Straelen zugeschlagen, Abwehrspieler Leon Schütz wechselt an die niederländische Grenze. In Straelen kam er aber nur zu acht Kurzeinsätzen in der Liga. Außerdem legt Kleve im Mittelfeld und im Angriff nach. Luca Jerz kommt vom Ligakonkurrenten SC St. Tönis, Marvin Müller vom Landesligisten Hönnepel-Niedermörmter, bei dem er unumstrittener Stammspieler war. Den Sturm soll Alfred Appiah verstärken, der ebenfalls aus St. Tönis kommt, dort zuletzt am 29. Oktober einen Kurzeinsatz verzeichnete. In der Vorsaison bestritt er noch 33 Spiele für den Klub und erzielte dabei zehn Tore.

Verlassen haben Kleve Masaya Sasaki (Mülheimer FC 97), Shuki Hamanoson (DV Solingen) und Kai Robin Schneider (FC Monheim).

12. DJK Adler Union Frintrop - 18 Punkte, 16:32 Tore

Aufsteiger Adler Union Frintrop spielt bisher eine gute Saison, entsprechend wenig passiert im Kader. Samuel Kahnert wurde schon im Oktober von Sterkrade-Nord verpflichtet, und hat bereits im Dezember sein Debüt gegeben. Neben Kahnert könnten künftig zwei weitere Neuzugänge verteidigen. Der 22-jährige Mahrab Khan hat sich in der Hinrunde einen Stammplatz beim Landesligisten Blau-Weiß Mintard erspielt und versucht sich nun eine Liga höher, Fynn Rauschtenberger (20) kommt wie Kahnert von Sterkrade-Nord aus der Landesliga, wo er sich im Laufe der Hinrunde immer mehr Einsatzzeit erspielt hatte. Für den Sturm kommt Melvin Ridder, der in der Hinrunde 2022/23 noch zehn Oberligaspiele für Ratingen 04/19 absolviert hatte, danach aber nur noch in der Bezirksligamannschaft zum Einsatz kam.

Mahrab Khan (l.) wechselt von Blau-Weiß Mintard zu Adler Union Frintrop.
Mahrab Khan (l.) wechselt von Blau-Weiß Mintard zu Adler Union Frintrop. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Marcel Wischnat, Phil Kappler und Maximilian Tißen hatten in der Hinrunde keine Rolle mehr gespielt und haben sich nun anderen Vereinen angeschlossen. Unter dem Strich dürfte Frintrop also Qualität hinzugewonnen haben – um im Abstiegskampf zu bestehen.

13. FC Büderich - 17 Punkte, 27:30 Tore

Nach seinem Kopfstoß gegen einen Betreuer des Mülheimer FC 97 war Trainer Oliver Seibert im Herbst freigestellt worden, Torsten Schedler trainiert die Mannschaft nun und muss künftig ohne seinen Co-Trainer Ignacio Gutierrez auskommen, der neuer Trainer beim A-Kreisligisten Uedesheim ist. Gutierrez nimmt Ersatz-Torwart Burak Gürpinar mit, außerdem verlassen Abwehrspieler Florian Gnida (Sparta Bilk) und Mittelfeldmann Ayyoub Hachlouf (TGD Essen) den Klub. Beide waren nur Ergänzungsspieler.

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Regionalligaerfahrung bringt Jannik Stevens mit, der mehrere Jahre beim SV Straelen spielte und in der Hinrunde neun Einsätze für den TSV Meerbusch hatte. Neben dem 31-jährigen Abwehrspieler soll Shunta Onishi das Mittelfeld verstärken. 2022/23 spielte er noch für Cronenberg und Baumberg, in der Hinrunde absolvierte er drei Kurzeinsätze für Ratingen 04/19. Anders als Stevens ist Onishi eher ein Spieler für die Breite des Kaders.

14. SC St. Tönis - 17 Punkte, 25:35 Tore

Lange Zeit abgeschlagen, hat sich St. Tönis zum Ende der Hinrunde in eine gute Ausgangslage für die ausstehenden 16 Spiele gebracht. Und: Der Klub aus der Apfelstadt hat personell noch einmal nachgelegt. Den Abgängen von Alfred Appiah, Luca Jerz (beide 1. FC Kleve), Yeongmuk Choi (SG Unterrath) und Mats Platen (VfR Fischeln) stehen fünf Neuzugänge gegenüber.

Talent dürfte Mittelfeldmann David Wieczorek mitbringen, der 2022/23 noch in der U19-Bundesliga für den MSV Duisburg aufgelaufen ist, zuletzt allerdings vereinslos war. Furkan Baydar schaffte beim KFC Uerdingen noch nicht den dauerhaften Sprung in die Oberliga-Elf, nun probiert es der junge Mittelfeldspieler beim Liga 14.. Kohei Nakano dürfte sich von seinem Wechsel zum TVD Velbert im Sommer mehr versprochen haben, 2022/23 absolvierte er noch 19 Rückrundenspiele für TuRu Düsseldorf. In Velbert spielte er keine Sekunde, nun nimmt der 20-Jährige Mittelfeldmann einen neuen Anlauf in St. Tönis. Ähnlich lief es zuletzt für Daiki Kamo beim Mittelrheinligisten Siegburger SV 04. St. Tönis setzt mit diesen Transfers auf die Jugend – und darauf, dass die Jungs ihre zweite Chance nutzen.

Kohei Nakano (m.) hier noch im Trikot des 1. FC Bocholt wechselt vom TVD Velbert zum SC St. Tönis.
Kohei Nakano (m.) hier noch im Trikot des 1. FC Bocholt wechselt vom TVD Velbert zum SC St. Tönis. © Stefan Rittershaus | Foto: Stefan Rittershaus / FUNKE Foto Services

Der einzige Mann, der in der Hinrunde viele Minuten sammelte, ist Dario Gerling, der für den Landesligisten Hönnepel-Niedermörmter zehn Tore in 20 Spielen erzielte und auch Erfahrung aus der Oberliga-Westfalen mitbringt. 2022/23 trug er 19-Mal das Trikot des SV Schermbeck und traf einmal. Er könnte St. Tönis sofort weiterhelfen.

15. Hamborn 07 - 16 Punkte, 19:35 Tore

Ob Rang 15 am Ende zum Klassenerhalt reicht, ist noch völlig offen – die Sportfreunde Hamborn haben noch einmal viel getan, um nicht zittern zu müssen. Stammtorhüter Marius Delker wechselt zum Bezirksligisten Duisburger FV 08, dafür kommt der 22-jährige Jan Fauseweh, der in der Saison 2022/23 35 Spiele für Oberliga-Absteiger FC Kray bestritten hat und dann zur SSVg Velbert in die Regionalliga gewechselt ist. Dort kam er aber nicht zum Einsatz, aktuell ist Fauseweh auch in der Baller League am Ball. Und mit dem 19-jährigen Ahmed Kulalic kommt von der SG Wattenscheid 09 ein weiteres Torwart-Talent. Außerdem haben mit Julian Dzieza (Meiderich 06/95) und Eugene Ofosu-Ayeh (FSV Duisburg) zwei Spieler den Klub verlassen, die in der Hinrunde kaum eine Rolle gespielt haben.

Torhüter Jan Fauseweh, hier noch im Trikot des FC Kray, spielt künftig für die SF Hamborn 07.
Torhüter Jan Fauseweh, hier noch im Trikot des FC Kray, spielt künftig für die SF Hamborn 07. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Königstransfer ist der 23-jährige Abwehrspieler Phil Britscho, der 2022/23 noch 23 Regionalligaspiele für Wattenscheid bestritten hat, sich in der Hinrunde beim westfälischen Oberligisten TuS Bövinghausen aber nicht durchsetzen konnte. Mit Can Serdar verstärkt ein etablierter Landesligaspieler die Hamborner. Spannend wird vor allem sein, wie sich die Veränderungen auf der Torhüterposition auswirken – die bisherigen 35 Gegentore sind gemeinsam mit dem TSV Meerbusch und St. Tönis der schlechteste Wert der Liga.

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16. Mülheimer FC 97 - 15 Punkte, 23:32 Tore

Nach dem Trainerwechsel im Herbst hat der neue Coach Ergin Tuncay die Möglichkeit genutzt, den Kader nach seinen Vorstellungen zu verändern. Gleich sieben neue Spieler werden in der Rückrunde das Trikot des Aufsteigers tragen – Jeremiaha Maluze, der vom SV Straelen kommt, soll in der Defensive künftig den Unterschied machen. Außerdem kam auf den letzten Drücker noch Masaya Sasaki vom 1. FC Kleve und Lorik Rama aus der Jugend des Wuppertaler SV.

Ist er Mülheims Glücksgriff im Abstiegskampf? Jeremiaha Maluze (m.) kam vom SV Straelen ins Ruhrstadion.
Ist er Mülheims Glücksgriff im Abstiegskampf? Jeremiaha Maluze (m.) kam vom SV Straelen ins Ruhrstadion. © Bottrop | Thomas Gödde

Zuvor hatten bereits Ferhat Mumcu (Westfalia Herne), Amed Öncel (Gümüshanespor/vierte türkische Liga), Burak Güner (Duisburger FV 08) und Keisuke Hotta (Kagura Shimane in Japan) zugesagt. Mit Ahmet Aldemir (VfB Speldorf) hat eine Stütze den Klub verlassen, Noah Cain (SV Sonsbeck) kam nur für die Reserve zum Einsatz, Imran Ömür (Alemannia Essen) seit geraumer Zeit gar nicht mehr. Im Ruhrstadion will man sich so zumindest nicht vorwerfen lassen können, nicht alles für den Ligaverbleib getan zu haben.

17. TSV Meerbusch - 14 Punkte, 27:35 Tore

Verhältnismäßig ruhig hat Tabellenschlusslicht TSV Meerbusch agiert. Torwart Alexander Geraedts kommt vom SV Straelen, Mittelfeldspieler Moise Lionel Gae vom Bezirksligisten Weissenberg. Auf der anderen Seite stehen mit Emre Geneli (Adler Feldmark), Leonard Bajraktari (SF Baumberg), Jannik Stevens (FC Büderich) und Ahmetilhan Yavuz (vereinslos) vier Abgänge.

Der schwerwiegendste Verlust dürfte dabei Bajraktari sein, der in allen bisherigen Spielen auf dem Platz stand. Aber: Die Quote von drei Toren und zwei Vorlagen ist für einen Angreifer dann doch eher mau gewesen. Mit Oguz Ayan, Jacob Ballah und Maurice Hauser hat Meerbusch nun noch drei Stürmer im Kader, bester Schütze in der Hinrunde war aber Mittelfeldspieler Mohammed Benktib, der sieben Tore erzielte.

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