Mülheim. Erst stoppte ihn ein Hurrikan, dann drohte eine Verletzung den Traum vom New York Marathon zu zerstören. Am Ende wurde es der Lauf seines Lebens.
„Die Geschichte des Laufes meines Lebens beginnt schon fünf Jahre vorher. Wenige Tage vor dem geplanten Flug nach New York zum Marathon 2012 verwüstete Hurrikan Sandy größere Teile des Stadtgebietes von New York City.
Trotz zahlreicher Flugausfälle machte ich mich auf den Weg, um am Flughafen in New York und an vielen Stellen in der Stadt auf ein Chaos zu treffen. Zwei Tage vor dem geplanten Marathon wurde dieser dann vollkommen nachvollziehbar abgesagt.
Schwere Verletzung bringt New York-Traum ins Wanken
Der ein oder andere lief seinen Marathon irgendwo, irgendwie alleine, viele halfen irgendwo beim Aufräumen und über 10.000 Leute versammelten sich im Centralpark, machten aus der Not eine Tugend und liefen immer im Kreis. Ich lief auf jeden Fall keinen Marathon in New York.
Der sollte dann 2017 sein. Meine Frau hatte mir die Teilnahme zum Geburtstag geschenkt. Dummerweise wollte ich mich 2017 aber auch noch auf zwei Ironman-Teilnahmen vorbereiten, und so war ich gelegentlich auch mit dem Rennrad unterwegs. Bei einer dieser Fahrten löste sich dann der Lenker, ich stürzte und lag bewegungsunfähig auf einer Landstraße – Oberschenkelhalsbruch, Operation, Nägel und Platten.
Einige Wochen nach der Operation zurück auf dem Rad
Meine Frau fragte den Operateur nicht, ob ich das überlebe, sondern, wie es mit meinem Start in New York aussähe. Der Unfallchirurg schaute etwas irritiert. Zum Glück ging alles gut. Einige Wochen später versuchte ich es dann mit vorsichtigem Radfahren und im August nahm ich, ohne jemals mehr als fünf Meter gejoggt zu sein, an einem Triathlon in Essen teil. Ich war total gespannt, wie weit ich nach dem Radfahren kommen würde und irgendwie habe ich es ins Ziel geschafft. Von da an wusste ich, dass es auch mit dem New York Marathon noch was werden konnte.
Am 5. November 2017 war es dann soweit. Der Start war genial, man lief mit zigtausend anderen über eine ewig lange Brücke und dann durch sämtliche Stadtteile der Metropole, um zum Schluss im Centralpark die Ziellinie zu überqueren. Und wenn mir vorher das Metall und die OP noch irgendwie zu schaffen gemacht hatten, waren alle Probleme nach dem Lauf weg. Die Erkenntnis: Anything ist possible! Und anders als beim Spiel gewinnt man beim Laufen immer.“
Andreas Weymann, Marathon und Triathlon Mülheim. Mittlerweile hat er 12 Ironman absolviert – und somit ein Ticket für Hawaii ergattert. Dort startet er 2021.
Jeden Tag bis Weihnachten öffnet sich ein Törchen in unserem Adventskalender, und aktuelle und ehemalige Sportler erzählen vom Spiel ihres Lebens.
Alle Folgen aus unserem Adventskalender
- Tor 1:Aufstieg mit der B-Jugend war für Mülheimer das Spiel des Lebens
- Tor 2:Speldorfer spielte mit seinem Ex-Klub gegen die Freundin
- Tor 3:Mülheimer hat sich 1992 seinen olympischen Traum erfüllt
- Tor 4:Thomas Libera: Titelgewinn in Mülheim bleibt unvergessen
- Tor 5:Jana Heßeln: Nach Aufstieg war noch eine Rechnung offen
- Tor 6:Für Dirk Pusch waren Spiele gegen Schalke 04 die Höhepunkte
- Tor 7:Wie Mintards Marco Guglielmi im Pokalfinale geblufft hat
- Tor 8:Als Styrum mit dem Sekt vom Gegner den Aufstieg feierte
- Tor 9:HTCU-Stürmerin Grote: „Hockey war das Spiel meines Lebens“