Stuttgart/Mülheim. Mit dem Aus gegen den Berliner HC hatte beim HTC Uhlenhorst niemand gerechnet. Aber es gibt Gründe für das Scheitern der Mülheimer.

Eine beliebte Reporterfrage nach einer Niederlage lautet: „Woran hat es heute gelegen?“ Auch den Herren des HTC Uhlenhorst musste diese Frage am Samstagabend gestellt werden. Bloß eine Antwort wussten weder Trainer noch Spieler nach dem 4:8 gegen den Berliner HC so recht.

Ratlosigkeit sprach aus den Gesichtern der Mülheimer. Mit dem Ziel, den Deutschen Meistertitel zu gewinnen, waren Omar Schlingemann, Johannes Schmitz und die Mannschaft nach Stuttgart gefahren. Mit leeren Händen kehrten sie heim.

Kapitän Matania hadert mit der Chancenverwertung

Aber woran hat es denn nun gelegen? „Wir haben aus unseren Möglichkeiten nicht genug gemacht“, sagte etwa Kapitän Tobias Matania. Da bezog er sich vor allem auf die erste Halbzeit, in der Berlin aus wenigen Chancen drei Tore machte, die Uhlenhorster aus wesentlich mehr gefährlichen Aktionen aber nur zwei Treffer erzielten. Die sonst so gefährliche Mülheimer Offensive hatte Ladehemmung.

Das änderte sich auch im zweiten Durchgang nicht. Malte Hellwig, Jan Schiffer, Elian Mazkour – der Ball wollte an diesem Tag einfach nicht über die Linie gehen. „Wir haben die letzte Konsequenz vermissen lassen“, sagte Hellwig nach der Partie. Zudem kamen die Uhlenhorster überraschend mit der Raumdeckung der Berliner, die in Durchgang eins noch mit Manndeckung gespielt hatten, nicht wirklich zurecht.

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Mülheim wird nach Ecken nicht gefährlich

Max Godau (2.v.l.) und Elian Mazkour (im Hintergrund) versuchten Lösungen gegen die Berliner Abwehr zu finden. Beide erzielten ein – zu mehr reichte es nicht.
Max Godau (2.v.l.) und Elian Mazkour (im Hintergrund) versuchten Lösungen gegen die Berliner Abwehr zu finden. Beide erzielten ein – zu mehr reichte es nicht. © Christian Windfeder | Christian Windfeder

Erschreckend: Auch aus den Standardsituationen holten die Uhlenhorster viel zu wenig heraus. Ein Problem, das bereits im Viertelfinale gegen den TSV Mannheim aufgetaucht war. Auch dort vergaben die Mülheimer sämtliche Standards, retteten sich erst durch zwei späte Tore noch ins Penaltyschießen und so ins Final Four.

Der HTC Uhlenhorst verliert gegen den Berliner HC

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    Was in der Offensive aber ebenfalls auffiel: Zu oft agierten die Mülheimer ideenlos und uninspiriert. Als die Berliner in der zweiten Halbzeit mit einer Raumdeckung agierten, fehlte Uhlenhorst die Kreativität, Lösungen zu finden. „Wir hatten darauf keine Antwort. Das hat dann dazu geführt, dass wir die Sicherheit verloren haben“, erklärte Omar Schlingemann.

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    Berliner Verteidigung schaltet Mülheimer Offensive aus

    Wenn HTCU-Verteidiger Ferdinand Weinke dann nach der Partie sagt, dass „das Gefühl für den Gegner gefehlt hat“, lässt sich das genau an diesen Situationen erkennen. Die clevere Berliner Verteidigung hat die Offensive der Mülheimer matt gesetzt.

    Und aus dieser gut stehenden Verteidigung heraus setzten die Berliner immer wieder Nadelstiche. Und stellten die Uhlenhorster Defensive immer wieder vor Probleme. Und dort tauchten Probleme auf, die eigentlich der Vergangenheit angehören sollten.

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    Einfache Gegentore bringen Uhlenhorst in Bedrängnis

    Schon zu Saisonbeginn fingen sich die Mülheimer zu viele und zu einfache Gegentore. Man dachte, diese Schwäche sei abgestellt. „Wir schenken die Tore viel zu leicht her“, sagte Johannes Schmitz. Allein drei Mal konnte ein Berliner Angreifer nach drei schnellen Pässen ins leere Tor einschieben, weil die Abwehr der Uhlenhorster komplett aus den Angeln gehoben war.

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    Da passte es ins Bild, dass sich auch der sonst so starke Torhüter Lennart Küppers einen Aussetzer erlaubte. Als der Berliner Adrian Lehmann-Richter aus der Feldmitte abzog, ließ er den Ball durch seine Beine ins Gehäuse. In dem Glauben, das kein Angreifer des BHC den Ball im Kreis berührt hatte. Das war aber doch der Fall, die Unparteiischen entschieden auf Tor.

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    Fehlende Nationalspieler dürfen nicht der Grund sein

    Jetzt wäre es ein Leichtes, die Niederlage darauf zu schieben, dass mit Benedikt Fürk, Timm Herzbruch, Julius Meyer und Lukas Windfeder vier Nationalspieler bei den Uhlenhorstern in der Halle gefehlt haben. „Das sind Jungs, die bei uns auch für eine Struktur sorgen. Jetzt mussten andere die Verantwortung übernehmen, die das sonst nicht machen müssen. Wir konnten mit dem Rückstand nicht umgehen, waren zu ungeduldig“, sagte Ferdinand Weinke.

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    Zur Wahrheit gehört aber auch, dass mit Weinke, Niklas Bosserhoff und Malte Hellwig drei weitere A-Nationalspieler sowie mit Jan Schiffer und Moritz Ludwig zwei U21-Nationalspieler, die zudem jüngst erst Halleneuropameister wurden, im Kader standen. Und dass eben genau diese Mannschaft vor wenigen Wochen noch Tabellenplatz eins im Westen belegte und schnelles, kreatives und gefährliches Hockey spielte. Als es darauf ankam konnten aber weder sie, noch Kapitän Tobias Matania dem Spiel eine Wende geben.

    Einbruch in den entscheidenden Spielen

    Warum das der Fall war – das ist tatsächlich nicht erklärbar. Schon gegen Mannheim drohte das Aus, gegen Berlin kam es nun. Die richtigen Schlüsse aus dem bei weitem nicht souveränen Auftritt gegen den TSV haben die Uhlenhorster scheinbar nicht gezogen – obwohl Kapitän Matania die Probleme unter der Woche noch angesprochen hatte.

    Und auch die Trainer hatte darauf hingewiesen, dass die Sicherheit aus einer kompakten Defensive gewonnen werden muss. Mit „lecker Hockey“ wollte Uhlenhorst überzeugen, sich in einen Flow spielen. Davon war in Stuttgart nicht viel zu sehen. Berlin versalzte Mülheim die Suppe. „Lecker Hockey“ spielte nur der spätere Vizemeister.

    Es mangelte an Torgefahr – nicht an Erfahrung

    Wie es dazu kommen konnte, dass müssen die Mülheimer nun dringend hinterfragen. An Unerfahrenheit, mit solchen Situationen umzugehen, mangelte es der Mannschaft, die in Stuttgart auf dem Parkett stand, jedenfalls nicht.

    An Torgefahr und Standsicherheit in der Abwehr aber allemal. Daran hat es gegen Berlin definitiv gelegen.