Herne/Gelsenkirchen. Eigentlich hatte Talha Aydin schon mit dem Fußball aufgehört.. Zu dieser Saison kehrte er zurück auf den Platz - und schießt seitdem im Schnitt 4,5 Tore pro Spiel für den DSC Wanne III.

Noch vor ein paar Jahren wäre so ein spielfreier Sonntag bei Talha Aydin nichts Besonderes gewesen. Ins Fitness-Studio gehen, sich ein wenig fit halten. Mittlerweile sieht ein perfekter Sonntag für den 24-Jährigen anders aus. Viel lieber hätte er da auf dem Platz gestanden, das getan, wodurch er ins Blickfeld von ganz Fußball-Deutschland geraten ist: Tore schießen. Denn der Stürmer des DSC Wanne-Eickel III ist mit seinen 64 Treffern in 14 Spielen nicht nur der beste Torschütze der Herner Kreisliga C2, sondern der erfolgreichste Torschütze aller Ligen im Deutschen Fußball-Bund.

Am vorigen Sonntag ging das allerdings nicht, weil das Spiel des DSC Wanne-Eickel III gegen den SuS Pöppinghausen II ausgefallen ist.

Talha Aydin hatte seine Fußballschuhe eigentlich schon längst an den Nagel gehängt. Vor knapp sieben Jahren erklärte er seine fußballerische Laufbahn für beendet. „Damals dachte ich, es geht nur darum, Profi zu werden und hatte das Gefühl, es ist schon zu spät“, erinnert er sich. „Man hat gar nicht auf dem Schirm, dass man auch im Amateur-Fußball landen könnte. Dazu kam die Pubertät, da denkt man anders und nicht so reif, wie man es jetzt tut. Jetzt ist der Spaß am Fußball wieder da.“

Talha Aydin: „Das ist ein super Gefühl“

In der Zwischenzeit hielt er sich mit Kampfsport, besonders mit Boxen fit. Aber vor dieser Saison kam das Kribbeln wieder zurück. „Ich bin ja immer noch in meinen goldenen Jahren“, sagt Aydin mit einem Lachen. „Ich bin weder zu jung noch zu alt. Es ist wie eine Wiedergeburt.“ Und was für eine. In den Spielen gegen SpVgg Röhlinghausen II und SC Emscher Crange II erzielte er jeweils 13 Tore.

Kein Wunder also, dass er nun auch gegenüber dem „Kicker“ oder „fussball.de“ seine Geschichte erzählen darf. „Das ist ein super Gefühl, das hätte ich mir niemals träumen lassen“, meint Aydin. „Es ist schön, dass in Deutschland der Amateur-Fußball so angesehen ist. In anderen Ländern interessiert schon die 2. Liga niemanden mehr. Hier wird selbst die unterste Liga wertgeschätzt.“

„Ich sage nicht, ich muss immer treffen“

Das liegt aber gerade wohl zu einem Großteil an ihm selbst. Der persönliche Erfolg ist ihm dabei eigentlich gar nicht so wichtig. „Der Fokus liegt nicht auf mir. Das ganze Team soll gut dastehen. Ich sage nicht, ich muss immer treffen. Wenn ich vor dem Tor stehe, lege ich auch mal quer und habe auch schon viele Vorlagen gesammelt“, erklärt er.

Deutschlands erfolgreichster Torjäger: Talha Aydin
Eigentlich sieht Talha Aydin sich als Mannschaftsspieler, seine Torquote stellt bisher aber alles in den Schatten. © Aydin | Aydin

Aber es sind doch gerade seine Tore, die für Aufsehen sorgen. Gibt es bei 64 überhaupt eines, an das er sich noch genau erinnern kann? Aydin überlegt nicht lange. „Es war das 2:1 beim 3:1-Sieg gegen SC Röhlinghausen II. Da habe ich aus 30 Metern genau in den Winkel getroffen. Das war das schönste Tor, das ich jemals geschossen habe“, sagt er. „Sogar die Gegner haben nachher gesagt, was für ein schönes Tor das war.“

Lieber Aufstieg als Torjägerkrone

Seine sportliche Karriere begann bei ETuS Bismarck. Über die Sportfreunde Wanne-Eickel, DSC Wanne-Eickel, SG Wattenscheid 09 und Rot-Weiß Oberhausen landete er wieder bei der SG Wattenscheid in der U17-Westfalenliga. „Das war eine schöne Erfahrung“, sagt er. Davon will Aydin noch eine ganze Menge mehr sammeln. Den Aufstieg mit dem DSC Wanne-Eickel III, die „Torjägerkanone für Alle“ von „fussball.de“ und Meisterschaft in der Kreisliga C. Würde er lieber die Torjägerkanone oder den Aufstieg holen? „Die Meisterschaft wäre am schönsten, weil dann alle feiern können“, antwortet er. Es wäre eine Familien-Meisterschaft. Aydins Vater und Cousin stehen an der Seitenlinie.

Und unfreiwillig auch sein Bruder Yusuf Aydin, der nach einem Bänderriss in der Vorbereitung zum Zuschauen gezwungen ist. Am liebsten würde Talha Aydin mit ihm im kommenden Jahr in der Kreisliga B auflaufen – und sich gegenseitig das ein oder andere Tor auflegen. Denn dafür sind Sonntage für Talha Aydin mittlerweile ja wieder da.

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