Herne. Die Siegesserie des Herner TC in der DBBL reißt gegen die flippo Baskets Göttingen. Beim 59:68 sind die Folgen der Quarantäne nicht zu übersehen.
Thorsten Sobecki ließ sich nicht lumpen. Zwei große Platten mit Schwarzwälder Kirschtorte und Apfelkuchen, natürlich mit Sahne, servierte er den ausgepumpten Basketballerinnen des Herner TC am Samstagabend. Anders als HTC-Spielerin Laura Westerik hatte der Hausmeister der Mont-Cenis-Gesamtschule Ende Januar nicht auf einen Herner Sieg gegen Wasserburg gesetzt.
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Nach dem Abbruch wird die Sehnsucht größer
Jetzt, vier Wochen später, konnte er seine Wettschuld endlich begleichen. Aber so gut der Kuchen den Ladys auch schmeckte, ihre gedrückte Stimmung konnte das kaum aufheitern. Die 59:68 (26:38)-Heimniederlage gegen die flippo Baskets BG 74 war ihnen gehörig auf den Magen geschlagen.
Herner TC: Serie endet nicht überraschend
Dabei kam das Ende der Herner Siegesserie keinesfalls überraschend. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass es für Profisportlerinnen Sinn macht, ab und an mal zu trainieren, so lieferte ihn besonders die erste Halbzeit dieses Bundesligaspiels. Was gegen Wasserburg noch traumwandlerisch sicher klappte, ging nach 14-tägigem, coronabedingtem Hausarrest (mehr dazu hier) komplett schief.
Zu luftig arbeitete die Defense, zu oft kam die Hilfe spät oder gar nicht, und die Offense schien die einstudierten Spielzüge einfach vergessen zu haben. Mal wartete die ballführende Spielerin, dass sich die Kolleginnen bewegten und Passwege eröffneten, mal rannten sich die Hernerinnen gegenseitig über den Haufen, mal dribbelten sie sich auf den Fuß oder ließen den Ball einfach aus den Händen flutschen.
Einen Ball nach dem anderen verlegt
Spielfluss und Ideen ersetzte der HTC durch Kampf und Leidenschaft, wurstelte sich irgendwie unters Brett – um dort einen Ball nach dem anderen zu verlegen. Ganz egal, wer es versuchte, ob Ae‘Rianna Harris, Sofia Pelander, Kristina Topuzovic oder Laura Westerik, der Erfolg war mehr als bescheiden. Am Ende hatte Herne aus dem Feld eine Quote von knapp 31 Prozent (21 von 68), während der Gast aus Göttingen exakt die Hälfte seiner Würfe (28/56) traf. Zwölfmal mehr geworfen, siebenmal weniger getroffen, das Ganze garniert mit 21 Ballverlusten: So einfach ist diese Niederlage erklärt.
Dass Herner Beine und Wurfarme in der Quarantäne eingerostet waren, soll aber die starke Leistung der flippo Baskets nicht schmälern. Unter der Regie der nahezu fehlerfreien Jennifer Crowder präsentierte sich Goran Lojos Team als selbstbewusste, gut abgestimmte Einheit. Besonders Ivana Blazevic hatte einen Sahnetag erwischt und war von der Herner Defense kaum zu stoppen.
Hoch motiviert und kampfeslustig
Die ersten Punkte des Spiels markierte Harris für Herne. Aber zum Ende des ersten Viertels setzten sich die Gäste auf 20:13 ab, und beim Pausenstand von 26:38 aus Sicht des HTC glaubten selbst Herner Helfer und Offizielle kaum noch an ein Comeback.
Herner TC nach der Zwangspause außer Form
Ihr Team belehrte sie jedoch eines Besseren. Hoch motiviert und kampfeslustig kamen die HTC-Damen aus der Kabine, verteidigten nun aggressiver und ließen in den ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit nur eine Korb zu. Vorne fiel zwar nach wie vor nicht alles in die Reuse, doch mit neun Punkten verkürzte Herne auf 35:40.
Göttingens Trainer rief zur Auszeit – und nahm dem HTC damit den Schwung. Bald schon führte der Gast wieder zweistellig (38:48/27.), und mit zehn Punkten Differenz ging es auch ins letzte Viertel.
Erfolg mit Würfen von außen
Hier bäumte sich der HTC noch einmal richtig auf. Hatte er es zuvor meist und mit bescheidenem Erfolg „über Groß“ versucht, schickte Piotrowski jetzt eine vergleichsweise kleine Fünf aufs Parkett. Und die suchte ihr Heil in Würfen von außen. Mit Erfolg. Erst traf Goodwin mit Brettberührung, dann schickte Sarah Polleros (mehr über sie und Laura Zolper hier) zwei blitzsaubere Dreier zum 51:52 (33.) hinterher. Die Flippos wackelten, zeigten Nerven. Laura Westerik zog ein Offensivfoul von Sam Roscoe, es war das vierte „Persönliche“ für Göttingens starke Centerin, die sofort rausging. Als Goodwin beim nächsten Angriff Herne erstmals wieder in Führung brachte und Topuzovic von der Linie auf 54:52 (34.) stellte, hoffte der HTC, das Spiel mit Willenskraft kippen zu können.
Doch diese Hoffnung zerplatzte schnell. Zwei Distanzwürfe von Goodwin und Chloe Bully tanzten auf dem Ring und fielen doch nicht rein, dann ließ Bully einen Layup aus, während auf der Gegenseite Blazevic und Crowder trafen. Als die junge Lena Wenke ihren einzigen Wurf dann ebenfalls traf, war der Gast wieder mit vier vorne (54:58/37.).
„Mentalitätsmonster“ sollen es richten
In einer Auszeit schwor Marek Piotrowski sein Team auf eine heiße Schlussphase ein. Weil Harris angeschlagen auf der Bank saß und Pelander wie die zuletzt so starke Laura Zolper blass geblieben waren, hatte Hernes Coach wenig personelle Optionen. Seine „Mentalitätsmonster“ sollten es richten. Und die übernahmen auch die Verantwortung. Westerik zog ein Foul, traf aber nur einen ihrer Freiwürfe. Topuzovic schoss aus acht Metern, traf zum 58:60 (38.). Beim nächsten Angriff rannte die Serbin von „coast to coast“ – und verlegte. Beim 58:64 (39.) versuchte sie es noch einmal mit einem Verzweiflungs-Dreier – auch der passte nicht. Weil die Gäste ihre Angriffssequenzen hingegen allesamt in Punkte ummünzten, wurde es nicht mehr wirklich eng.
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Herne war geschlagen und Piotrowski ernüchtert. „Trotz der miesen Wurfquote war heute was drin. Aber wir haben viele schlechte Entscheidungen getroffen und Göttingen mit Ballverlusten aufgebaut“, ärgerte sich der Trainer. Das fehlende Training sei seinem Team deutlich anzumerken gewesen. „Aber wir hatten gedacht, dass wir das mit Fighten und Kämpfen ausgleichen können. Da kann ich der Mannschaft auch keinen Vorwurf machen. Aber Göttingen gehört zu den stärksten Teams der Liga, die waren heute einfach abgezockter.“
Nein, auch diese Niederlage schmeckte dem erfolgsbesessenen Trainer nicht. Daran konnte auch Schwarzwälder Kirsch nichts ändern.
Viertel: 13:20, 13:18, 16:14, 17:16).
HTC: Goodwin (16/1 Dreier), Topuzovic (13/2), Westerik (10), Harris (8), Polleros (6/2), Rouse (4), Pelander (2), Bully, Zolper, Langermann, Groll.
BG 74: Blazevic (21), Crowder (13), Roscoe (10), Azinovic (8/2), Karambatsa (6), Lupfer (5/1), Dzankic (3), Wenke (2), Oevermann, Kentzler, Fengkohl.
Statistik (HTC – BG) – Zweier: 34 % (16/47) – 61 % (25/41); Dreier: 23,8 % (5/21) – 20 % (3/15); Freiwürfe: 70,6 % (12/17) – 75 % (9/12); Rebounds: 47 (21 offensiv, 26 def.) - 34 (5 off., 29 def.); Assists: 14 – 11; Ballverluste: 21 – 18; Fouls: 11 – 16.
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