Herne. Die Eigengewächse sind mehr als Ergänzungsspielerinnen im Basketball-Bundesliga-Team. Sie spielen viel, punkten gut – und trainieren hart dafür.
Quarantäne statt Nationalmannschaft: Eigentlich hätten Laura Zolper und Sarah Polleros diese Woche mit der deutschen U20 verbringen sollen. Doch nachdem ein Teammitglied des Herner TC positiv auf das Coronavirus getestet worden war, mussten die beiden jungen Bundesliga-Basketballerinnen zu Hause bleiben.
„Ich habe mir vorgenommen, ein fester Teil der Mannschaft zu werden“, sagt Zolper, „da ist es natürlich sehr blöd, den ersten Lehrgang zu verpassen.“
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Auch Polleros will unbedingt bei der U20-EM im Sommer dabei sein. Aber so wie sich die beiden Herner Eigengewächse in diesem Jahr in der DBBL präsentiert haben, sind sie auf einem guten Weg. Seit 2018 waren die beiden Ergänzungsspielerinnen im Bundesliga-Kader – in den vergangenen Monaten haben sie nun einen großen Sprung gemacht, einen festen Platz im Team von Marek Piotrowski verdient.
Herner TC: Laura Zolper legt den Schalter um
Das schlägt sich auch in Zahlen nieder: Polleros steht im Schnitt mehr als zehn Minuten pro Spiel auf dem Feld. Bei Zolper sind es fast zwanzig, Tendenz steigend. „Es war ein schleichender Prozess“, sagt Hernes Nummer vier. „Eine Zeit lang hatte ich ein Tief, nichts hat funktioniert, ich habe mich nicht wohlgefühlt. Aber ich habe viel mit unseren Teammates gesprochen, die haben mich immer bestärkt und bekräftigt – und irgendwann habe ich umgeschaltet.“
In den vergangenen Wochen war sie oft eine der Besten auf dem Feld, führte an ihrem 20. Geburtstag den HTC mit 20 Punkten zum Heimsieg gegen Hannover.
Nicht nur bei Personalengpässen vertraut der Trainer den jungen Spielerinnen
Auch Polleros ist froh, ihren festen Platz in der Rotation gefunden zu haben und nicht nur mehr, sondern auch relevantere Spielzeit zu bekommen – und das nicht nur, weil der HTC immer wieder Verletzungsprobleme hatte.
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„Es ist ein gutes Gefühl, weiter Spielzeit zu bekommen, auch wenn der Kader wieder größer ist“, sagt Polleros. Mehrmals stand eins der Herner Eigengewächse in der Starting Five.
Die Entwicklung kommt nicht aus dem Nichts. Nach dem Abitur 2020 absolvieren Zolper und Polleros derzeit ein (Corona-bedingt eingeschränktes) FSJ beim HTC. Ihre Arbeitszeit können sie sich einteilen, so dass sie an allen Einheiten teilnehmen können, statt wie früher das Vormittagstraining wegen der Schule zu verpassen.
Der Sprung auf zwei Einheiten am Tag war hart für Zolper und Polleros – aber es lohnt sich
„Marek hat gesagt, dass es hart wird. Aber es war noch schwieriger, als ich gedacht hätte. Zwei Einheiten am Tag, das geht an die Substanz“, sagt Laura Zolper.
Polleros: „Man muss ganz anders auf seinen Körper aufpassen, damit man fünf Stunden am Tag trainieren kann und nicht nur irgendwie da ist, sondern auch vernünftig trainiert.“ Das häufige Training zahlt sich aus.
Zolper hat besonders intensiv an ihren Dreiern gearbeitet – in dieser Saison trifft sie fast 40 Prozent. Polleros sagt: „Ich kann auch bessere Entscheidungen treffen: Wenn man nur die Hälfte der Einheiten mitmacht und oft am Rand steht, dann kann man im Spiel auch nicht alle Laufwege kennen. Das ist jetzt viel besser.“
In der Mannschaft sind die jungen Spielerinnen nicht mehr schüchtern, sondern mittendrin
Auch im Team ist das Standing ein anderes. „Man ist jetzt vollwertiges Teammitglied – vorher war es schwer, im Team anzukommen“, so Zolper. Die Schüchternheit, die man als Jugendspielerin manchmal habe, sei weg, sagt Polleros, die nach dem Abi aus Wuppertal nach Herne umgezogen ist.
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„Mit ihrer Entwicklung sind wir sehr zufrieden“, betonte Trainer Piotrowski zuletzt mit Blick auf Zolper und Polleros, aber auch auf die noch jüngeren Jule Groll und Lara Langermann. „Wir haben nicht nur starke Profis, wir haben auch gute junge deutsche Spielerinnen.“
Dass die Entwicklung der Talente noch nicht abgeschlossen ist, wissen sie auch. Beide sehen vor allem in der Defense viel Potenzial, sich zu verbessern, sich weiter zu etablieren.
Zolper ist froh über jede Minute, die sie auf dem Feld steht
Dass mit mehr Chancen auch Druck einhergeht, findet Zolper dabei nicht: „Ich sehe das eher als Geschenk – ich liebe ja, Basketball zu spielen und ich bin froh, wenn ich dem Team nicht nur in zwei, sondern in zwanzig oder dreißig Minuten etwas zurückgeben kann.“
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