Herne. Liesegang hat seine Karriere beim Herner EV beendet. Das war der größte Moment seiner Laufbahn, das macht den HEV für ihn aus, so geht es für ihn weiter.

Nils Liesegang reckt den DEL2-Pokal in die Höhe, präsentiert ihn den Fans der Löwen Frankfurt. Die Anhänger jubeln dem Publikumsliebling zu, „Liesegang“-Sprechhöre schallen durch die Eissporthalle am Ratsweg. Im Finale gegen die Bietingheim Steelers sicherten sich die Hessen 2017 die Meisterschaft in der Zweiten Liga (DEL2) – der größte Erfolg in Liesegangs Karriere und das „größte Highlight“, wie er selbst sagt.

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Sieben Jahre später ist Schluss, als Spieler des Herner EV hat der 36-Jährige seine Laufbahn nach dem Playoff-Ausscheiden gegen Weiden beendet. Am Gysenberg wird „Liese“ aber noch lange in Erinnerung bleiben. „Mein Alter, mein Körper, meine Familie“, zählt der Routinier die Gründe für das Karriereende auf. „Ich habe mehr Zeit für die Familie. Mein Körper sagt so langsam, dass er mal eine Pause braucht.“

HEV: Liesegang eine der prägenden Figuren des Herner Eissports

Die Zeit sei gekommen. „Man merkt irgendwann, dass man nicht mehr besser wird, sondern eher nur noch schlechter. Dann muss man sich die Frage stellen, ob man das noch will oder nicht.“ Liesegang beantwortete sie mit „Nein“. Der gebürtige Gelsenkirchener war eine der prägenden Figuren des Herner Eissports im vergangenen Jahrzehnt. In mehr als 385 Spielen stand die Rückennummer 98 für den HEV auf dem Eis, verbuchte über 700 Scorerpunkte für Grün-Weiß-Rot.

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2022 wurde er in die „All Time Starting Six“ des HEV gewählt. „Ich glaube, „Liese“ war einer der talentiertesten Eishockey-Spieler, die wir in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten hatten“, sagt Danny Albrecht, Trainer der Moskitos Essen, der Liesegang von 2018 bis 2022 in Herne trainierte. „Er war unfassbar begnadet, was sein Spielverständnis, das Auge und seine Hände betrifft.“ Nils Liesegang hatte die Fähigkeit, Spiele zu entscheiden, sah Räume, die seine Mitspieler nicht sahen.

Liesegang über Herne: „Das ist meine Stadt“

In Herne startete seine Laufbahn, erstmals lief er im Trikot der Herner Blizzards 2004 in einem Seniorenteam am Gysenberg auf. Von 2007 bis 2011 war er mit einer kurzen Unterbrechung Teil des „neuen“ HEV. „Herne ist ja einfach mein Heimatverein, wo ich groß geworden bin. Ich lebe in Herne, das ist so ein bisschen meine Stadt“, sagt er. Nicht nur durch Zufall erhielt Liesegang den Spitznamen „Bürgermeister“. „Liese war sehr prägnant. Das bedeutet: Er hatte intern und extern viel zu sagen“, erklärt Albrecht. „Deswegen galt er immer als der Bürgermeister. Was der „Bürgermeister“ gesagt hat, war immer Gesetz.“

Danny Albrecht trainierte Nils Liesegang vier Jahre lang in Herne.
Danny Albrecht trainierte Nils Liesegang vier Jahre lang in Herne. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Das Lustige sei, dass er so auch schon in Frankfurt genannt worden sei, sagt Liesegang. „Wahrscheinlich, weil ich an den beiden Orten so lange war. Da war es dann naheliegend.“ Die Löwen waren der zweite bedeutsame Verein in seiner Karriere. Hier habe er die „sportlich erfolgreichste und schönste Zeit“ seiner Karriere gehabt, erklärt Liesegang.

Insgesamt sechs Jahre lang (von 2012 bis 2018) spielte er für die Hessen, stieg mit dem Verein von der Oberliga in die DEL2 auf und wurde dort Meister. „Nils wird immer Teil unserer Löwen-Familie bleiben“, sagte Löwen-Geschäftsführer Stefan Krämer bei Liesegangs Abgang. Sowohl in Herne als auch in Frankfurt: Liesegang sei in der Regel lange bei seinen Vereinen geblieben, habe bei einem Aufbau mitgeholfen, bemerkt Albrecht. „In Herne hat er von Null angefangen und den Verein zu einem guten Oberliga-Standort gemacht.“

Highlight aus Liesegangs HEV-Zeit: Der Playoff-Lauf 2019

Nach seiner erfolgreichen Zeit in Frankfurt kehrte Liesegang 2018 zurück an den Gysenberg, wo er bis zum Schluss spielte. Das Highlight seiner Jahre in Herne: die erste Playoff-Reise nach seiner Rückkehr. Erst im Halbfinale scheiterten Liesegang und Co. in Spiel fünf an den Tilburg Trappers. „Wir haben den Playoff-Run zwar nicht gekrönt am Ende, aber da hat man gesehen, was in der Stadt für eine Euphorie entstanden ist. Das hat schon Spaß gemacht“, sagt Liesegang.

Sechs Jahre in Folge stand der „Bürgermeister“ zuletzt in Herne auf dem Eis. Und wie geht es jetzt weiter für den 36-Jährigen? „Ich mache gerade eine Selbstfindung und gucke mal, in welche Richtung ich mich weiterentwickeln möchte“, erklärt Liesegang. „Jetzt versuche ich erst einmal einfach, so viel Zeit wie möglich mit meinen Kindern und meiner Frau zu verbringen, weil sie lange genug zurückgesteckt hat. Ich werde nicht ewig lange auf meinem Geld sitzen bleiben können, aber ein bisschen Puffer habe ich mir schon gegeben.“

Ob man ihn noch einmal am Gysenberg wiedersehen werde, weiß Liesegang noch nicht. „Als Sportler auf jeden Fall nicht“, schmunzelt er. „Als Zuschauer vielleicht. Da muss ich schauen, ob ich mich etwas reizt, mal wieder hinzugehen.“ Er selbst sei aber niemand, der privat viel Eishockey geschaut habe.

Eines darf zum Abschluss nicht fehlen: Eine Nachricht an die HEV-Fans, bevor Liesegang zumindest vorerst von der Eishockey-Bildfläche verschwindet. „Ich möchte mich gerne für die sechs Jahre in Herne bedanken. Die Herner Fans sind unglaublich. Auch in den letzten beiden Jahren, die sportlich nicht so besonders liefen, sind sie trotzdem in Scharen in die Halle gekommen“, sagt Nils Liesegang. „Einfach nur danke an die Fans!“

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