Herne. Die Chance war da, aber der HTC verpasst den dringend benötigten Auswärtssieg. Was beim unglücklichen 71:75 den Ausschlag gibt.

Die Chance war da, aber es hat nicht gereicht. Hernes Bundesliga-Basketballerinnen verpassten in Nördlingen den so dringend benötigten Auswärtssieg und stehen nach der unglücklichen 71:75 (36:37)-Niederlage mit einem Bein in der 2. Liga. Eine eklatante Schwächephase nach starkem Start, eine miserable Freiwurfquote von 47 Prozent und fehlendes Glück in der Crunchtime waren die wesentlichen Ursachen für die vermeidbare Schlappe gegen den Tabellenvierten.

Dabei lief es anfangs gut für den Herner TC, fast zu gut. Die Eigner Angels mussten nicht nur kurzfristig auf Centerin Erika Davenport verzichten, die beste Rebounderin der Liga, sie kamen auch nur ganz schwer in die Gänge. Das nutzten die Herner Frauen. Als mache ihnen der Druck des Gewinnen-Müssens gar nichts aus, setzten sie sich schnell auf 12:2 (5.) ab. Noch schneller aber wurde ihnen dann der Stecker gezogen. Angels-Coach Rozlapa rief zur Auszeit, und danach war alles anders. Wie gelähmt kam der HTC zurück, verspielte binnen 90 Sekunden seinen Zehn-Punkte-Vorsprung und konnte den Nördlinger Lauf auch danach nicht stoppen. Nach einem 18:2-Run nahmen die Gastgeberinnen einen 20:14-Vorsprung mit in die erste Viertelpause.

Herner TC: Wilde Achterbahnfahrt bis zur Halbzeit

Erst gegen Ende des zweiten Abschnitts robbten sich die Hernerinnen auch dank zweier Dreier von Aldona Morawiec und Sona Svetlikova langsam wieder heran, machten durch Morawiec und zwei Freiwürfe von Tayler Mingo auch die letzten vier Punkte. Beim 37:36-Halbzeitstand war völlig offen, wer bei dieser wilden Achterbahnfahrt am Ende die Oberhand gewinnen würde.

Eng blieb es auch nach Wiederbeginn. Nördlingen blieb bis zum 44:43 (24.) knapp vorn, schien sich dann aber doch absetzen zu können, weil der HTC Brandy Beasley und Naomi Davenport nicht in den Griff bekam und selbst beste Chancen vergab. Als Nicole Kidwell zweimal an der Linie patzte (26.), war das bereits die achte Fahrkarte bei zehn Freiwürfen. „Mit so einer Quote hat man in der 1. Bundesliga nichts zu suchen“, räumte auch HTC-Cheftrainer Marek Piotrowski zerknirscht ein.

Der Abstiegskandidat zeigt Moral

Als Davenport aus der Distanz zur ersten zweistelligen Angels-Führung traf (53:43/28.), war Herne angeschlagen. An- , aber nicht geschlagen. Vielmehr zeigte der Abstiegskandidat Moral, kämpfte sich bis zum Viertelende auf 55:50 heran und hatte weiterhin alle Chancen, das Spiel noch auf seine Seite zu ziehen.

Auch vier schnelle Nördlinger Punkte zum 59:50 (31.) raubten den Gästen nicht ihren Mut. Im Gegenteil. Plötzlich hatten sie wieder die klareren Aktionen, verteidigten aggressiver und drehten mit einem 11:0-Run zum 59:61 (36.) den Spieß um. Als sich nach Davenports Ausgleichstreffer endlich der erste Dreier von Laura Zolper zum 61:64 (36.) durch den Ring drehte, hatte der HTC wieder das Momentum auf seiner Seite. Aber nicht lange. Im Gegenzug hatte Lehtoranta alle Zeit der Welt, Maß zu nehmen und zum 64:64 (37.) auszugleichen.

Crunchtime, Nervensache mit wechselnden Führungen

Also Crunchtime, Nervensache. Mal legte Herne vor, mal Nördlingen. 50 Sekunden vor Schluss zog Mingo resolut zum Korb, stellte auf 71:71, aber im Gegenangriff war Beasley nicht zu stoppen und traf ebenfalls. Herne hatte noch 15 Sekunden für den letzten Angriff, sprach in einer Auszeit die Optionen durch. Und entschied sich für Morawiec als „Go-to-girl“. Fünf Sekunden vor Schluss nahm Hernes Beste einen schwierigen Wurf, der Ball titschte auf den Ring. Davenport packte zu, Mingo musste foulen, Davenport blieb eiskalt, traf beide. Und Herne war geschlagen.

„Du führst 12:2, gibst das aber sofort mit 2:18 wieder her. Da muss man sich nicht wundern, wenn man verliert“, legte Marek Piotrowski den Finger in die Wunde. „Am Ende fehlte auch etwas Glück, aber Glück hat meist der Bessere.“ Aufgeben gilt für den HTC-Coach aber nicht. „Eine große Chance haben wir vergeben, jetzt müssen wir am Mittwoch in Göttingen gewinnen.“

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Eigner Angels Nördlingen – Herner TC 75:71

Viertel: 20:14, 17:22, 18:14, 20:21

Angels: N. Davenport (22/1 Dreier, 8 Rebounds), Beasley (15), Lehtoranta (10/3), Brochlitz (8/2), Viksne (8), Hasle-Lagemann (4), Bertholdt (4), Kambach (4), Löffler.

HTC: Morawiec (19/3), Svetlikova (17/1), Zolper (12/1), Mingo (8), Smorto (6), Robinson (5/1), Reeves (4), Trzeciak, Kidwell, Reich, Tkachenko.

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