Leverkusen/Herne. In Leverkusen flattern beiden Teams die Nerven, aber am Ende jubelt der Herner TC und zieht mit dem Nichtabstiegsplatz gleich.
Eine Nervenschlacht ist gewonnen, die Hoffnung lebt. Im Kellerduell bei den Wings Leverkusen erkämpften sich die Bundesliga-Basketballerinnen des Herner TC einen 71:69 (37:37)-Erfolg, zogen mit Göttingen auf dem ersten Nichtabstiegsplatz gleich und können sich den Klassenverbleib in den kommenden sechs Partien noch aus eigener Kraft sichern. Für die Leverkusenerinnen hingegen gehen die Lichter in der 1. DBBL langsam aus.
Es war eine Zitterpartie mit Ansage. Viel Tempo, viel Leidenschaft, viel Herzblut, aber auch viele, viele Fehler. Verlegte 1:0-Layups, Pässe ins Nirgendwo, lasches Rebounding, falsche Entscheidungen. Und weil sich beide Teams da in nichts nachstanden, war es von der ersten Minute bis zur letzten Sekunde knalleng. Fast durchgängig führte Herne, aber nie höher als mit acht Punkten, nur beim 5:4 (2.) und Mitte des dritten Viertels hatte Leverkusen mal die Nase hauchdünn mit ein, maximal zwei Pünktchen vorn. Dass der HTC sogar nach seiner höchsten Führung, dem 69:61 zwei Minuten vor Schluss, noch einmal in Bedrängnis geriet, passte zu diesem nervenaufreibenden Spielverlauf. „Am Ende zählt nur der Sieg, egal ob mit zwei oder zehn Punkten“, atmete Marek Piotrowski auf. „Wie heißt doch das Sprichwort? Den Sieger sollte man nicht verurteilen.“
Marek Piotrowski: „Es war ein typisches Spiel für diese Drucksituation“
Weil er in seiner langen Trainerlaufbahn schon alles erlebt hat, hatte Hernes Headcoach mit nichts anderem gerechnet. „Es war ein typisches Spiel für diese Drucksituation. Wir haben uns ein paar mal auf sieben, acht Punkte abgesetzt, das aber sofort wieder verschenkt. Am Ende hatten wir diesmal die Coolness und das Glück, das man in solchen Spielen braucht.“ Entwarnung wollte Piotrowski gleichwohl nicht geben. „Es war nur ein erster, kleiner Schritt. Aber auch einer, der für die Moral ganz wichtig ist.“ Seinen Dank richtete er an die zahlreich mitgereisten Fans, darunter auch viele Cheerleaderinnen der BTC-Claws. „Sie haben ordentlich Lärm gemacht und waren für uns ein großer Rückhalt. Die Fans haben ihren Teil zum Sieg beigetragen.“
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Anders als in vielen Spielen zuvor, war der HTC offensiv sofort hellwach und traf durch Aldona Morawiec und Laura Zolper gleich die ersten Würfe. Defensiv aber klafften noch Lücken, die Ellenrieder und Taylor mit dem ersten ihrer vier Dreier zum 5:4 (2.) ausnutzten. Danach nahm Herne das Heft in die Hand, stellte mit einem 6:0-Run auf 5:10 (4.) und später auf 10:15 (6.), ließ die Wings in der Schlussphase des ersten Viertels aber wieder herankommen.
Ähnlich verlief der zweite Abschnitt. Zweimal lag Herne mit sieben Punkten vorn (23:30 und 28:35), aber Leverkusen kämpfte sich wieder heran. Neben Topscorerin Myah Taylor (22 Punke), die mehrfach in Herne mittrainiert hatte, trumpfte auch eine zweite Spielerin mit Herner Vergangenheit groß auf: Lisa Koop dominierte unter den Körben, packte sich viele Offensivrebounds und kam oft im zweiten oder dritten Versuch zum Korberfolg.
Mit Gleichstand (37:37) ging es in die Halbzeit, danach wechselte die Führung mehrfach, bis Morawiec mit ihrem Dreier einen kleinen Herner 7:0-Lauf zum 51:59 (29.) einleitete. Davon zehrten die Gäste bis in die Schlussphase. Zwei Minuten vor Schluss nahm Wings-Trainer Boris Kaminski seine „Türme“ vom Feld und stellte mit kleinen Spielerinnen auf Ganzfeldpresse um. Unter der Regie von Tayler Mingo spielte der HTC sich dennoch gut durch, vergab aber leichte Würfe, so dass die Wings bis auf 66:69 verkürzen konnten. Als Herne die Shotclock ablaufen ließ, kamen die Wings 24 Sekunden vor Schluss noch einmal an den Ball, brauchten einen Dreier zum Unentschieden. Herne verteidigte aggressiv, schließlich blockte Svetlikova einen Zweier, dann erkämpfte Laura Zolper den Ball und erhöhte auf 66:71. Nur fünf Sekunden später aber rauschte der nächste Taylor-Dreier durch die Herner Reuse. 2,5 Sekunden waren noch auf der Uhr, Herne nahm Auszeit, durfte das Spiel danach in der gegnerischen Hälfte fortsetzen. Das reichte, um die Wings nicht noch einmal an den Ball kommen zu lassen. Und dann brach der Herner Jubel aus.
Wings Leverkusen – Herner TC 69:71
Viertel: 17:18, 20:19, 15:22, 17:12
Wings: Taylor (22/4 Dreier), Koop (15, 9 Rebounds), Kvederaviciute (12), Kröger (10), Cherry (4), Marre (3), Ellenrieder (2), Wolff (1), Gomann, Okpara, Middeler, Kröner.
HTC: Svetlikova (15/1), Robinson (14/1), Morawiec (13/1), Reeves (13/1), Mingo (7/1), Zolper (6), Trzeciak (3), Tkachenko.
Statistik (Leverkusen – HTC): Zweier: 47 % (18/38) – 48 % (22/46); Dreier: 22 % (4/18) – 26 % (5/19); Freiwürfe: 78 % (21/27) – 75 % (12/16); Rebounds: 41 – 30; Assists. 8 – 15; Steals: 4 – 13; Turnovers: 16 – 7; Blocks 0 – 4; Fouls: 20 – 22.
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