Herne. Anfangsphase beim 74:88 gegen Alba Berlin muss aufgearbeitet werden. Danach zeigt der HTC sein Potenzial.

Zu schnell, zu bissig, zu gut: Wie ein Orkan fegten die Gäste von Alba Berlin von Beginn an übers Parkett der H2K-Arena, und Hernes Basketballerinnen schauten erst staunend, dann fast verschüchtert zu. Es war ein ungleiches Duell, in dem der Vorletzte der 1. Bundesliga dem Zweiten hoffnungslos unterlegen war. Bis zum 4:21 nach sieben Minuten. Dann traf Paige Robinson für drei, und endlich nahm auch Herne am Spiel teil. Es reichte zwar nicht mehr, um die Berlinerinnen ernsthaft in Bedrängnis zu bringen, aber der HTC wurde vom Spielball zum ebenbürtigen Gegner. Am Ende hatte Herne zwar 74:88 (31:45) verloren, aber eine nicht unwichtige Erkenntnis gewonnen: Schaffen sie es, ein ganzes Spiel konstant ihr Potenzial abzurufen, können die Hernerinnen mit fast jedem Team in der DBBL mithalten. Noch ist der Abstiegskampf nicht verloren.

Die Anfangsphase aber muss dringend aufgearbeitet werden. Während die gut abgestimmten Berlinerinnen die schläfrige HTC-Abwehr mit schnellen Passfolgen auseinandernahmen und zu leichten Punkten kamen, hatten die Gastgeberinnen größte Mühe, den Ball gegen die galligen, ständig doppelnden Gegnerinnen überhaupt nach vorne zu tragen. Und wenn es mal klappte, waren die Wurfpositionen oft so schlecht, dass nichts durch die Reuse fiel. Bei 2:8 (3.) rief Predrag Stanojcic zur ersten Auszeit. Ohne Erfolg. Bald hieß es 2:16 (6.), dann 4:21 (7.) und 7:28 (10.). Ein Debakel bahnte sich an.

Herner TC kommt immer besser ins Spiel

Langsam aber gewöhnte sich Herne an das hohe Spieltempo, leistete sich weniger naive Ballverluste und spielte auch einige schöne Körbe heraus. Dennoch blieb Alba die bessere Mannschaft und baute den Vorsprung auf 27 Punkte aus (16:43/17.). Die Schlussphase der ersten Hälfte aber ließ staunen: Berlin ließ es ein klein wenig schleifen, plötzlich passten die Herner Würfe, und binnen drei Minuten verkürzte der HTC mit einem 15:2-Run zum 31:45-Pausenstand.

Auch im Publikum machte sich wieder etwas Hoffnung breit. Doch ihre Aufholjagd konnten Mingo und Co. nach Wiederbeginn nicht fortsetzen. Sobald der Vorsprung einstellig zu werden drohte und die Heeerne-Rufe von den Rängen lauter wurden, steigerten die Gäste Tempo und Intensität und setzten sich wieder ab. Zwischen 14 und 22 Punkten pendelte der Abstand, und nichts deutete darauf hin, dass es noch einmal spannend werden könnte.

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Wurde es auch nicht. Zwar lief Sona Svetlikova jetzt heiß und markierte im Schlussviertel gleich zwölf Punkte, aber auf jeden kleinen Herner Lauf hatten Marie Bertholdt, Deeshyrah Thomas oder Theresa Simon eine passende Antwort. In letzter Minute brachte Kapitänin Tayler Mingo den HTC noch auf 74:83 heran, aber die letzten fünf Punkte packten Laina Snyder und Lucy Reuss dann wieder aufs Berliner Konto.

Mit den letzten drei Spielabschnitten war Predrag Stanojcic im Prinzip zufrieden. Marek Piotrowskis Assistent, der wie in den letzten Partien coachte, legte aber auch den Finger in die Wunde. „Wir haben keine Defense gespielt im ersten Viertel und auch keine Offense. Wir können keine Spiele gewinnen, wenn wir ein oder zwei Viertel abschenken.“

Sicher ist das eines der Themen, an denen der HTC intensiv arbeiten muss. Dafür haben Piotrowski und Stanojcic jetzt drei Wochen Zeit. Die Partie in Göttingen wurde vom kommenden Samstag auf den 28. Februar verlegt, das Karnevalswochenende ist spielfrei, weil die DBB-Auswahl am Olympia-Qualifikationsturnier in Brasilien teilnimmt. Ihr nächstes Spiel bestreiten die HTC-Frauen am 17. Februar zuhause gegen Hannover, danach geht es binnen acht Tagen dreimal auswärts in Nördlingen, Göttingen und Halle um die Wurst.

Herner TC – Alba Berlin 74:88

Viertel: 9:28, 22:17, 21:24, 22:19

HTC: Mingo (16/2 Dreier), Robinson (16/3), Svetlikova (14), Zolper (11/1), Morawiec (9/1), Reeves (6), Trzeciak (2), Tkachenko.

Berlin: Bertholdt (17/3), Simon (14/2), Thomas (12/1), Mulligan (12), Grigoleit (8), Snyder (6), Rosemeyer (6), Stammberger (6), Kreyenfeld (4), Reuss (3/1), Höfermann, Schwartau.

Statistik (HTC – Alba): Zweier: 62 % (18/29) – 62 % (25/40); Dreier: 26 % (7/26) – 38 % (7/18); Freiwürfe: 77 % (17/22) – 77 % (17/22); Rebounds: 29 (8 offensiv, 21 def.) - 28 (7, 21); Assists: 11 – 19; Steals: 13 – 18; Turnovers: 25 – 19; Fouls: 16 – 18.

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