Herne. Ein Blick auf den Scoutingbogen macht Predrag Stanojcic fassungslos. Nun warten drei Auswärtsspiele und das Saisonfinale gegen Saarlouis.

Hernes Bundesliga-Basketballerinnen taumeln dem Abstieg aus der 1. Bundesliga entgegen. Wie vor drei Wochen beim Heimdebakel gegen Alba Berlin waren sie auch gegen die TK Hannover Luchse in allen Belangen unterlegen und kleben nach dem 62:86 (32:43) weiterhin auf dem vorletzten Platz fest. Wie der HTC das Blatt noch wenden will, ist angesichts dieser erneut enttäuschenden Vorstellung und des happigen Restprogramms mit drei Auswärtsspielen binnen einer Woche und dem Saisonfinale gegen Saarlouis ein großes Rätsel. Vielleicht kann der alte Magier Marek Piotrowski ja noch einen Zaubertrank anrühren, der den Herner TC aus seiner Lethargie reißt und zu ungeahnten Taten beflügelt.

Sein Assistent Predrag Stanojcic, der in dieser Spielzeit zunehmend das operative Trainergeschäft übernommen hat, sucht bislang vergeblich nach der passenden Rezeptur. In drei Trainingswochen gelang es nicht, die richtigen Schlüsse aus dem Alba-Spiel zu ziehen und die Fehler abzustellen. Wieder verteidigten die Hernerinnen viel zu brav, wieder wirkte ihr Angriffsspiel konzept- und ideenlos, wieder suchten sie ihr Heil in Einzelaktionen und Risikopässen unter den Korb. Schnell wurden diese gravierenden Mängel für alle in der Halle offensichtlich. Auch Frank Dudda. gewiss kein ausgewiesener Basketball-Experte, brauchte ganze vier Minuten für eine zutreffende Erkenntnis: „Unsere spielen ja ohne Verteidigung“, wunderte sich Hernes Oberbürgermeister.


Zu diesem Zeitpunkt stand es 5:11, der Start war wieder einmal vermasselt. Und es wurde nicht besser. Dabei hatte Paige Robinson die Partie mit einem feinen Dreier eröffnet. Danach aber machten die Hernerinnen keine großen Anstalten mehr, gute Distanzwerferinnen wie Robinson, Laura Zolper oder Aldona Morawiec durch Laufarbeit und schnelle Passfolgen freizuspielen. Stattdessen suchten sie immer wieder den Weg unter den Korb, wo Brittany Reeves gegen Hannovers Reboundkönigin Brianna Rollerson hoffnungslos überfordert war.

Unter den Körben war Dominanz Hannovers klar zu sehen.
Unter den Körben war Dominanz Hannovers klar zu sehen. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Rein äußerlich wirkten die beiden Centerinnen wie Schwestern, ihre Wirkung auf dem Parkett aber konnte unterschiedlicher nicht sein. Für Rollerson wies der Scoutingbogen am Ende 22 Punkte, sagenhafte 20 Rebounds, darunter neun offensive, sowie einen Effizienzwert von 41 aus, Reeves traf zwar für acht Punkte, erkämpfte sich aber keinen einzigen Abpraller und hatte einen negativen Effizienwert (-2).

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Stanojcic reagierte auf dieses ungleiche Duell unter den Körben, versuchte es mit den anderen „Bigs“. Doch auch Olga Trzeciak (0 Rebounds) und Sona Svetlikova (2) bissen bei Rollerson auf Granit. Unter den Brettern ging nichts für Herne.

Weil der HTC aber unbedingt mit dem Kopf durch die Wand wollte, verpuffte eine Angriffssequenz nach der anderen ohne Korberfolg, und im Gegenzug hatten die Luchse mit der starken Ex-Hernerin Sarah Polleros leichtes Spiel. Schnell ließen sie den Ball zirkulieren, kamen häufig zu offenen Würfen und hatten wenig Mühe, sich über 9:21 (8.) bis zum Viertelende auf 16:26 abzusetzen.

Die letzten sieben HTC-Punkte gingen allesamt auf das Konto von Aldona Morawiec, die Herne damit noch einigermaßen im Spiel hielt. Im zweiten Abschnitt konnte der HTC vor allem dank Robinson noch einmal auf sieben Punkte verkürzen (25:32/15.), aber zwei späte Rollerson-Körbe bescherten den Luchsen dann doch wieder eine zweistellige Halbzeitführung (32:43).

Wieder zurück auf dem Feld, ließen Polleros und Jongeling gleich zwei Dreier durch die Herner Reuse segeln und erstickten jegliche Hoffnung auf eine etwaige Wende im Keim. Bis zum Ende des dritten Viertels pendelte der Gäste-Vorsprung zwischen 15 und 18 Punkten. Im Schlussabschnitt kam der HTC dank eines 8:0-Runs noch einmal von 49:70 (34.) auf 57:70 (36.) heran, die Luchse aber bissen sofort zurück, bauten ihre Führung weiter aus und brachten den ungefährdeten Sieg leicht und locker ins Ziel.

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Predrag Stanojcic war bedient, zeigte immer wieder auf den Scoutingbogen. „Rollerson holt 20 Rebounds, bei unseren Großen stehen null, null, zwei und eins. Wir konnten unter den Brettern nicht mithalten und die Gegner auch nicht verteidigen“, legte Hernes Coach den Finger in die Wunde.

Es war nicht die einzige.

Herner TC – TK Hannover Luchse 62:86

Viertel: 16:26, 16:17, 15:19, 15:24

HTC: Robinson (14/2 Dreier), Morawiec (10/2, 7 Rebounds), Reeves (8), Zolper (7), Svetlikova (7), Mingo (6), Smorto (6), Trzeciak (4), Tkachenko, Kidwell, Bielefeld, Reich.

TKH: Rollerson (22, 20 Reb.), Polleros (12/2), Stockton (11), Tzokov (9/3), Jongeling (9/1), Taylor (9/1), Farcy (6), Hanson (5/1), Gustafsson (3), Schaake.

Statistik (HTC – TKH): Zweier: 41 % (16/39) – 50 % (24/48); Dreier: 22 % (4/18) – 36 % (8/22), Freiwürfe: 81 % (18/22) – 77 % (14/18); Rebounds: 25 (6 offensiv, 19 def.) - 48 (18, 30); Assists: 10 – 12; Steals: 11 – 7; Turnovers: 14 – 18; Fouls: 17 – 16.

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