Herne. Der Herner Handball-Oberligist beendet das Jahr auf Platz vier. Raum für eine Entwicklung gibt es - auch, weil 2024 der Regisseur fehlen wird
„Ein Highlight?“, fragt Stephan Krebietke und denkt einige Sekunden lang nach. „Es gab nicht das eine“, ist seine Antwort. Die Wahl dürfte auch als Unbeteiligter schwerfallen. Der HC Westfalia Herne hat mit dem Sieg gegen den TuS Bommern ein ereignisreiches und erfolgreiches Jahr 2023 beendet.
Da war der Klassenerhalt in der ersten Oberliga-Saison auf dem sechsten Platz, der Sieg im Kreispokal, das Finale im Westfalenpokal und von den kleinen Höhepunkten an den einzelnen Spieltagen dieser Saison ganz zu schweigen. Dem Trainer der Herner Oberliga-Handballer fällt dann doch noch ein Highlight ein: „Das erste Spiel bei den Sportfreunden Loxten, das wir gewonnen haben, war verdammt wichtig. Das hat die Basis für das gute Gefühl in der Mannschaft gelegt.“
Vier Monate später ist dieses gute Gefühl immer noch da. Der HCW hat die erste Saisonphase auf dem vierten Platz beendet. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt auch Dirk Wiesner, der Sportliche Leiter der Herner. „Man sagt ja, das zweite Jahr ist immer das schwerste, dafür schlagen sich die Jungs richtig gut.“ Mit dem Abstieg, meint er, werde man in dieser Saison wohl nichts mehr zu tun haben. „Soweit kann ich mich wohl aus dem Fenster lehnen.“
Die Verantwortlichen des HC Westfalia Herne genießen die Situation
Die Verantwortlichen genießen die aktuelle Situation. Aber eine 100-Prozent-Mannschaft ist der HC Westfalia noch lange nicht. „Es fehlt sicherlich noch das eine oder andere Quäntchen, um mit den Großen mithalten zu können“, meint Wiesner.
Das sieht auch Krebietke so: „Wir schauen sehr auf die Entwicklung, da haben wir gute erste Schritte gemacht. Es geht aber noch einiges besser.“ Einigkeit besteht darin, dass die Herner einige ihrer bislang neun Saisonsiege durchaus glücklich geholt haben. „Solche Spiele zu gewinnen, ist nicht selbstverständlich“, bestätigt HCW-Kapitän Richard Sibbel.
Diese Siege kurz vor Schluss sind ein schmaler Grat – auch in der Analyse. „Wir haben uns da immer in der Situation gehalten, dass wir Spiele bis zum Ende offen halten konnten“, sagt Sibbel. Clever und abgezockt habe sich die Mannschaft in den besten Momenten gezeigt, meint Wiesner.
Julian Schneider steht dem HCW vorerst nicht mehr zur Verfügung
Auf der anderen Seite sind solche Spiele auch der noch nicht überbordenden Erfahrung im Kader zuzuschreiben. Denn es ist für den Großteil des Kaders eben erst die zweite Saison in der Oberliga. Ein gestandener Oberligist ist Herne noch nicht. „Wir machen es derzeit nicht mit Erfahrung, sondern durch unser Tempo und Spiel wett“, meint Krebietke.
Und in einigen Spielen auch immer wieder durch Julian Schneider. Der ehemalige Zweitliga-Spieler war der Regisseur im Rückraum einer ansonsten noch sehr jungen Mannschaft. „In schwierigen Phasen hat er uns sehr geholfen“, sagt Krebietke.
Im kommenden Jahr wird er diese Hilfe nicht mehr sein. Wie vorher mit dem Verein abgesprochen, wird er erstmal nicht mehr spielen. Ein Comeback in Herne ist nicht ausgeschlossen. Nur der Zeitpunkt steht noch nicht fest. „Er würde uns sicherlich auch in anderer Position im Verein weiterhelfen“, sagt Wiesner. „Am liebsten würden wir ihn natürlich auf der Platte sehen.“
HC Westfalia Herne ist mit fünf Zugängen in die Saison gegangen
Schneider war einer von fünf Neuen, die sich in dieser Saison bei der Westfalia tummelten. Henri Drees, Tobias Böck, Tobias Spiekermann und Emil Weste: Das Quartett hat sich nach einigen Startschwierigkeiten schon gut in das Herner Spiel integriert.
Weste ist in seiner ersten Oberliga-Saison der erfolgreichste Herner Werfer (Krebietke: „Er ist eingeschlagen wie eine Bombe.“). Spiekermann und Böck beweisen ebenfalls immer wieder ihre Torgefahr. Drees wurde nach einigen Spielen von einer Verletzung zurückgeworfen.
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Die Rückrunde wird für sie nicht einfacher. Die Lücke, die der Abgang von Julian Schneider reißen wird, müssen die Rückraumspieler füllen. Das funktionierte in der Vergangenheit schon gut. „Sie müssen nun selber laufen lernen“, meint Krebietke. Auch Weste wird es nicht mehr so leicht haben. Er dürfte beim Videostudium der Gegner ein paar Minuten extra bekommen.
Der HCW-Trainer will keinen Druck aufbauen
Für die restlichen Spiele will Dirk Wiesner vor allem Kontinuität sehen. „Die Jungs sind gut und haben ein gesundes Selbstvertrauen“, sagt er. So weit oben wie möglich soll man, geht es nach dem Sportlichen Leiter, im kommenden Jahr spielen. „Es wird eine schwierige Aufgabe“, meint Krebietke.
In der zweiten Saisonphase noch einmal 18 Punkte zu holen, wäre sicherlich nicht schlecht, „aber ich will da gar keinen Druck aufbauen“, betont der HCW-Trainer. Ein paar Ausreißer sind dabei wieder eingepreist – sowohl nach oben als auch nach unten. Das große Zittern dürfte beim HC Westfalia nicht mehr aufkommen. Die Chancen stehen auch gar nicht schlecht, dass noch das ein oder andere Highlight hinzukommt.
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