Herne. Das Spiel des Herner TC in Halle geht in der Schlussphase 54:57 verloren. In dieser Partie macht sich auch der Ausfall einer Spielerin bemerkbar.

Das war zu wenig. Nur eine Viertelstunde lang lieferte der Herner TC bei den Gisa Lions SV Halle eine starke Leistung ab, dann verloren Hernes Bundesliga-Basketballerinnen komplett den Faden und am Ende auch ein Spiel, das nie und nimmer aus der abgegeben werden durfte.

Zwei Minuten vor Schluss noch mit fünf Punkten vorne, verzettelten sich gerade die erfahrenen Spielerinnen in kopflosen Aktionen, ließen jegliche Cleverness vermissen und mussten mit ansehen, wie die Lions das Blatt noch wendeten und einen 57:54 (22:33)-Sieg bejubelten.

Trainer des Herner TC: „Wir haben es am Ende wie die Idioten ausgespielt“

Marek Piotrowski verstand die Welt nicht mehr. Hernes Cheftrainer beklagte insbesondere Kristina Topuzovics falsche Entscheidung sieben Sekunden vor Schluss und ein unsportliches Foul, mit dem Nicole Enabosi direkt nach den anschließenden Auszeiten sein Konzept für die letzten Sekunden ad absurdum führte. „Damit war unser Plan total weggeschmissen“, ärgerte sich Piotrowski. „Das war eine dieser Niederlagen, die komplett unnötig sind. Wir haben es am Ende wie die Idioten ausgespielt, keine hat einen kühlen Kopf behalten.“

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Dabei sah es anfangs nach einer eher deutlichen Angelegenheit für den Tabellenfünften aus. Von 9:9 (4.) zog der HTC mit einer 8:0-Serie auf 17:9 (6.) davon und ließ sich auch nicht von der Ganzfeldpresse beeindrucken, auf die Lions-Trainerin Katerina Hatzedaki dann phasenweise umstellte. Fast immer brachten die Gäste den Ball sicher nach vorn, steckten durch auf eine freie Mitspielerin, punkteten aus der Nahdistanz oder zogen Fouls. So hatte die Acht-Punkte-Führung auch am Ende des ersten Viertels noch Bestand (15:23).

Debütantin Katarzyna Trzeciak spielt stark auf

Zu Beginn des zweiten Abschnitts packten Jelena Vucetic und die stark aufspielende Debütantin Katarzyna Trzeciak noch sechs Punkte drauf, und beim 15:29 (13.) bezweifelten wohl die meisten Beobachter, dass die bis dahin zahn- und planlosen Löwinnen diesen Gegner zur Strecke bringen könnten.

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Zwar schlichen sich nach dem 19:33 (15.) bei Herne viele Nachlässigkeiten ein, die zu unnötigen Ballverlusten führten, und auch die Wurfausbeute wurde immer schwächer, doch weil auch Halle offensiv keine Lösungen fand, änderte sich auf dem Scoreboard wenig. In den letzten fünf Minuten der ersten Hälfte blieb der HTC ohne jeden Punkt, und auch die Lions brachten lediglich einen Dreier durch Jasmine Gill zum 22:33-Halbzeitstand im Korb unter.

Der Pausendrink aber bekam den Gästen gar nicht. Während Halle jetzt die Intensität deutlich steigerte, schneller und aggressiver verteidigte und auch energischer den Korb attackierte, wurden die Hernerinnen noch fahriger und verdaddelten die Bälle reihenweise. Diese Einladungen nahmen die Lions gerne an, machten weitere 13 Punkte in Folge und lagen beim 35:33 (24.) erstmals wieder vorn. Erst dann beendete Nicole Enabosi mit einem Freiwurftreffer die insgesamt zehnminütige Herner Totalflaute, musste kurz darauf aber auf die Bank, weil sie Kasparkova mehrfach fast ungehindert zum Korb ziehen ließ.

Ausfall von Veronika Remenárová macht sich schmerzlich bemerkbar

Die für sie eingewechselte Sofia Pelander machte es allerdings auch nicht viel besser. Nicht erst in dieser Phase machte sich der Ausfall von Veronika Remenárová schmerzlich bemerkbar. Mit ihr fehlte dem HTC eine ganz wichtige Option unter den Brettern. Die zuletzt so formstarke Slowakin hatte sich in Nördlingen am Knie verletzt und wird noch eine ganze Weile fehlen.

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So setzte sich Halle auf 41:36 (26.) ab, ehe Herne wieder etwas engagierter am Spiel teilnahm und bis zum Viertelende auf 43:42 herankam. Als der HTC den Schlussabschnitt mit einem 8:2-Run zum 45:50 (35.) eröffnete, deutete wieder vieles auf einen Herner Sieg hin. Die Lions warfen lauter Fahrkarten, erkämpften sich aber über Offensivrebounds eine zweite, dritte und vierte Chance, bis Pelander Simpson beim Dreier-Versuch foulte. Die Britin zeigte aber Nerven und brachte keinen ihrer drei Freiwürfe ins Ziel (37.).

Neuzugang übernimmt im ersten Spiel Verantwortung

Das hätte der psychische Knacks für den Abstiegskandidaten sein können – wenn der HTC es denn ausgenutzt hätte. Aber das Team versagte total. Mit einer Ausnahme: Kataryna Trzeciak übernahm in ihrem ersten Spiel für Herne Verantwortung, zog zweimal clever zum Korb, wurde gefoult und verwandelte alle vier Freiwürfe.

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Mit einer Herner 52:47-Führung (38.) ging es in die Crunchtime. Laura Schnkel und Jasmine Gill brachten die Lions auf 53:54 (39.) heran, Jelena Vucetics Dreier fiel nicht, im Gegenzug traf Simpson zum 55:54 für Halle. 41 Sekunden waren noch auf der Uhr, Herne hatte den Ball, Tayler Mingo verlor ihn wieder, aber auch die Lions konnten ihren Angriff nicht erfolgreich abschließen.

Drei Sekunden vor Schluss ist der Deckel drauf

Etwa zehn Sekunden blieben Herne für einen Schnellangriff. Kristina Topuzovic dribbelte entschlossen nach vorn, doch statt mit Korbleger abzuschließen, passte sie zu Jelena Vucetic, die mit Ball über die Baseline trat. Sofort nahm Piotrowski eine Auszeit, seine Kollegin tat es ihm gleich, und das Spiel wurde mit Einwurf für die Lions fortgesetzt.

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Noch bevor der Ball wieder im Spiel war, checkte Enabosi eine Gegnerin – eine Dummheit, die zurecht als unsportliches Foul geahndet wurde. Gill traf einen von zwei, es ging erneut mit Einwurf für die Lions weiter. Der HTC musste foulen, tat es, und Meret Kleine-Beek machte drei Sekunden vor Schluss von der Linie den Deckel drauf. Ärgerlich.

Viertel: 15:23, 7:10, 21:9, 14:12.

Halle: Gill (13/1 Dreier), Vanderwal (11/1), Kasparkova (10), Schinkel (7/1), Kleine-Beek (5/1), Simpson (5/1), Tanacan (4), Thomas (2), Kreuter, Grudzien, Stach, Oswald.

HTC: Trzeciak (13/2), Vucetic (11/1), Pelander (11), Enabosi (8), Mingo (7/1), Topuzovic (4), Zolper, Polleros, Groll, Köhne.

Statistik (Halle – HTC) – Zweier: 37 % (15/41) - 47 % (14/30); Dreier: 28 % (5/18) - 29 % (4/14); Freiwürfe: 63 % (12/19) - 70 % (14/20); Rebounds: 33 (13 offensiv, 20 def.) - 29 (8 off., 21 def.); Assists: 5 - 5; Turnovers: 11 - 14; Steals: 9 - 6; Fouls: 20 - 20.