Herne. Der Herner TC beendet die Hinrunde in der DBBL nach der Pleite in Keltern auf Platz sechs. Die Niederlage beim Meister war allerdings vermeidbar.
Passabel gekämpft, mäßig gespielt, katastrophal geworfen: So lässt sich der Auftritt des Herner TC am Sonntagnachmittag bei den Rutronik Stars Keltern zusammenfassen. Unter dem Strich summierte sich das zu einer 61:71 (30:33)-Niederlage der Herner Bundesliga-Basketballerinnen beim deutschen Meister. Verdient, aber vermeidbar. Herne rutschte damit vom vierten Tabellenplatz ab und beendete die Hinrunde der Toyota-DBBL auf Rang sechs.
Herner TC liefert sich mit Keltern das erwartet enge Spiel
Lange war es vor fast leeren Rängen im Schulzentrum Dietlingen das erwartet enge Spiel zweier zuvor punktgleicher Tabellennachbarn. Bis zur Halbzeitpause wechselte die Führung mehrfach, nie konnte sich ein Team höher als mit vier Punkten absetzen. So vergleichbar die Effektivität, so unterschiedlich die Herangehensweise in der Offensive. Während Keltern mit schnellen Passfolgen seine guten Dreierschützinnen in Position brachte, suchte der HTC sein Glück meist mit Anspielen unter den Korb.
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Die Wurfausbeute aber ließ stark zu wünschen übrig. Ob Jelena Vucetic, Taylor Mingo, Veronika Remenárová, Nicole Enabosi oder Kristina Topuzovic: Oft hart bedrängt, brachten Hernes Starting-Five-Spielerinnen den Ball aus der Nah- oder Mitteldistanz einfach nicht unter. Neun ihrer ersten elf Punkte sammelten die Gäste von der Freiwurflinie, bis zum Ende des ersten Viertels (17:16) trafen sie nur 23 Prozent ihrer Zweier und keinen von vier Dreiern.
Führung durch Unachtsamkeiten verschenkt
Im zweiten Viertel waren es vor allem Remenárová, aber auch Enabosi, die sich nun gut in Szene setzen konnten und auch aus dem Feld scorten. Die Slowakin beantwortete den mittlerweile fünften Dreier der Rutronik Stars mit dem ersten Herner Distanztreffer zum 26:26 (16.), und als zwei schnelle Enabosi-Körbe dem HTC in der 18. Minute sogar eine 30:26-Führung bescherten, schienen die Gäste endgültig im Spiel angekommen. Doch was sie sich mit Mühe erarbeitet hatten, schenkten die Piotrowski-Schützlinge durch viele kleine Unaufmerksamkeiten leichtfertig wieder her. In den letzten anderthalb Minuten der ersten Hälfte ließen sie noch vier Punkte von Mailis Pokk und einen Dreier von Milica Deura zur Kelterner 33:30-Pausenführung zu.
Dass dies erst der Anfang einer letztlich spielentscheidenden Herner Schwächeperiode war, konnte beim Wiederanpfiff noch niemand ahnen. Nachdem Laura Zolper per Freiwurf und Remenárová auf 35:33 (22.) gestellt hatten, ging beim HTC geschlagene sechs Minuten lang offensiv nichts mehr. Die Angriffe waren zu statisch, immer wieder verhedderten sich die Hernerinnen in der Kelterner Abwehr, und wenn sie überhaupt zum Abschluss kamen, warfen sie meist aus schwierigen Positionen. Auf der Gegenseite aber klappte fast alles. Die Kombinationen liefen, Herne bekam keinen Zugriff, und Pokk, Alexandra Kiss-Rusk, Matea Tavic und Sanja Mandic ließen sich diese Chancen nicht entgehen. Nach Kelterns viertelübergreifendem 23:3-Run zum 49:33 (27.) lag der HTC fast aussichtslos im Hintertreffen.
Richtig Feuer im Spiel
Erst dann löste sich der Knoten – spät, aber nicht unbedingt zu spät. Erst traf Mingo für drei, dann auch Topuzovic. Die Sterne zeigten Nerven, leisteten sich ein paar Ballverluste, und nach fünf weiteren Punkten durch Remenárová und Topuzovic war Herne zum Ende des dritten Viertels (49:44) wieder dran.
Jetzt war richtig Feuer im Spiel. Es ging hin und her, verbissen wurde um jeden Ball gekämpft. Herne kam durch die starke Remenárová auf 52:49 (31.) heran, dann setzte sich Keltern wieder leicht ab (59:52/34.), aber nach vier Zolper-Punkten und einem weiteren Topuzovic-Dreier zum 61:59 (36.) richtete sich alles auf eine hochspannende Crunchtime ein.
Auch eine fragwürdige Entscheidung zieht Herne den Stecker
Doch dazu waren die HTC-Frauen dann doch nicht mehr imstande. Vielleicht war es auch eine fragwürdige Entscheidung, die dem HTC endgültig den Stecker zog. Als Topuzovic beim 65:61 (37.) unter dem Kelterner Korb ein Offensivfoul gepfiffen wurde und Breanna Richardson im Gegenzug zum 67:61 traf, war es um Herne geschehen. In ihrer Hektik verhaspelten sich die Gäste bei ihren Angriffsversuchen, ein, zwei Notwürfe segelten vorbei, und Keltern machte durch Skobel und Mandic den Deckel drauf.
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„Letztlich war es eine verdiente Niederlage gegen einen keineswegs übermächtigen Gegner. Aber so kann man Keltern nicht schlagen“, war Marek Piotrowski besonders von einigen sonstigen Leistungsträgerinnen enttäuscht. „Null von Neunzehn“ zählte Hernes Headcoach in den ersten 28 Minuten für die Würfe von Topuzovic, Vucetic und Mingo: „Richtig stark waren heute nur Remenárová und in der ersten Halbzeit auch Enabosi.“ Zwar fand Piotrowski die Leistung insgesamt „nicht okay“, aber auch eine schwächere Partie gesteht er seinem Team durchaus zu. „So was passiert schon mal. Wir müssen das schnell vergessen und uns neu fokussieren. Am Mittwoch kommt Marburg zum Rückrundenauftakt nach Herne. Das ist ein ganz wichtiges Spiel.“
Rutronik Stars Keltern – Herner TC 71:61
Viertel: 17:16, 16:14, 16:14, 22:17.
RSK: Pokk (12/2 Dreier), Mandic (11), Skobel (10/2), Kiss-Rusk (10), Richardson (9), Deura (8/2), Tavic (8/1), Carter (3/1), Pavic, Schüler.
HTC: Remenárová (20/1), Enabosi (12), Topuzovic (11/3), Mingo (8/2), Zolper (7), Vucetic (2), Pelander (1), Polleros, Domuzin, Groll, Köhne.
Statistik (RSK – HTC) – Zweier: 55 % (21/38) – 41 % (14/34); Dreier: 38 % (8/21) – 32 % (6/19); Freiwürfe: 83 % (5/6) – 71 % (15/21); Rebounds: 28 (4 offensiv, 24 def.) - 37 (11 off., 26 def.); Assists: 17 - 10; Turnovers: 14 - 12; Fouls: 17 – 13.