Herne. Hernes Basketball-Trainer antwortet im WAZ-Interview auf die Fragen nach seiner Analyse, der Planung der nächsten Saison und seiner Zukunft.
Am Sonntagabend endete die Saison in der Toyota 1. Damenbasketball-Bundesliga. Mit 3:0 entschieden die Rutronik Stars Keltern die Finalserie gegen Osnabrück für sich und lösten den Herner TC als deutscher Meister ab. Für die Hernerinnen reichte es diesmal zum vierten Platz, nachdem sie die Hauptrunde noch als Zweiter abgeschlossen hatten. Im Gespräch mit Wolfgang Volmer blickt Hernes Cheftrainer Marek Piotrowski (62) auf eine schwierige Spielzeit mit besonderen Herausforderungen zurück.
Herr Piotrowski, welche Überschrift würde Sie dieser Saison geben?
Piotrowski Schlimmer geht immer. Oder alternativ: So wie es angefangen hat, so endete es auch.
Im Herbst 2020 ahnte niemand, dass uns Corona so lange und hart treffen würde. Von daher war nachvollziehbar, dass die Profiligen in die Saison starteten, etwas verspätet und zunächst mal ohne Fans. Letztendlich blieb es bei Geisterspielen. Wie beurteilen Sie das im Nachhinein?
Ja, wir haben gespielt, eine ganze Saison lang. Es hat nicht viel Spaß gemacht, ohne Zuschauer zu spielen, aber die Vorgaben waren einfach so, und da mussten wir durch. Wir wissen, dass es ein Privileg war, die unteren Ligen und auch andere Sportler durften gar nicht spielen. Einerseits haben wir uns über dieses Privileg gefreut, andererseits war die Freude ohne Zuschauer sehr begrenzt.
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Eine Bundesligasaison zu organisieren, vor allem auch zu finanzieren, ist nie so ganz einfach. Durch Corona kamen neue Probleme hinzu. Wie ist Herne damit fertig geworden?
Unsere finanziellen Möglichkeiten waren deutlich geringer als sonst ohne Einnahmen durch Zuschauer. Auch vielen unserer Sponsoren geht es durch die Pandemie wirtschaftlich nicht gut, das müssen wir akzeptieren. Wegen des begrenzten Budgets haben wir die Saisonvorbereitung verkürzt und auf ein Trainingslager verzichtet. Durch die Hygiene-Vorschriften waren auch die Trainingsmöglichkeiten eingeschränkt, teilweise gar nicht vorhanden. So haben wir erst im letzten Monat etwas in einem Fitnessraum gemacht, zuvor mussten wir acht Monate ohne Fitnessstudio auskommen.
Angesichts dessen kann sich der sportliche Verlauf doch absolut sehen lassen. Oder wie sieht Ihre Bilanz in der Rückschau aus?
Nach einer nicht eben optimalen Vorbereitung hatten wir direkt zu Beginn viele Verletzte. Lawrence, Bully und Stockton hat es gleich in den ersten Spielen erwischt. Damals dachten wir, das sei schlimm genug. Wir konnten dann aber etwas korrigieren, haben die Mannschaft ein bisschen ergänzt und waren auf einem sehr guten Weg. Anfang dieses Jahres haben wir attraktiven, wirklich guten Basketball gespielt. Da haben wir uns realistische Chancen ausgerechnet, in der Finalserie um die deutsche Meisterschaft spielen zu können. Wir haben uns ja dann auch auf den zweiten Platz der Hauptrunde vorgekämpft.
Und dann schlug das Verletzungspech erneut zu…
Ja, es kam doch noch schlimmer. Im letzten Hauptrundenspiel verletzten sich Goodwin und Pelander, im Viertelfinale erst Westerik, dann Zolper. Ab dem Halbfinale standen uns mindestens drei, vier Spielerinnen nicht zur Verfügung. Das Spiel um Platz drei war die Krönung. Da haben aus unserer ersten Siebener-Rotation sechs Spielerinnen gefehlt, nur hat das leider keiner so richtig wahrgenommen. Im Grunde hatten wir dort eine zweite Mannschaft auf dem Feld stehen.
Mehr als Platz vier war unter diesen Umständen nicht drin, oder?
Wenn man so viele Verletzungen hat in einer Saison, darf man sicher keine Wunder erwarten. Für uns ist das aber trotzdem sehr enttäuschend. Sicher gibt es viele, die sagen, Platz vier ist doch schön. Aber mit unserer Mannschaft wären wir unter normalen Umständen sicher in der Lage gewesen, mit den Topmannschaften der Liga mitzuhalten. Ein Spiel um Platz drei mit 40 Punkten zu verlieren, entspricht nicht der Stärke unserer Mannschaft. Aber in dem Moment war es halt so.
Was bleibt am Ende übrig? Welche Folgen hat diese Saison für die nächste? Gibt es schon Tendenzen?
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Was bleibt, ist in jedem Fall die sehr gute Entwicklung unserer deutschen Spielerinnen. Wir haben viele Schläge gekriegt und trotzdem einen sehr guten Teamspirit entwickelt. Wir sind bei allen Schwierigkeiten doch gut durchgekommen.
Und wirtschaftlich?
Das ist noch gar nicht zu sagen. Zur Zeit stellt es sich noch viel schwieriger dar als letztes Jahr, das Budget aufzustellen. Damals gingen alle davon aus, dass Corona zu Ende gehen würde. Aber nun hat uns das Virus schon so lange im Griff. Erst kam die erste Welle, dann die zweite, jetzt die dritte. Damit hat keiner gerechnet. Auch von unseren Sponsoren sind viele betroffen. Sie sehen sich nicht in der Lage, sich jetzt schon festzulegen. Das macht es natürlich sehr schwierig. Weil es keine Absteiger gibt, wohl aber zwei Aufsteiger, wird die Liga auf 14 Vereine aufgestockt. Das sind vier Spiele mehr, damit wird die Saison länger und die Kosten für Reisen, Wohnungen und Aufwandsentschädigungen steigen. Das macht die Sache nicht einfacher.
Sie haben den HTC 2001 übernommen, damals noch in der Landesliga, sind jetzt 20 Jahre Cheftrainer, und das neben Ihrer Arbeit als Arzt in einer Klinik. In dieser Saison haben Sie in zwei, drei Spielen das Coaching ihrem Co-Trainer Predrag Stanojcic überlassen. Ist das ein Modell für die Zukunft?
http://Herner_TC-_Polleros_und_Zolper_blühen_in_neuer_Rolle_auf{esc#231613985}[news]Das könnte das Modell sein, ist es aber wahrscheinlich nicht. Denn als Erstligist muss der HTC einen hauptamtlichen Jugendtrainer beschäftigen. Und wir gehen davon aus, dass auch in den anderen Ligen und der WNBL demnächst wieder gespielt wird. Einen zweiten hauptamtlichen Trainer kann sich der Verein aber finanziell nicht leisten. Wir werden also wohl mit einer ähnlichen Konstellation arbeiten wie in dieser Saison und sehen, dass wir uns die Aufgaben ordentlich teilen.
Und wie sieht es bei den Spielerinnen aus? Gibt es noch laufende Verträge oder sind schon neue unterschrieben?
Wir arbeiten intensiv daran, die Gespräche laufen. Wir hoffen, dass wir in der nächsten Woche die ersten Namen nennen können. Weil wir uns an die Vorgaben halten, können wir statt acht maximal sieben ausländische Spielerinnen unter Vertrag nehmen.