Herne. Der Herner TC muss im zweiten Halbfinalspiel der Playoffs in Osnabrück nicht nur wegen des verlorenen ersten Spiels vielen Widrigkeiten trotzen.

„Hoffentlich ist diese Saison bald zu Ende“: Als Marek Piotrowski dieser Stoßseufzer entfuhr, stand der Trainer der Herner Bundesligabasketballerinnen noch ganz unter dem Eindruck eines extrem unglücklichen Sonntagabends.

Soeben hatte der Herner TC das erste Halbfinalspiel um die Deutsche Meisterschaft denkbar knapp mit 59:60 gegen die GiroLive Panthers Osnabrück verloren, und, schlimmer noch, wieder einmal hatte sich eine HTC-Spielerin übel verletzt.

Herner TC muss auch auf Laura Zolper und Ae’Rianna Harris verzichten

Diesmal hatte es Laura Zolper erwischt, jene 20-Jährige, auf der dank ihrer fulminanten Auftritte nach den Ausfällen von Loryn Goodwin, Laura Westerik und Jelena Vucetic so große Hoffnungen lagen. Zolpers Handverletzung lässt einen Einsatz der Dreierspezialistin auch im Rückspiel an diesem Freitag um 18 Uhr (Livestream bei sporttotal.tv) nicht zu.

Doch das ist noch nicht das Ende der Herner Leidensgeschichte. Auch Ae’Rianna Harris wird in Osnabrück nicht dabei sein. „Sie ist krank, war sogar im Krankenhaus und kann nicht spielen“, verrät Piotrowski.

Herner Erfolg wäre eine faustdicke Überraschung

Somit wäre ein Herner Erfolg in Osnabrück schon eine faustdicke Überraschung. Aber selbst wenn der HTC verliert und ein entscheidendes drittes Spiel am Sonntag ab 16 Uhr in der H2K-Arena verpasst, hat sich Piotrowskis Wunsch noch nicht erfüllt. Denn dann geht es gegen den Verlierer des zweiten Halbfinales zwischen Keltern und Marburg um die Bronzemedaillen.

Also müssen der Cheftrainer und sein gerupftes Team weiter leiden. Ohne vier von fünf eingeplanten Optionen für die beiden Guard-Positionen sind Piotrowski und Assistant Coach Predrag Stanojcic zur Improvisation gezwungen. Vermutlich werden die 17-jährige Jule Groll und die noch zwei jüngere Lara Langermann in ihrem „Schnupperjahr“ mehr Minuten bekommen als geplant.

Chloe Bully muss wohl annähernd über die volle Spielzeit gehen

Die Hauptlast aber müssen andere tragen. Wie Chloe Bully. Nachdem sie das ganze letzte Jahr mit einem Kreuzbandriss ausfiel und auch in dieser Saison lange verletzt fehlte, muss die Belgierin wohl annähernd über die volle Spielzeit gehen.

Im Hinspiel wurde Bully nach Zolpers Ausscheiden beim Ballvortrag besonders von Powerforward Kristina Topuzovic unterstützt. Doch selbst die umtriebige Serbin, kämpferisch wie spielerisch eine der Besten der Liga, kann nicht überall sein.

Als One-Woman-Show ist kein Halbfinalspiel zu gewinnen

Und nachdem sie im ersten Spiel überragende 25 Punkte und 19 Rebounds auflegte, wird Panthers-Coach Sasa Cuic sich einiges einfallen lassen, um die durchsetzungsstarke Topuzovic zu bändigen.

Als One-Woman-Show aber ist ein Halbfinale um die deutsche Meisterschaft sowieso nicht zu gewinnen. Wenn es noch etwas werden soll mit einem dritten Spiel, müssen alle einsatzfähigen HTC-Damen ihre Topleistung abrufen. Das gilt auch und besonders für Dayna Rouse. Die US-Centerin war am vergangenen Sonntag überhaupt kein Faktor, während ihre nun erkrankt fehlende Kollegin „Ri“ Harris defensiv gut arbeitete, mit fünf Punkten und sechs Rebounds im Angriff aber weit unter ihren Möglichkeiten blieb.

Herausforderungen für die HTC-Defense

Auf Osnabrücker Seite hingegen schöpfte vor allem eine junge deutsche Flügelspielerin ihr Potenzial voll aus: Die 21-jährige Emma Eichmeyer nutzte zu große Freiheiten auf dem Parkett und sorgte mit 21 Punkten für gut ein Drittel der gesamten Panthers-Beute.

Damit stellte sie sogar die sonstige Topscorerin Samantha Fuehring (11) klar in den Schatten. Eichmeyer besser zu kontrollieren, ohne Fuehring oder der jungen Frieda Bühner unter den Körben mehr Raum zu geben, dies wird eine Herausforderung für die Herner Defense sein. Dabei darf sie die übrigen Panther keineswegs aus den Augen lassen. Denn auch die Ex-Hernerinnen Jenny Strozyk, Kata Takács und Katharina Fikiel können einem Spiel ihren Stempel aufdrücken.

Steht Marek Piotrowski also noch zu seinem Stoßseufzer vom vorigen Sonntag? „Abwarten“, sagt der 62-Jährige. „Aber schlimmer kann es kaum kommen. Trotzdem: Wir sind Sportler, und wir fahren nach Osnabrück, um die Serie auszugleichen.“ Ob das allen Widrigkeiten zum Trotz gelingen kann, wird am Freitag gegen 20 Uhr entschieden sein.

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