Herne. Beim 68:56 gegen den USC Freiburg glänzen die Basketballerinnen des Herner TC nur im zweiten Viertel. Loryn Goodwin nimmt das Heft in die Hand.
Der erste Schritt ist getan, noch ein Sieg trennt die Basketballerinnen des Herner TC vom Einzug in die Halbfinalspiele um die deutsche Meisterschaft. Mit 68:56 (41:24) bezwang der Hauptrunden-Zweite und Titelverteidiger die Eisvögel USC Freiburg, die sich diesmal aber wesentlich teurer verkauften als noch vor zwei Wochen, als sie an gleicher Stelle förmlich untergingen.
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Wirklich auf der Kippe stand der Erfolg der HTC-Damen zwar auch diesmal nicht, der Spielverlauf aber sollte ihnen eine Warnung sein: Ein Selbstläufer wird das Rückspiel am Ostersamstag in Freiburg nicht. Das ist mal sicher.
Herner TC: Trainer Marek Piotrowski ist nicht wirklich zufrieden
Das befürchtet auch Marek Piotrowski. Froh über den Sieg, aber keineswegs begeistert, ja nicht einmal wirklich zufrieden kommentierte der Herner Headcoach die Partie. „Wir wussten, dass Freiburg ein starker Gegner ist. Aber wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht und nach unserer klaren Führung zu viele einfache Punkte liegen gelassen und falsche Entscheidungen getroffen“, sagte Piotrowski und zog ein doch recht überraschendes Fazit: „Richtig gut waren nur zehn Minuten. Der Rest war Müll.“
Ob Piotrowski es ernsthaft so sah, oder ob seine krasse Bewertung schon Teil der mentalen Vorbereitung auf das Rückspiel ist, weiß nur der 62-Jährige selbst. Die eine oder andere seiner Spielerinnen aber muss er gewiss von seiner Kritik ausnehmen.
Loryn Goodwin setzt gerade in schwierigen Szenen wichtige Impulse
Wie Loryn Goodwin, die sich in Heidelberg am Daumen verletzte und mit bandagierter Wurfhand auflief. Hernes Point Guard war mit 21 Punkten bei einer starken 72-Prozent-Quote aus dem Feld nicht nur beste Scorerin der Partie, sie lieferte mit fünf Steals und fünf Assists auch in diesen Kategorien die Topwerte und nahm gerade in schwierigen Situationen selbstbewusst das Heft in die Hand.
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Mit Leidenschaft und Energie stürzten sich auch Kristina Topuzovic und Laura Westerik ins Getümmel, auch wenn ihnen nicht alles gelang. Dafür hatte Dayna Rouse einen guten Tag und steuerte allein in Hälfte zwei zwölf Punkte bei.
Im zweiten Viertel geht die Post ab
Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase (7:7/4. Minute)n setzte sich der HTC durch drei Freiwurftreffer von Westerik, einen Dreier von Topuzovic und einen Korbleger von Goodwin erstmals leicht ab (15:9/7.), büßte dieses Pölsterchen aber umgehend wieder ein, weil Pauline Mayer zu viel Platz für ihre Dreier bekam und sich Cassidy Boensch unter den Brettern zweimal gegen Sofia Pelander durchsetzen konnte. Immerhin rettete Herne einen 20:17-Vorsprung ins zweite Viertel.
Hier ging dann aber die Post ab. Herne intensivierte die Defense, veranlasste vor allem Freiburgs Scharfschützin Daneesha Provo zu etlichen Verzweiflungswürfen und ließ in den ersten sieben Minuten nur einen Feldkorb von Boensch und einen Freiwurftreffer zu. Auf der Gegenseite spielten sich die Piotrowski-Schützlinge immer wieder gekonnt in die Zone vor und schlossen jetzt auch hochprozentig ab. So wurde aus dem 20:17 ein 39:20 (18.), und in die Halbzeitpause nahm Herne einen komfortablen 17-Punke-Vorsprung (41:24) mit. Was sollte da noch schief gehen?
Eisvögel lassen die Flügel nicht hängen
Die Offiziellen und Helfer, die das Geschehen vor Ort verfolgten, fühlten sich doch stark an das 89:49 gegen Freiburg zwei Wochen zuvor erinnert. Doch Geschichte wiederholt sich nicht.
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Zwar schraubten Rouse und Goodwin die Führung kurz nach Wiederbeginn erstmals über die 20-Punkte-Marke (47:26/23.), anders als vor 14 Tagen aber ließen die Eisvögel diesmal die Flügel nicht hängen und ergaben sich nicht in ihr Schicksal. Doch trotz vier Punkten von Provo und sechs von Boensch konnten die Gäste bis zum 56:36 (28.) ihren Rückstand kaum verkürzen.
Schläfrige Defense zusammengestaucht
Herne leistete sich in dieser Phase einige unkonzentrierte Aktionen in der Offense und verpasste es so, die Partie frühzeitig zu entscheiden. Piotrowski sah es – und fand es gar nicht lustig. Als gegen Ende des Viertels Pauline Meyer gleich zweimal frei für drei treffen durfte, platzte dem HTC-Trainer der Kragen. Lautstark stauchte er seine schläfrige Defense zusammen. „Dass wir Mayer so viel Platz gegeben haben, hat mir gar nicht gefallen. Es gibt gewisse Regeln, an die muss man sich halten“, begründete er später seinen kleinen Wutausbruch.
So ging es mit 58:42 in den Schlussabschnitt, und noch durften die Gäste auf eine Überraschung hoffen. Als sie Mitte des Viertels wieder auf neun Punkte dran waren (35.), drohte dem HTC eine die Nerven strapazierende Crunchtime. Doch ganz so weit ließen es Topuzovic, Goodwin und Co. dann doch nicht kommen.
Dayna Rouse tütet den Sieg endgültig ein
Vor allem die Amerikanerin nahm nun das Zepter ganz fest in die Hand, dribbelte, zog Fouls, traf selbst oder spielte kluge Pässe. Bis zum 64:55 anderthalb Minuten vor Schluss konnte Freiburg noch hoffen, dann schloss Dayna Rouse zwei wunderschöne Herner Schnellangriffe per Korbleger ab und tütete den Sieg endgültig ein.
„Immerhin haben wir den ersten Schritt getan, auch wenn er uns sehr schwer gefallen ist. Vielleicht war unser Team durch das Spiel in Heidelberg etwas verunsichert. Jedenfalls gibt es einiges aufzuarbeiten. Wir werden aus diesem Spiel unsere Lehren ziehen und versuchen, am Samstag in Freiburg den Halbfinaleinzug klarzumachen“, blickte Marek Piotrowski voraus.
Viertel: 20:17, 21:7, 17:18, 10:14.
HTC: Goodwin (21), Rouse (16), Westerik (11/2 Dreier), Topuzovic (9/1, 9 Rebounds), Harris (4, 8 Reb.), Pelander (4), Zolper (3/1), Polleros, Bully, Langermann, Groll.
USC: Boensch (18, 12 Reb.), Mayer (15/4), Toussaint (11), Provo (9/1), Konstantinidou (3), Kapitza, S. Ouedraogo, Nufer, Paradzik, S.-L. Ouedraogo, Gerlinger.
Statistik (HTC – USC) – Zweier: 48,9 % (23/47) – 40,5 % (15/37); Dreier: 23,5 % (4/17) – 21,7 % (5/23); Freiwürfe: 76,9 % (10/13) – 57,9 % (11/19); Rebounds: 42 (10 offensiv, 32 def.) - 40 (12, 28); Assists: 13 – 7; Turnovers: 18 – 21; Steals: 14 – 8; Fouls: 11 – 18.