Herne. Die Mitgliederzahlen in Herne und Wanne-Eickel sind in 2020 stark zurückgegangen. Der Stadtsportbund spricht den Vereinen aber ein Lob aus.
Ein Jahr, zwölf Monate, 365 Tage! Die Pandemie stellt fast alle gesellschaftlichen Gruppen ins Abseits, darunter auch die Sportvereine. In Herne und Wanne-Eickel ist dies an nackten Zahlen festzumachen.
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Im Vergleich zu Anfang März 2020, als der Lockdown den Hobby- und Freizeitsport in den Vereinen stoppte, verloren die 172 Sportvereine in unserer Stadt 8,9 Prozent ihrer Mitglieder. In absoluten Zahlen: 26.216 Männer und Frauen im Alter von 0 bis 99 Jahren sind zurzeit in den Vereinen angemeldet, vor zwölf Monaten waren es noch 29.341.
Herne/Wanne-Eickel: Mitgliederzahl sinkt um 8,9 Prozent
8,9 Prozent – eine eigentlich erschreckende Zahl. Eigentlich? Ja, wenn es nach dem Herner Stadtsportbund (SSB) geht. Deren Vorsitzender Hans Peter Karpinski atmete bei der Bekanntgabe der Zahlen, die jährlich an den Landessportbund (LSB) NRW gemeldet werden müssen, doch ein klein wenig durch: „Alle Sportvereine sind durch die Pandemie gebeutelt, und Austritte in dieser hohen Zahl sind schlimm. Aber wir stehen etwas besser da als erwartet, denn wir rechneten mit einem Mitgliederschwund von etwa zehn Prozent.“
Ein Grund, warum es nicht noch schwärzer aussieht, liegt für den SSB-Chef darin, dass „die Vereinsvorstände in der Corona-Krise unfassbar viel auf die Beine gestellt haben, um den engen Kontakt zu ihren Mitgliedern nicht zu verlieren. Sei es durch Online-Angebote, durch regelmäßige Newsletter und Info-Briefe oder auch durch Treffen in ganz kleinem Rahmen“, so Karpinski.
Viele Abmeldungen bei den Kindern
Die Aufteilung nach Altersgruppen konnte der SSB aktuell noch nicht vornehmen. Aber es ist kein Geheimnis, dass viele Abmeldungen in die Gruppe der Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren fallen. Bei den mitgliederstärksten Sportvereinen in Herne und Wanne-Eickel sind es zwischen fünf und neun Prozent, zum Beispiel beim TV Röhlinghausen, beim Baukauer Turnclub, beim Herner Turnclub oder beim TV Börnig-Sodingen.
Die Gründe: „Bei uns fallen seit März 2020 für diese Altersklasse einige Gruppenangebote komplett aus“, sagt Petra Herrmann-Kopp vom BTC, während Wolfgang Siebert (HTC) darauf hinweist, dass Abgänge nicht wie sonst durch Neuzugänge aufzufangen sind, denn: „Uns fehlen zurzeit die Kinder und Jugendliche als Neumitglieder, die wir immer durch Arbeitsgemeinschaften der Schulen, bei Schulmeisterschaften oder in Camps gewinnen konnten.“
Warnung vor irreparablen Folgen
Diese Herner Zahlen decken sich auch mit aktuellen Daten der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS).
„Die Bestandszahlen zeigen, dass vor allen Dingen die Jugendabteilungen und der Kindersport vom Mitgliederschwund betroffen sind, und gerade da sind die sozialen Leistungen der Sportvereine am größten“, sagen die Forscher der DHS, die vor irreparablen Folgen warnen: „Im Hinblick auf Bewegungstechniken oder auch auf Führungsqualitäten innerhalb von Mannschaften, die vermittelt werden, wird eine Lücke bleiben. Ähnliches gilt für die Anzahl der Sportarten, die ein Kind ausprobiert, um seine Sportart zu finden.“
Stadtsportbund Herne will gegensteuern
Der SSB Herne will da entschieden gegensteuern und kündigt bereits jetzt für die Zeit nach den Sommerferien ein großes Projekt an: „Wir werden in allen vier Stadtbezirken mit Vereinen, die mitmachen wollen, einen Tag oder ein ganzes Wochenende der offenen Tür anbieten. Und zwar unter dem Motto ,Wir sind wieder da‘. Die Vereine sollen dann sich und ihre vielfältigen Angebote präsentieren und dadurch neue Mitglieder generieren“, hofft Karpinski.
Und zwar Pandemie-unabhängig, denn: „Zumindest Sport unter freiem Himmel sollte dann wieder möglich sein. Ob die Sport- und Turnhallen auch geöffnet sind, können wir leider nicht beeinflussen. Wenn nicht, werden wir Alternativen suchen und sicher auch finden.“
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