Herne. Der Herner TC nimmt in Göttingen mit 71:63 Revanche für die Niederlage im Pokal. Vier Spiele wegen Corona abgesagt, Topfavorit Keltern strauchelt.

Die Basketballerinnen des Herner TC haben ihre kleine Negativserie gegen Angstgegner Göttingen gestoppt und auch ihr zweites Bundesligaspiel dieser Saison gewonnen.

Mit dem nicht unbedingt erwarteten 71:63 (33:37)-Erfolg bei den flippo Baskets BG 74 übernahm das neuformierte Team des amtierenden deutschen Meisters mit vier Punkten die alleinige Tabellenspitze der höchsten deutschen Liga, die jetzt offiziell den Namen Toyota DBBL trägt.

Herner TC gewinnt eines der nur zwei Spiele dieses Wochenendes

Denn vier der sechs Partien wurden wegen Covid-Erkrankungen kurzfristig abgesetzt, und im einzigen weiteren Spiel des Wochenendes erlaubte sich Topfavorit Keltern eine überraschende 59:67-Heimschlappe gegen Osnabrück.

Mit der Vorstellung eines renommierten neuen Namenssponsors sendete die Ligenleitung nach langer Zeit mal wieder ein positives Signal an die Freunde des Damenbasketballs. Zuletzt überwog bei denen der Verdruss über eine schlechte Außendarstellung, vor allem auch über die miserable, völlig unzureichende Bereitstellung von Basisinformationen. Eine falsche Tabelle, fehlende Ergebnisse, kein Scouting, ein schwarzes Bild beim Livestream: Es kann nur besser werden.

Gäste halten Göttingen nahe an der 60-Punkte-Grenze

Besser geworden ist beim Herner TC schon einiges. Anders als noch vor 14 Tagen beim Pokal-Aus, als sie den flippo Baskets in eigener Halle 86 Punkte gestatteten (Bericht zu diesem Spiel hier), hielten die Hernerinnen ihren Gegner diesmal in der Nähe der 60-Punkte-Grenze, die Trainer Marek Piotrowski stets als Ziel vorgibt.

„Gerade in der zweiten Halbzeit haben wir besser verteidigt, waren näher dran und viel aggressiver“, lobte der HTC-Coach. „Das war okay, das war akzeptabel.“ Euphorie hört sich anders an, aber Zufriedenheit schwang da schon mit. „Es gibt noch genug Defizite. Aber man hat gesehen, dass wir unbedingt gewinnen wollten. Und wir haben die richtigen Schlüsse aus der Heimniederlage gezogen und uns revanchiert.“

Bis zum Schluss steht es spitz auf Knopf

Wie schon in Herne entwickelte sich auch in der Halle des Felix-Klein-Gymnasiums ein enges Spiel. Im gesamten Verlauf konnte sich nie ein Team zweistellig absetzen, bis hinein in die Schlussminute stand es spitz auf Knopf. Herne lag im ersten Viertel meist knapp vorn, nahm dann auch einen 20:17-Vorsprung mit in den zweiten Abschnitt. Hier aber verloren die Gäste etwas ihren Faden, fanden gegen die Göttinger Zone oft keine guten Lösungen und gerieten durch eine 0:6-Serie mit 24:27 ins Hintertreffen.

Zwar brachte Kapitänin Laura Westerik den HTC noch einmal in Führung (32:33/19.), aber die letzte Minute gehörte den flippo Baskets. Nach einem Zweipunktwurf traf Riley Lupfer, die Herne im Pokal bei elf Versuchen unglaubliche neun Dreier eingeschenkt hatte, aus der Distanz zur Göttinger 37:33-Halbzeitführung.

Herner Defense zeigt einen Lernprozess

Es war der erste Dreier des US-Girls, und erst Mitte des letzten Viertels kam ein zweiter hinzu. Die Dreier-Spezialistin diesmal viel effektiver verteidigt zu haben, war einer der Schlüssel des Herner Erfolgs. Auch auf die Spielweise von Samantha Roscoe und Jennifer Crowder war der HTC diesmal besser eingestellt. „Zusammen haben diese Drei gegen uns im Pokal 70 Punkte gemacht. Diesmal nicht einmal die Hälfte“, freute sich Marek Piotrowski über den erfolgreichen Lernprozess seiner Defense.

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Auch offensiv lief es nach der Pause immer besser. Zwar wirkten die Laufwege noch nicht in allen Systemen fein abgestimmt, was zu einigen Ballverlusten führte, aber dank einer ordentlichen Wurfquote und ihrer klaren Überlegenheit bei den Rebounds übernahmen die Hernerinnen Mitte des dritten Abschnitts wieder die Führung.

Die bauten sie viertelübergreifend mit einem 11:2-Run auf 57:48 (32.) aus. Göttingen wirkte in dieser Phase etwas hektisch, fand aber dann binnen weniger Sekunden durch Crowders Dreipunktspiel und Lupfers zweiten Dreier zurück und verkürzte auf 56:57 (34.).

Laura Stockton besorgt mit einem feinen Dreier die Entscheidung

Damit war der Boden für eine spannende Schlussphase bereitet. Herne legte durch Laura Stockton und Sofia Pelander zweimal vor, Göttingen aber schloss beide Gegenangriffe ebenfalls erfolgreich ab und blieb bis zum 60:61 (36.) dran. Dann nahm Kristina Topuzovic das Heft in die Hand. Erst versenkte sie einen Dreier, Sekunden später erhöhte sie auf 60:66. Ihr nächster Dreier tanzte auf dem Ring, sprang zurück. So blieb Göttingen im Spiel. Und setzte alles auf Riley Lupfer.

Doch das US-Girl hatte diesmal kein Zielwasser getrunken, verfehlte zweimal aus der Distanz. Als Laura Stockton dann einen schwierigen Mitteldistanzwurf zum 60:68 (39.) traf, war Herne fast am Ziel. Karambatsa verkürzte zwar per Dreipunktspiel noch einmal, aber 30 Sekunden vor Schluss besorgte Stockton mit einem feinen Dreier zum 63:71-Endstand die Entscheidung.

Viertel: 17:20, 20:13, 11:19, 15:19.
flippo: Blazevic (15), Crowder (14), Roscoe (13), Karambatsa (9), Lupfer (6/2 Dreier), Dzankic (6), Azinovic, Bosilj, Wagner, A. Oevermann, Kentzler.
HTC: Topuzovic (15/1), Pelander (14), Harris (13, 9 Rbounds), Lawrence (11), Stockton (10), Westerik (4), Bully (4), Zolper, Rouse, Polleros, Groll.
Statistik (Göttingen – HTC), Zweier: 55,3 % (22/38) – 46,6 % (27/58); Dreier: 12,5 % (2/16) - 20 % (2/10); Rebounds: 21 (6 offensiv, 15 def.) - 42 (14, 28); Assists: 9 -13; Ballverluste: 9 -14.

Bully, Westerik & Co.: Der Kader des Herner TC für die Saison 2020/21:

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