Herne. Viel Spektakel, aber ein bitteres Pokalaus für den Herner Basketball-Bundesligisten gegen Göttingen. Manche Fehler sind erklärbar – nicht alle.

85 Punkte brachten die Basketballerinnen des Herner TC am Samstagabend auf die Anzeigetafel – 85 Punkte, so viele gab es vor mehr als einem Jahr zuletzt, Anfang Oktober 2019 gegen Freiburg. Offensiv zeigte die neu zusammengestellte Herner Mannschaft schon einiges im Pokalspiel gegen Bundesliga-Konkurrent Flippo Baskets Göttingen. Und doch blickte Trainer Marek Piotrowski nach der Partie mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Ärger auf den Endstand – die Gäste machten nämlich 86 und warfen Herne aus dem Pokal.

„Das geht gar nicht“, kommentierte Marek Piotrowski die Defensivleistung seines Teams in der Partie, die viel Auf und Ab war, weil die Herner Mannschaft komplett inkonstant spielte. Einige Fehler lassen sich im ersten Pflichtspiel noch verkraften – andere nicht. Besonders die letzten zweieinhalb Minuten waren es, in denen Herne das Spiel komplett aus der Hand gab.

Herner TC leistet sich in der Schlussphase einen kollektiven offensiven Aussetzer

Kristina Topuzovic hatte mit 2:42 auf der Uhr auf 85:77 erhöht. Doch Herne fehlte die Cleverness, diese Führung über die Zeit zu bringen. Ein Angriff wurde abgepfiffen, weil Ae’Rianna Harris die Drei-Sekunden-Regel brach, dann verloren die Hernerinnen bei zwei Angriffen in Folge die 24-Sekunden-Uhr aus den Augen und gingen jeweils leer aus. Das reichte Göttingen, um 37 Sekunden vor Schluss auf 85:84 heranzukommen.

Laura Stockton verdribbelte sich vorne, hinten erlaubte der HTC den Gästen, die Uhr herunterlaufen zu lassen – nur um sich dann zu dritt auf Göttingens Crowder zu stürzen, die die unter dem Korb komplett alleingelassene Karambatsa einsetzte.

Führungswechsel 1,1 Sekunden vor dem Ende. „Da muss man foulen, dann haben wir noch genug Zeit zu antworten“, war Piotrowski fassunglos.

Nach schwierigem Beginn nimmt Herne Fahrt auf – 15:0-Lauf des HTC

Harris hatte für Herne zwar vorne noch im Rückwärtsspringen die Chance, aber an dieser Szene lag es nicht. Bitter, da die Hernerinnen großes Potenzial andeuteten, aber auch noch viel liegen ließen.

Dass es besonders im ersten Viertel noch Abstimmungs- und Kommunikationsschwierigkeiten auf dem Feld gab zum Beispiel, ist nach vier Wochen Vorbereitung mehr als nachvollziehbar, genau wie die anfangs nicht gute Wurfauswahl. Die Defense sah dagegen manchmal etwas lasch aus, nach ausgeglichenem Beginn zog Göttingen im ersten Viertel auf 17:27 davon.

Im zweiten wurde dafür alles besser, mit einem 15:0-Lauf kippte das Spiel. Die Hernerinnen, jetzt mit Westerik auf dem Feld, erarbeiteten sich zunächst die Abschlüsse unterm Korb und auch einige Freiwürfe, bis dann immer mehr wie von selbst lief.

Westerik und Topuzovic reißen das Spiel an sich, Verteidigung ist viel stärker

Vorne rissen Westerik (20 Punkte) und Topuzovic (16 Punkte, 12 Rebounds) das Spiel an sich, dazu setzte Heimkehrerin Ramona Tews in der Defense mit aggressiverem Herausrücken einen anderen Ton – zuvor hatten Göttingens Lupfer, die sagenhafte 9/11 Dreiern traf, und Dzankic (3/6) Herne mit Distanzwürfen auseinandergenommen.

Laura Westerik zeigte einen starken Auftritt für den Herner TC in der Offensive gegen Göttingen. Sie kam von der Bank, spielte 25 Minuten, traf mehr als die Hälfte der Würfe aus dem Feld und beendete die Partie mit 20 Punkten und 3/5 Dreiern.
Laura Westerik zeigte einen starken Auftritt für den Herner TC in der Offensive gegen Göttingen. Sie kam von der Bank, spielte 25 Minuten, traf mehr als die Hälfte der Würfe aus dem Feld und beendete die Partie mit 20 Punkten und 3/5 Dreiern. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Kurz vor der Pause brach Chloe Bully den Dreier-Bann auch für Herne, Westerik legte zweimal drei nach und Herne ging mit 50:48 in die Pause. Der Buzzerbeater mit der Halbzeitsirene von Ramona Tews wäre wohl zu viel gewesen. Auch so war das zweite Viertel eindrucksvoll genug.

Herne verpasst die Entscheidung und wird bestraft

Nach der Pause setzte sich Herne weiter ab, verteidigte aggressiv, erzwang Göttinger Ballverluste, machte die einfachen Punkte, suchte immer wieder die unglaublich athletische Harris und hatte damit Erfolg. Topuzovic traf einen schönen Dreier, 70:60.

Mit weniger Konzentrationsfehlern hätte Herne das Spiel in dieser Phase schon entscheiden können, womöglich sogar dreistellig punkten können – aber gab das Spiel noch her.

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Ob er etwas Positives gesehen habe? „85 Punkte“, meinte Piotrowski, wieder mit Blick auf die Anzeigetafel. „Aber da kann man sich nichts für kaufen, wenn man sich es in der Defense versaut.“ Die Saison im Pokal ist für Herne vorbei, bevor sie richtig begonnen hat. Stattdessen geht es nun um Punkte: In einer Woche sind die Gisa Lions Halle in der Bundesliga zu Gast in Herne.

Bully, Westerik & Co.: Der Kader des Herner TC für die Saison 2020/21:

Herner Pokalaus gegen Göttingen – die Statistik zum Spiel:

Viertel: 17:27, 33:21, 22:17, 13:21.
Herne: Westerik (20/3 Dreier), Topuzovic (16/1, 12 Rebounds, 4 Assists, 6 Ballgewinne), Bully (13/1), Harris (12), Pelander (8), Stockton (6), Tews, Rouse (n.e.), Polleros (n.e.), Zolper (n.e.), Groll (n.e.).
Göttingen: Lupfer (31/9 Dreier), Roscoe (26), Dzankic (13/3, 7 Rebounds), Karambatsa (9), Crowder (5), Blazevic (2), Bosilj, Azinovic, Kentzler (n.e.), Oevermann (n.e.).

Feldwurfquote: 32/67; 47,8 % (Herne) – 32/61; 52,5 % (Göttingen)
2-Punkte-Würfe: 25/45; 55,6 % – 20/37; 54,1 %.
3-Punkte-Würfe: 7/22; 31,8 % – 12/24; 50%
Freiwürfe: 14/16; 87,5 % – 10/13; 76,9 %
Rebounds: 31 (8 off, 23 def.) – 33 (8 off., 25 def.)
Assists: 16 – 11
Turnover: 13 – 19
Fouls: 15 – 16

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