Duschanbe (TJK). Bei der U-21-WM in Tadschikistan schafft es Mathilda Niemeyer (1. JJJC Hattingen) bis ins Finale. Auf dem Weg dorthin bezwingt sie eine Kaderkollegin aus NRW.
Für ihre Vielfliegerei alleine in diesem Jahr hätte Mathilda Niemeyer, Top-Judoka beim 1. JJJC Hattingen, wohl schon eine besondere Prämie verdient. Zuletzt ging es für die 18-Jährige, die in der Bundesliga für die Wittener Sport-Union Annen auf die Matte geht, nach Tadschikistan. Pünktlich zum Saisonhöhepunkt, der Weltmeisterschaft bei den U-21-Juniorinnen, präsentierte sich die Hattingerin in fantastischer Form und erkämpfte die Silbermedaille.
„Darauf bin ich total stolz“, so Niemeyer, die als einzige DJB-Athletin in Duschanbe den Weg bis ins Finale schaffte. In der Gewichtsklasse bis 78 Kilogramm gehörte sie ohnehin zuvor schon zu den Medaillenkandidatinnen. Immerhin war sie zuvor bei den Europameisterschaften auf dem Bronzerang gelandet. „Mein Ziel war vorher ganz klar, wieder eine Medaille zu gewinnen. Dass es dann bis ins Finale gereicht hat, war natürlich riesig“, so Niemeyer, die vor Ort u. a. von Landestrainer Frank Urban unterstützt wurde. Das Dolmetschen vor Ort übernahm SUA-Vereinskollege Sirotullo Ikramov. „Klasse, dass er dabei war. Das hat uns da sehr geholfen“, so Niemeyer über den Tadschiken aus dem Annener Bundesliga-Team.
„Es ist wirklich schade, dass wir so oft gegeneinander antreten. Aber nächstes Jahr wechselt Ronja in die U 23.“
Auf der Matte indes war die Hattingerin völlig auf sich allein gestellt - doch dass sie damit gut zurechtkommt, hat Mathilda Niemeyer in der jüngeren Vergangenheit schon des Öfteren unter Beweis gestellt. „Der erste Kampf“, so die 18-Jährige über das Duell mit einer jungen Kirgisin, „war richtig gut zum Reinkommen.“ Ihre Widersacherin habe einen Fehler gemacht, den Niemeyer prompt ausnutzte und mit einer Hebeltechnik am Boden vorzeitig gewann.
Da war die zweite Aufgabe schon ungleich anspruchsvoller: „Gegen die Holländerin Maria Hanstede hatte ich beim Europacup in Graz verloren“, erinnerte sich Niemeyer. Also musste sie das im Kopf erstmal verarbeiten und sich von dem damaligen Negativerlebnis lösen. „Ich habe versucht, positiv zu denken“ - was ihr offenbar glänzend gelang, denn die Hattinger Schülerin, die im kommenden Jahr ihr Abitur bauen wird, gewann durch zwei saubere Wurftechniken vor Ablauf der Kampfzeit.
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Vorzeitiger Sieg gegen deutsche Konkurrentin Ronja Buddenkotte
Auch gegen die Russin Polina Judina („die war ziemlich groß“) war Mathilda Niemeyer die dominierende Kämpferin, erarbeitete sich schnell einen Vorteil und zog dank zweier Waza-ari-Wertungen in die Vorschlussrunde ein. Dort ging es für sie ausgerechnet gegen die für den JC 66 Bottrop kämpfende Nationalmannschafts-Kollegin Eva Ronja Buddenkotte. „Es ist wirklich schade, dass wir so oft gegeneinander antreten“, so Niemeyer, die schon bei der EM das direkte Duell gewonnen hatte. Meist arten die Vergleiche dieser beiden bestens miteinander vertrauten Kaderathletinnen in epische Kämpfe aus - in Duschanbe indes endete die Begegnung schon vor dem „Golden Score“. Buddenkotte kassierte drei Verwarnungen, wurde somit disqualifiziert. „Ich freue mich für sie, dass sie dann im kleinen Finale noch Bronze gewonnen hat“, so Niemeyer über die 19-Jährige aus Schermbeck, mit der sie schon so oft auf gemeinsamen Turnierreisen das Hotelzimmer geteilt hatte.
Für die Hattingerin ging es also schnurstracks ins Finale in der vollbesetzten Kasri-Arena. Dort stand ihr die Kolumbianerin Brenda Olaya gegenüber. „In den ersten Minuten habe ich meine Linie voll durchgezogen, das lief richtig gut“, erinnert sich die Bundesliga-Kämpferin. Als sie die Südamerikanerin in den Würgegriff nahm, sah es auch schon nach dem Titelgewinn für Mathilda Niemeyer aus. „Zwei, drei Sekunden länger - dann hätte ich gewonnen.“ So aber unterbrach der Mattenleiter, sehr zum Gefallen von Olaya, die auch bei zwei Ura-nage-Techniken der Deutschen nicht gut aussah. Wertungen aber gab’s dafür nicht. Stattdessen verließen die Hattingerin am Ende ein wenig die Kräfte, die Kolumbianerin schlug daraus Kapital und gewann mit einem eher unspektakulären Wurf. „Ich bin irgendwie in sie reingelaufen und dann glatt gefallen“, so Niemeyer.
Trotz des anfänglichen Ärgers über die möglicherweise verpatzte Titelchance war sie letztlich doch froh, bei der WM Silber ergattert zu haben. Im Teamwettbewerb kam die Hattingerin nicht mehr zum Einsatz - „wir lagen gegen Japan schon entscheidend mit 0:4 hinten, ehe ich hätte kämpfen sollen.“ Silber und Bronze für den DJB in der 78-kg-Klasse, das war eine stolze Bilanz vor allem auch aus Sicht des NRW-Landesverbandes.
Die nächsten Ziele für Mathilda Niemeyer? „Ich werde zumindest die Deutsche Meisterschaft nicht mitkämpfen, das wäre schon in zwei Wochen. Vielleicht bin ich bei der U-23-EM im November dabei“, lässt sie wissen. „Ansonsten konzentriere ich mich jetzt ganz darauf, mein Abitur zu machen.“ Immerhin gibt’s ja auch noch etwas abseits der Judomatte.
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