Arnsberg. Die HSG Hattingen-Sprockhövel gewinnt bei der heimstarken SG Ruhrtal. Warum dabei ein ganz ungewöhnliches Utensil eine wichtige Rolle spielt.
Die HSG Hattingen-Sprockhövel hat die hohe Auswärtshürde bei der bekannt heimstarken SG Ruhrtal in beeindruckender Manier überwunden. Die Mannschaft von Trainer Oliver Bratzke glich durch einen 28:25 (14:12)-Erfolg in Arnsberg mit dem zweiten Sieg in Folge das Punkteverhältnis auf 4:4-Zähler aus und ist nach dem missglückten Saisonstart inzwischen in ruhigerem Fahrwasser angekommen. Bratzkes Werkzeugkoffer spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle.
Riesengroß war die Freude in der Kabine über den hart erarbeiteten Erfolg. Es bildete sich spontan eine jubelnde Spielertraube, die ausgelassen den Sieg feierte – mittendrin die Werkzeugkiste mit der pinkfarbenen Feder, die Olli Bratzke offenbar genau mit den richtigen Arbeitsmitteln für die Begegnung in der harzfreien Ruhrtalhalle bestückt hatte.
HSG Hattingen-Sprockhövel zeigt herausragende Deckungsleistung
„Bisher hatten wir ja ausschließlich Hammer und Meißel benutzt, jetzt haben wir mal die Feder, mit der meine Tochter die Kiste liebevoll geschmückt hat, mit dazugenommen. Die hat der harten Arbeit, die wir – natürlich im übertragenen Sinne – mit Hammer und Meißel verrichtet haben, die ebenfalls notwendige Leichtigkeit gegeben. Also ganz einfach das Gespür, in den jeweiligen Situationen gefühlvoll mit den Werkzeugen umzugehen“, freute sich Bratzke sehr darüber, dass seine Jungs diese Idee so positiv aufgenommen und erfolgreich umgesetzt hatten.
Eine gehörige Portion Nervenstärke und Gelassenheit scheint der meist Ruhe ausstrahlende ehemalige Bundesligaspieler seinen Schützlingen ebenfalls mit in die Kiste gelegt zu haben. Die HSG-Spieler steckten nicht nur das berüchtigte Harzverbot klaglos weg, sie ließen sich auch nicht von der gegen sie verhängten Zeitstrafenflut (siebenmal zwei Minuten, nur einmal für den Gegner) aus dem Konzept bringen und auch nicht durch die schwere Gesichtsverletzung von Florian Neumann (Verdacht auf Jochbeinbruch nach einem nur mit einer gelben Karte und einem Freiwurf geahndeten Schlag ins Gesicht) in der 50. Minute. Denn ausgerechnet der für den bis dahin vierfachen Torschützen eingewechselte Max Bothmann war es, der prompt innerhalb von nur wenigen Sekunden mit seinen ersten zwei Saisontreffern wieder von 20:19 auf 22:19 erhöhte.
„Bisher hatten wir ja ausschließlich Hammer und Meißel benutzt, jetzt haben wir mal die Feder, mit der meine Tochter die Kiste liebevoll geschmückt hat, mit dazu genommen.“
Überhaupt war es bemerkenswert, mit welchem Selbstverständnis sich die HSG-ler, die auf den an Corona erkrankten Jakob Isermann verzichten mussten, nach den zwei saftigen Heimniederlagen zum Auftakt nun im Sauerland präsentierten. Der denkbar knappe 25:24-Sieg in Sprockhövel gegen den TuS Ferndorf II hat da offensichtlich einen Knoten gelöst. Die SG Ruhrtal, die ihr Heimspiel zuvor noch glatt mit 34:29 gegen die HVE Villigst-Ergste gewonnen hatte und in der Ruhrtalhalle ständig auch ohne Harz trainiert, war ganz einfach nicht in der Lage mitzuhalten.
Zwar schaffte es die SG immer wieder mal, das Ergebnis auszugleichen (11:11, 15:15), beeindrucken konnte sie die mental äußerst starken Gäste damit aber nicht. Immer wieder gelang es der HSG, sich abzusetzen, um dann bis zur 53. Minute auf 24:19 davonzuziehen. Auch vom 23:25 und 24:26 (58.) ließ sich die Bratzke-Sieben nicht mehr nervös machen. Wenig später stand es auf der Anzeigetafel 28:24 und der zweite Saisonsieg war perfekt. Eine herausragende Deckungsleistung mit einer prima funktionierenden 6:0-Formation hatte, wie es Bratzke ausdrückte, „gegriffen“ und die Grundlage für den feinen Erfolg gelegt.
Kai Werthebach macht als zehnfacher Torschütze am Ende den Unterschied
„Diese Partie spiegelt den Charakter der Mannschaft wider. Da ist einer für den anderen da, springt jeder für seinen Mitspieler in die Bresche. Dann kommt halt eine so gute Mannschaftsleistung dabei heraus, wobei der später in Manndeckung genommene Kai Werthebach mit seinen zehn Treffern dann doch eben den Unterschied ausgemacht hat“, lobte Olli Bratzke den Teamspirit und besonders seinen einmal mehr überragenden Torjäger.
Weiter geht es für die HSG am kommenden Sonntag (17:30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen den bisher enttäuschenden OSC Dortmund. Dann soll endlich auch in der Kreissporthalle der erste Sieg eingefahren werden. Welche Utensilien Bratzke für diese Begegnung in seinen Werkzeugkasten legen wird, ließ der Coach noch offen.
SG Ruhrtal – SG Hattingen-Sprockhövel 25:28 (12:14)
„Spielfilm“: 2:0, 2:3, 4:8, 7:9, 11:11, 12:14 (Hz.), 15:15, 16:20, 19:20, 19:24, 23:25, 24:28, 25:28.
HSG: Botte, Frorath (bei 1 Siebenmeter) – Jäger (1), Grotjahn, Schmitz (2), Schiltz (1), Bothmann (2), Aufermann (2), Taruttis (5), Oberbossel, Werthebach (10/2), Neumann (4), Dobrodt (1), Bockhacker.
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