Hattingen. WAZ-Interview mit Oliver Bratzke, dem neuen Coach des Handball-Oberligisten HSG Hattingen-Sprockhövel. So blickt der 52-Jährige auf sein Team.

Die HSG Hattingen-Sprockhövel ist am vergangenen Sonntag mit einer heftigen 17:37-Pleite in die neue Saison gestartet. Oliver Bratzke saß dabei als Nachfolger des kürzlich völlig überraschend verstorbenen Übungsleiters Kai Müller erstmals auf der Bank des Handball-Oberligisten. Wir haben vor dem zweiten Spieltag mit dem Heimspiel gegen den Soester TV (Sonntag, 17.30 Uhr, Kreissporthalle) mit dem 52-jährigen neuen Trainer, der in der Logistikbranche arbeitet, gesprochen.

Bevor wir auf die HSG Hattingen-Sprockhövel blicken: Sie gehören einer regelrechten Handballfamilie an. Wie muss man sich das vorstellen?

Oliver Bratzke: Meine Frau Mona und ich und auch die drei Jungs Julian, Niko und Moritz sind allesamt mit großem Spaß und durchaus erfolgreich im Handballsport unterwegs beziehungsweise unterwegs gewesen. Mona hat nach ihrer Jugendzeit bei Borussia Dortmund unter anderem mit dem TuS Lintfort und beim TV Beyeröhde lange in der 2. Bundesliga gespielt.

Julian und Niko haben ihre Karriere inzwischen vorzeitig beendet. Julian musste leider nach zwei schweren Verletzungen schon früh mit dem Handballspielen aufhören. Niko spielte beim VfL Eintracht Hagen in der A-Jugend-Bundesliga als auch bei der ersten Mannschaft in der 2. Bundesliga, holte mit der U-19-Nationalmannschaft 2021 den Europameistertitel und spielte dort mit inzwischen so bekannten Spielern wie David Späth und Renars Uščins zusammen. Nach einem Jahr beim ASV Hamm in der 3. Liga als auch im erweiterten Erstligakader hörte er mit dem Sport auf, um sich nun intensiv um seine berufliche Weiterentwicklung zu kümmern.

Moritz, der jüngste meiner drei Söhne, spielt aktuell in der A-Jugend-Bundesliga beim VfL Eintracht Hagen, hat aber auch schon in der U23 des Klubs Drittligaluft geschnuppert. Unsere beiden Töchter mit fünf Jahren und zehn Monaten spielen allerdings noch nicht Handball, sind aber immer gerne in der Halle dabei.

Oliver Bratzke hat mit Jochen Fraatz und Stefan Hecker in einem Team gespielt

Und wie ist Ihre Karriere verlaufen? Sie haben doch schon als Youngster neben Jochen Fraatz 1994 mit Tusem Essen den Euro-City-Cup gewonnen, nicht wahr?

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Ja, das stimmt. Nach meiner Jugendzeit beim OSC Dortmund bin ich von dort als junger Zweitligaspieler zum Tusem gewechselt. Dort habe ich recht schnell auch Spielanteile in der 1. Bundesliga bekommen. Da ich als Linksaußen dieselbe Position bekleidete wie Jochen Fraatz, bin ich immer wieder mal für ihn eingewechselt worden und konnte tolle Erfahrungen mit ihm und so prominenten Trainern wie Jürgen Hahn, Petre Ivanescu und Bob Hanning und weiteren bekannten Spielern wie Sascha Tutschkin, Thomas Happe, Peter Quarti und Stefan Hecker sammeln.

Mit 22 Jahren bin dann nach Versmold in die 3. Liga und von da aus für fünf Jahre nach Herdecke in die 2. Liga und weiter nach Schalksmühle gewechselt, wo ich dann als 42-Jähriger noch ein Jahr drangehängt habe. Zum Karriereende habe ich später noch ein Jahr in der Verbandsliga bei meinem Stammverein OSC Dortmund ausgeholfen. Als Trainer bin ich eher noch ein unbeschriebenes Blatt und habe nach einer Co-Trainer-Tätigkeit in Herdecke-Ende jetzt bei der HSG meinen ersten Job als verantwortlicher Coach übernommen.

„Ich habe unter der Woche bereits gesagt, dass ich ab sofort die Verantwortung übernehme, mich aber natürlich ganz eng mit Sven Schmitz abstimmen werde. Der Trecker wird auf dem Spielfeld eine wichtige Führungsrolle übernehmen und kann dabei nicht auch noch einen Teil der Trainerverantwortung tragen. Das würde sicherlich seine Leistung beeinträchtigen.“

Oliver Bratzke, der 52-jährige Trainer des Handball-Oberligisten HSG Hattingen-Sprockhövel
Sven Schmitz, der Trecker, ist Co-Trainer und Führungsspieler der HSG Hattingen-Sprockhövel.
Sven Schmitz, der Trecker, ist Co-Trainer und Führungsspieler der HSG Hattingen-Sprockhövel. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

Und das nach dem misslungenen Auftritt gegen den HTV Hemer gleich bereut?

Nein, nein, keineswegs. Davon lasse ich mir natürlich den Spaß an der neuen Aufgabe nicht nehmen. Vor dem Spiel hatte ich die Mannschaft ja erst bei zwei Trainingseinheiten gesehen und kannte noch nicht einmal alle Namen. Ich werde die Jungs jetzt erst einmal richtig kennenlernen und versuchen, die einzelnen Spieler und damit auch die Mannschaft weiterzuentwickeln.

Auf die HSG Hattingen-Sprockhövel wartet viel intensive Arbeit

Wie wollen Sie das anstellen? Mit Magnus Neitsch ist ein ganz wichtiger Spieler gegangen, und die Neuen sind fast alle noch sehr jung. Da ist die neu strukturierte Oberliga ein ganz schön dickes Brett.

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Natürlich hat mir die Sportliche Leitung mit Linus Grossmann und Jannis Sinnemann die schwierige Situation so kurz vor dem Saisonstart nach dem plötzlichen und tragischen Tod von Kai Müller ausführlich geschildert. Ich habe aber sofort gemerkt, dass es passen könnte. Und zwar menschlich mit den beiden und sportlich mit den vielen jungen Leuten. Da liegt natürlich viel intensive Arbeit vor uns. Diese schwierige Aufgabe traue ich mir mit meiner Erfahrung als Profi-Handballer aber auch zu. Herausforderungen sind ja dazu da, um gelöst zu werden. Jetzt packen wir es an.

April 2009: Oliver Bratzke im Trikot der SG Schalksmühle-Halver.
April 2009: Oliver Bratzke im Trikot der SG Schalksmühle-Halver. © WR | GROSSMANN, Lutz-Peter

Die komplette Vorbereitung haben der spielende Co-Trainer Sven Schmitz und der verletzt pausierende Routinier Robin Hodde durchgeführt. Wird es da jetzt erst einmal so etwas wie eine Teamlösung als Trio geben?

Nein, eher nicht. Ich habe unter der Woche bereits gesagt, dass ich ab sofort die Verantwortung übernehme, mich aber natürlich ganz eng mit Sven Schmitz abstimmen werde. Der Trecker wird auf dem Spielfeld eine wichtige Führungsrolle übernehmen und kann dabei nicht auch noch einen Teil der Trainerverantwortung tragen. Das würde sicherlich seine Leistung beeinträchtigen.

Es geht darum, die Spieler individuell und als Mannschaft weiterzuentwickeln

Gehört auch Ex-Trainer Uli Schwartz weiterhin mit zum (vielleicht erweiterten) Staff?

Uli Schwartz wird sicherlich auch weiterhin mit im Boot sitzen. In welcher Rolle, das kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich hatte bisher noch nicht die Zeit, mit ihm überhaupt ein Gespräch darüber zu führen. Dazu wird es sicherlich demnächst kommen, und dann werden wir sehen.

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Wie sehen die ersten Maßnahmen aus? Welche Richtung geben Sie der Mannschaft vor?

Zuerst einmal vorneweg: Die Jungs haben mir bereits im ersten Training gezeigt, dass eine hohe Bereitschaft da ist und das Engagement stimmt. Wie wir das im Rahmen des Trainingsumfangs ausbauen können, müssen wir zusammen erarbeiten. Das freut mich, denn ich mag junge, ehrgeizige Spieler und pflege einen direkten Umgang mit ihnen.

Wie lautet denn Ihr Saisonziel? Oberliga-Klassenerhalt?

Ich möchte die Jungs individuell und als Mannschaft weiterentwickeln. Am Ende geht es aber sicherlich im ersten Schritt darum, die Klasse zu halten.

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