Sprockhövel. Die Debatte über die Kinderfußball-Reform wird hitzig geführt, nicht erst seit Hans-Joachim Watzkes Aussagen. So sehen es die Sprockhöveler Klubs.

Zuletzt wurde im Hochsauerlandkreis sogar ein ganzer F-Jugend-Spieltag abgesetzt, weil die Vereine in den vergangenen Wochen nicht mitmachten und ihre Spiele anders als vorgesehen nicht in der neuen Kinderfußball-Spielweise austrugen. Leider werden die Spielregeln von vielen Trainern ignoriert und bewusst nicht eingesetzt“, schrieb Mark Dessel-Scheriau in seiner Funktion als Koordinator Spielbetrieb im Kreisjugendausschuss an die Klubs. Mit der Absetzung des Spieltags wollte der Kreis ein Zeichen setzen.

Das Thema erhitzt die Erwachsenen, die Basisarbeit leisten, weiter. Die Vorteile, wie die häufigeren Ballaktionen im Drei gegen drei im Vergleich zum sieben gegen sieben, die häufiger geführten Zweikämpfe, die Torschüsse und die Entscheidungssituationen – der DFB geht davon aus, dass im Sieben gegen Sieben bei 100 Trainingseinheiten 5000 Ballaktionen, 5000 fußballspezifische Entscheidungen, 3000 Zweikämpfe und 500 Torschüsse pro Team zustande kommen, während es im Drei gegen Drei 20.000 Ballaktionen, 20.000 Entscheidungsmomente, 10.000 Zweikämpfe und 2500 Torschüsse sind, werden durchaus gesehen, es gibt aber auch einige Probleme. Auch in Sprockhövel sind die Meinungen zur neuen Spielform unterschiedlich.

SC Obersprockhövels José Ferrinho musste seine Meinung revidieren

Klarer Befürworter der Spielform ist Patrick Rohde, der Jugendleiter der TSG Sprockhövel. Als „viel sinnvoller für die Entwicklung von guten Fußballern und vom Sport überhaupt“ bezeichnete er die Umstellung schon vor ein paar Monaten. Auch José Ferrinho, Jugendleiter des SC Obersprockhövel sieht viele Vorteile – dabei war er selbst zunächst gegen die Umstellung.

Jose Ferrinho (l.), der Jugendleiter beim SC Obersprockhövel war erst skeptisch.
Jose Ferrinho (l.), der Jugendleiter beim SC Obersprockhövel war erst skeptisch. © SC Obersprockhövel | SC Obersprockhövel

„Das Feedback, was ich von meinen Trainern bekommen habe, war fast durchgehend positiv. Ich hätte es nicht gedacht, aber bis jetzt freuen sich alle darüber“, so Ferrinho. Lediglich die Planung der Spielfeste empfindet er als kompliziert, da man nicht immer im Vorhinein weiß, mit wie vielen Kindern die anderen Vereine anreisen, wie viele Teams man selbst am Turnier teilnehmen lassen kann und wie viele Felder aufzubauen seien.

Der Umgang mit Rückschlägen ist beim Hiddinghauser FV ein großes Thema

Simon Lohmann, der sich in der Jugendspielgemeinschaft des Hiddinghauser FV und des TuS Esborn um die kleinsten Fußballer und Fußballerinnen kümmert, gibt zu, dass die Reform innerhalb des Klubs umstritten sei. Die eine Seite würde sagen, es soll doch die normale Spielform angewendet werden, damit die Kinder auch lernen, mit Niederlagen umzugehen – wobei das ja auch in der neuen Form Anwendung findet, auch wenn es keine Tabellen gibt.

„Auf der anderen Seite bekommt jeder Einzelne mehr Spielanteile, man hat weniger Kinder, die auf dem Spielfeld in der Ecke stehen und nicht wissen, was sie machen sollen“, so Lohmann. Er selbst sieht aber auch zwei Probleme: Zum einen hat er Bedenken, ob die Kinder durch die neue Spielform nicht zu wenig Frustrationstoleranz entwickeln würden, auf der anderen Seite geht es um die Durchsetzung. So spielt sein eigener Sohn aktuell als Jungjahrgang in der E-Jugend noch nach dem alten Spielsystem. Im kommenden Jahr soll er dann aber als Altjahrgang für ein Jahr Funino spielen, ehe es in der D-Jugend wieder gewechselt wird.

VfL Gennebrecks Jugendleiter ist kein Freund der Reform und sieht die Trainer in der Verantwortung

Ein klarer Gegner der Umstellung ist indes Andreas Röhr, der Jugendleiter und Mädchentrainer beim VfL Gennebreck ist. Er sieht die Verantwortung eher bei den einzelnen Trainern. „Ob ich 6:0 oder 9:0 gewinne, liegt an jedem selbst. Wenn ich hoch führe, gebe ich meinen Spielern andere Aufgaben mit. Dann müssen sie mit zwei Kontakten spielen oder ich wechsel komplett durch. Und man hätte auch die Tore kleiner machen können“, so Röhr. Zudem sei es ein erheblicher Mehraufwand und die Anschaffung der Tore für die Vereine sei sehr teuer.

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