Hattingen/Sprockhövel. Ob die neue Ausrichtung der Handballer der HSG Hattingen-Sprockhövel jedem gefällt? „Da gibt es einiges zu klären“, sagt der Coach der Zweiten.
Ein Tabellenführer – und drei vom Abstieg bedrohte Mannschaften. Das ist die Bilanz der vier von der HSG Hattingen-Sprockhövel in der Saison 2023/24 ins Rennen geschickten Herrenteams in der Verbands-, Bezirks- Kreisliga und 1. Kreisklasse zum Jahreswechsel. Die Gefahr, dass bei dieser aktuellen Situation am Ende der Spielzeit gleich alle vier absteigen müssen, ist durchaus realistisch. Vieles hängt dabei vom Abschneiden der zweiten Mannschaft ab, die in der Bezirksliga um den Ligaerhalt ringt. Ein sogenannter Domino-Effekt könnte hier zum Horrorszenario werden.
Nicht von diesem Effekt betroffen wäre das Aushängeschild der HSG, die erste Mannschaft. Die hat sich in der Verbandsliga am letzten Spieltag des Jahres durch einen 30:27-Erfolg über den RSV Altenbögge-Bönen noch auf den drittletzten Rang vorgeschoben und neue Hoffnung auf den Ligaerhalt geschöpft. Die lange Verletzten- und Krankenliste wurde zuletzt immer kleiner, die Beteiligung an den Trainingseinheiten dadurch immer größer. Es stimmt Trainer Kai Müller optimistisch, mit einem nun wesentlich breiteren Kader die notwendigen Punkte auch ohne dauerhafte Aushilfen aus den anderen Teams holen zu können und auch im 13. Jahr in Folge weiter in der allerdings dann zur Oberliga umbenannten Verbandsliga zu spielen.
Das dritte Team der HSG Hattingen-Sprockhövel könnte als Meister absteigen
Wesentlich komplizierter sieht es für die drei anderen Teams aus. Während die zweite und die vierte Mannschaft in der Bezirksliga und der 1. Kreisklasse stark abstiegsgefährdet sind, thront die dazwischen in der Kreisliga spielende dritte Garnitur dort an der Tabellenspitze. Aber selbst der Gruppensieg würde die Mannen um Trainer Benjamin Erlenbruch nicht vor dem bitteren Gang in die 1. Kreisklasse retten, wenn die zweite Mannschaft den Bezirksliga-Erhalt verpassen sollte. Ein Abstieg der zweiten Mannschaft würde nämlich einen Domino-Effekt auslösen und automatisch sowie völlig unabhängig von der sportlichen Platzierung auch den Abstieg für die dritte und vierte Mannschaft bedeuten.
Es dürfen nämlich keine zwei Mannschaften eines Vereins in derselben Liga spielen. „Die Dritte könnte dann sogar Meister in der Kreisliga werden und somit einen direkten Aufstiegsrang für die Bezirksliga belegen. Auch das würde sie nicht von einem Mitabstieg verschonen“, berichtet Linus Grossmann, der Sportliche Leiter, von einer kuriosen Regelung, die die HSG hammerhart treffen könnte.
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Dieses Horrorszenario will man im Lager der Spielgemeinschaft natürlich mit aller Macht verhindern. Die Verantwortlichen haben sich in der Winterpause noch einmal zusammengesetzt und überlegt, welche Maßnahmen die besten Lösungen sein könnten. „Selbstverständlich werden wir weiterhin versuchen, alle Mannschaften zu retten. Wir haben aber festgelegt, angesichts des Rattenschwanzes, der an einem Abstieg der zweiten Mannschaft hängen würde, den Fokus auf das Team von Jan Schiltz zu richten“, erklärt Linus Grossmann.
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Die vielen Routiniers der bereits vor einigen Wochen erstellten Feuerwehrspielerliste, die bisher in erster Linie in der ersten Mannschaft aushalfen, sollen ab jetzt vorrangig im Bezirksliga-Team berücksichtigt werden. Dabei wird es wohl so kommen, dass sich neben Niklas Klinker, der ja bereits fest zum Stamm gehört, auch weitere Listenspieler in der Schiltz-Sieben festspielen werden. „Das könnte gut möglich sein“, sagt Linus Grossmann. „Wir wollen und werden aber auch weiterhin der Verbandsliga-Mannschaft helfen und zudem eventuell Spieler, die möglicherweise aus dem Kader der zweiten Mannschaft dieser Regelung zum Opfer fallen, in der vierten Mannschaft einsetzen, um auch hier das Team in der 1. Kreisklasse zu halten.“
Die HSG Hattingen-Sprockhövel II erwartet zum Derby die DJK Westfalia Welper
Jan Schiltz, der Trainer der zweiten Mannschaft, freut sich über die Entscheidung der Sportlichen Leitung, sieht aber auch die Problematiken, die diese Personalfluktuation mit sich bringen wird. „Wir arbeiten im Training hart daran, dass die Aushilfen zu festen Größen und Teilen der Gemeinschaft werden. Und dann müssen wir sehen, wie die Spieler, die dann aus dem Kader rutschen würden, dieses aufnehmen – und das dann auch besprechen. Da gibt es einiges zu klären“, sagt Jan Schiltz. „Es gibt keine Garantie, dass das alles auf Anhieb klappt. Das haben wir ja auch gesehen, als wir trotz Verstärkungen aus dieser Liste beim Waltroper HV verloren haben.“
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So erwartet die HSG-Zweite mit dem dann wohl neuformierten Team direkt beim Jahresauftakt mit dem Lokalrivalen DJK Westfalia Welper (Samstag, 20. Januar, 19 Uhr) einen ganz dicken Brocken in der Kreissporthalle. „Gleich danach treffen wir mit dem HSC Haltern-Sythen II und dem TuS Bommern II auf Mannschaften, gegen die wir im Hinspiel keine Chance hatten, mit denen wir jetzt aber um den Ligaerhalt konkurrieren. Da müssen wir schnell punkten, sonst laufen wir der Musik hinterher“, sagt Jan Schiltz.
Aktuell sieht es so aus, dass im Normalfall zwei Mannschaften aus der Bezirksliga absteigen werden. Die HSG-Reserve rangiert punktgleich mit dem Schlusslicht TuS Ickern (beide 3:13) auf dem vorletzten Platz hinter dem Waltroper HV (6:10), dem TuS Bommern II (8:10), dem VfL Hüls (8:8) und dem HSC Haltern-Sythen II (9:9). Am Ende der Saison wird abgerechnet. Erst dann wird man sehen, ob sich die Maßnahmen ausgezahlt haben. Nach wie vor besteht jedenfalls die berechtigte Hoffnung, dass die erste Mannschaft den Ligaerhalt schafft und sich auch die zweite Garnitur aus der misslichen Situation noch befreien und den beschriebenen Domino-Effekt mit gleich drei Absteigern verhindern kann.
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