Hattingen/Sprockhövel. Großer Jubel bei der HSG. Der Verbandsligist verlässt die Abstiegsränge, der Trainer verteilt Lob. Aus Einzelspielern wird eine Einheit
Im sechsten Anlauf hat es endlich geklappt. Nach fünf vergeblichen Versuchen schnürte Handball-Verbandsligist HSG Hattingen-Sprockhövel beim 30:27-Erfolg gegen den RSV Altenbögge-Bönen am letzten Spieltag des Jahres erstmals in dieser Saison einen Punktedoppelpack in der Kreissporthalle. Durch diesen Erfolg sicherten sich die Mannen um Trainer Kai Müller die Punkte drei und vier und haben kurz vor den Feiertagen die Abstiegsränge verlassen. Kai Müller zog vor seinen Jungs den Hut.
Eine Mannschaft aus einem Sammelsurium an Konstellationen hatte Kai Müller angekündigt, nachdem die Ausfallliste durch Corona- und Erkältungskrankheiten immer länger geworden war. Neben den Langzeitverletzten Sven Schmitz, Tim Pemöller und Magnus Neitsch musste der Coach mit Jonas Kilfitt, Dominik Filla, Max Bothmann, Collin Grotjahn, Jannis Oberbossel, Niklas Koch und den ohne Einsatz mit auf der Bank sitzenden Jakob Isermann auf insgesamt zehn Spieler seines Kaders verzichten.
Dafür nominierte Müller mit Jakob Jäger, Markus Witkowski, Matthias Sinnemann, Philipp Gräf und Luca Kuhnhenn fünf Spieler von der für den Fall der Fälle vorsorglich schon einmal erstellten Feuerwehrspielerliste und zauberte spontan eine Mannschaft zusammen, die als verschworene Einheit auftrat und mit großem Kämpferherz den berühmten Knoten platzen ließ.
HSG Hattingen-Sprockhövel: Der Trainer verteilt ein Kompliment
Entsprechend groß waren Freude und Erleichterung unmittelbar nach dem Abpfiff der nach einem zwischenzeitlichen Sieben-Tore-Vorsprung am Ende noch überaus spannenden Begegnung. „Kompliment. Ich ziehe vor meinen Jungs den Hut. Das war eine reine Leistung des Willens. Jeder einzelne Spieler hat heute seinen Beitrag geleistet. Wir haben in der Endphase die Nerven bewahrt und uns für den bedingungslosen Einsatz belohnt“, freute sich Kai Müller über das so dringend herbeigesehnte Erfolgserlebnis, mit dem die Hattingen-Sprockhöveler Spielgemeinschaft nun etwas entspannter in die fünfwöchige Pause über den Jahreswechsel gehen kann.
Selbstverständlich war auch Samstagabend nicht alles Gold, was da glänzte. Kein Wunder, denn einer derart zusammengewürfelten Mannschaft fehlen ja naturgemäß die eigentlich im Training erarbeiteten Automatismen. Eine deutlich sichtbare Gier nach dem Erfolg schweißte das Team aber zu einer bis zum Abpfiff um den Sieg kämpfenden Einheit zusammen. Kai Werthebach ragte mit seinen zehn Toren heraus. Aber auch Phillip Dobrodt mit seiner Durchschlagskraft am Kreis, Jonas Jäger mit seiner Schnelligkeit, der junge Melvin Bockhacker mit vier Treffern allein in den ersten 12 Minuten und Routinier Robin Hodde mit seiner Übersicht trugen wie auch das Torwartgespann Michael Frorath/Felix Botte sowie Luca Kuhnhenn, David Bayer und Philipp Gräf bei ihren kürzeren Einsätzen wesentlich zum ersten Heimsieg bei.
Und gerade in den Momenten, in denen es nicht so lief, half dann eben die individuelle Klasse von Spielern wie dem inzwischen 41-jährigen Markus Witkowski, der mit all seiner Routine den Defensivverbund organisierte und stabilisierte, oder Jakob Jäger und Matthias Sinnemann über die kritischen Phasen hinweg. Dieses Trio ging auch ohne Training in den entscheidenden Spielsequenzen voran.
Am Ende wird es unnötig spannend
In der ersten Halbzeit dominierte eindeutig die HSG. Die Deckung wirkte aggressiv und beweglich. Die Offensive zeigte sich flexibel und agierte über Gegenstöße und Positionsspiel aus dem Rückraum, von außen oder vom Kreis stets gefährlich. Erst als die Gäste nach einer Auszeit ihre Abwehr offensiver gestalteten, taten sich die Hausherren schwerer. Sie ließen den RSV nach einem 10:4-Vorsprung bis auf 11:9 herankommen, ehe sie sich dann, unterstützt von einer Roten Karte für Eike Jungemann, der Robin Hodde heftig am Kopf erwischte, bis zur Pause wieder auf 16:11 absetzten.
Im zweiten Abschnitt zog die HSG dann innerhalb von fünf Minuten auf 20:13 davon. Die Vorentscheidung schien gefallen. Die Gäste gaben sich aber nicht auf. Sie spielten nicht mehr so häufig über den Kreis, wurden aber aus dem Rückraum heraus immer treffsicherer und kamen gegen eine zusehends verunsichert wirkende HSG-Sieben eineinhalb Minuten vor Schluss tatsächlich bis auf 27:28 heran. Die Partie schien wirklich noch zu kippen. Die Nerven lagen blank. Doch dann nahm sich Matthias Sinnemann nach einem starken Ballgewinn von Markus Witkowski ein Herz und erzielte das erlösende 29:27. Phillip Dobrodt setzte gegen eine nun völlig offensive Gästedeckung mit dem 30:27 endgültig den Deckel drauf und sorgte damit für einen Riesenjubel auf der Bank und der Tribüne.
HSG Hattingen-Sprockhövel – RSV Altenbögge-Bönen 30:27
„Spielfilm“: 0:1, 4:1, 10:4, 11:9, 16:11 (Hz.), 20:13, 21:18, 23:19, 24:23, 28:24, 28:27, 30:27
HSG: Frorath, Botte; Jonas Jäger (4), Jakob Jäger (4), Bayer, Witkowski, Matthias Sinnemann (3), Hodde (1), Gräf, Werthebach (10/3), Isermann, Dobrodt (4), Bockhacker (4), Luca Kuhnhenn.
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