Hattingen/Sprockhövel. Die Schiedsrichterin Lea Bramkamp wird vom TuS Bövinghausen angegangen – und das respektlos. Das sagt Ajan Dzaferoski ein Tag nach dem Spiel.

Zwei Schiedsrichterinnen pfiffen am Freitagabend in der Oberliga Westfalen. Nadine Westerhoff leitete das 1:1-Remis zwischen der TSG Sprockhövel und dem FC Brünninghausen.

Lea Bramkamp hatte beim 3:0-Sieg der Spvgg Erkenschwick gegen den TuS Bövinghausen das Sagen. Danach gab es Diskussionen, bei denen sich vor allem die Verantwortlichen aus Bövinghausen deutlich im Ton vergriffen.

Zunächst nach Sprockhövel, wo Nadine Westerhoff Brünninghausens Anis El Hamassi innerhalb weniger Sekunden erst die gelbe Karte wegen eines Foulspiels und dann die Gelb-Rote Karte zeigte, weil dieser den schnellen Freistoß der TSG verhindern wollte und den Ball wegschoss. „Sie sind ja angehalten worden, etwas pingeliger zu pfeifen“, sagte TSG-Trainer Yakup Göksu nach der Partie.

Und selbst ohne diese Anweisung, ist es ja das gute Recht von Westerhoff, so zu entscheiden. Das Wegschießen des Balles ist eine Unart, die sich vom Profifußball bis in die Amateurklassen eingeschlichen hat. Es gehört rein faktisch nun einmal nicht zum Fußball dazu. Genauso wie das Losstürmen auf die Schiedsrichter bei Entscheidungen gegen einen.

Nadine Westerhoff ist über jeden Zweifel erhaben

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Nun stellt sich bei Westerhoff, die die Lebensgefährtin von Sebastian Westerhoff, dem Trainer des Oberligisten TuS Ennepetal ist, eher eine andere Frage. Sportlich ist die 40-Jährige über jeden Zweifel erhaben, immerhin pfiff sie schon über 50 Spiele in der Frauen-Bundesliga, war Schiedsrichterin im DFB-Pokalfinale und leitet seit Jahren Spiele in der Oberliga Westfalen – und das gut. Und auch an ihrer Integrität zu zweifeln, wäre eine unflätige Beleidigung. Auch Brüder können unterschiedliche Teams in einer Liga trainieren. Ein kleiner Beigeschmack bleibt ob der zumindest unglücklichen Ansetzung, die der Verband sich sparen könnte, aber schon. Und da kann Nadine Westerhoff am wenigsten für.

Patrick Radtke, WAZ-Sportredakteur.
Patrick Radtke, WAZ-Sportredakteur. © Patrick Radtke | Patrick Radtke

Deutlich schwerer wiegen da die Aussagen aus Bövinghausen nach der Partie gegen Erkenschwick. Die 26-Jährige Lea Bramkamp aus Hattingen, die auch in der A-Jugend-Bundesliga pfeift und in der 2. Frauen-Bundesliga Assistentin ist, war verantwortlich, als Erkenschwick gegen den Favoriten mit 3:0 gewann. Sie zeigte Bövinghausens Jeron Al-Hazaimeh kurz vor der Pause ebenfalls erst Gelb und unmittelbar danach – diesmal wegen Meckerns – die Gelb-Rote Karte.

Das Wort Mädchen zu benutzen, geht gar nicht – Knappmann wehrt sich

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Danach polterten der Vereinsvorsitzende Ajan Dzaferoski und Trainer Christian Knappmann gegenüber dem Reviersport los: „Die Leistung der Schiedsrichter war auf dem Niveau der Kreisliga C. Für eine Oberliga war das einfach beschämend. Die Verantwortlichen sollten sich mal Gedanken machen, ein Video der Partie ansehen und nachdenken, ob das wirklich so weitergehen kann“, wird Dzaferoski zitiert.

Noch schlimmer die zitierte Aussage von Knappmann: „Das kleine Mädchen hatte nicht ihren besten Tag. Das kann passieren, aber leider hatte diese Leistung das Ergebnis maßgeblich beeinflusst.“ Beide Entgleisungen sind unverschämt. Bei allem Verständnis für Emotionen: Das Knappmann die Bezeichnung „kleines Mädchen“ für eine 26-Jährige Frau benutzt, ist komplett unabhängig von der hier nicht zu bewertenden sportlichen Leistung, schlicht respektlos und – um es mit Bövinghausener Worten zu sagen – beschämend.

Christian Knappmann wollte sich auf Anfrage gegenüber dieser Redaktion am Tag nach dem Spiel nicht äußern. Der Vereinsvorsitzende Ajan Dzaferoski war immer noch sauer und sagte: „Es war eine ungenügende Schiedsrichterleistung. Wer pfeift Bayern München gegen Borussia Dortmund? Immer der beste Schiedsrichter. Aus Fehlern sollte man lernen. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen aus dieser Geschichte lernen.“

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