Hattingen/Sprockhövel. Der Hattinger Jan Stratmann ist bei der 70.3-WM endgültig in der Triathlon-Weltspitze angekommen. Direkt danach folgt ein „Harakiri-Projekt“
„Das“, jubelt Jan Stratmann nach dem Gewinn der Bronzemedaille bei der Ironman 70.3.-WM im finnischen Lathi, „ist der größte Erfolg meiner Karriere – mit Abstand. Die WM ist nicht mit einem normalen 70.3-Wettkampf vergleichbar. Dieses Rennen hat das ganze Jahr verändert“.
Der Profi-Triathlet aus Hattingen-Niederwenigern hat seinen Platz in der Weltspitze seines Sports eindrucksvoll untermauert – dabei war er bis vor kurzem noch gar nicht sicher, ob er überhaupt würde starten können. Eine langwierige Rückenverletzung sorgte beinahe für eine Operation und das Saisonaus, doch der 28-Jährige kämpfte sich durch, flog nach Lahti und belohnte sich. „Das war mein Saisonhöhepunkt. Ich hatte ein recht schwieriges Jahr hinter mir“, so Stratmann. Denn die Verletzung sorgte zuvor nicht für die gewünschten Ergebnisse.
Hattinger Jan Stratmann: „Mir ist nie etwas zugefallen“
Auch interessant
Umso bedeutsamer war für ihn die überraschende Top-Platzierung in Skandinavien. „Ich bin lange auf Platz vier gelaufen, bis Mathis Margirier vor mir eingebrochen ist. Dass mit mir drei Deutsche auf dem Podium standen, war ein Sensationserfolg“, so Stratmann.
Die internationalen Medienberichte bestimmte danach zwar Weltmeister Rico Bogen, der mit 22 Jahren der jüngste Ironman-70.3-Champion aller Zeiten wurde, doch dem möchte sich Stratmann gar nicht vergleichen.
Zu unterschiedlich liefen die Karrieren der beiden. „Ich musste immer hart arbeiten, mir ist nie etwas zugefallen. Dadurch kann ich diese Erfolge noch mehr genießen“, sagt Stratmann, der noch 2018 und 2019 aus finanziellen und gesundheitlichen Gründen kurz vor dem Ende seiner noch gar nicht richtig losgegangenen Karriere stand und nun auf Platz 27 der PTO-Weltrangliste steht.
Beim Ironman 70.3 in Zell am See ohne eigenes Rad
Auch interessant
Dazu beigetragen hat auch der zweite starke Wettkampf der vergangenen Woche. Unmittelbar nach der WM in Lahti reiste der Hattinger noch mit lauter Glücksgefühlen im Körper nach Österreich, um dort beim Ironman 70.3 in Zell am See zu starten.
„Ich mag es da unten, die Leute, die Umgebung. Und meine Frau ist auch gestartet. Aber es war von vornerein klar, dass es ein Harakiri-Projekt wird“, sagt Stratmann lachend. Denn auf sein eigenes Rad musste der Triathlet verzichten, das steckte weiterhin in Finnland fest und kam erst im Laufe dieser Woche bei den Stratmanns zu Hause an.
„Ich musste mir also innerhalb von ganz wenigen Tagen ein Rad, einen Anzug, einen Neoprenanzug und einen Helm organisieren. Dabei hätte ich die Zeit eigentlich zum Regenerieren gebraucht“, so Stratmann.
In diesem Jahr soll noch eine Langdistanz folgen
Auch interessant
All das machte sich zunächst bemerkbar, als es beim Wettkampf ins Wasser in Österreich ging. „Ich habe direkt gemerkt, dass es richtig zäh wird“, so der 28-Jährige, der von seinem Erfolg in Lahti aber vor allem mental noch völlig beflügelt war. Der zweite Rang nach 23:07 Minuten im Wasser war hart erkämpft, auf dem Rad fiel er mit 2:09.29 Stunden auf Rang drei zurück, sicherte sich auf der Laufstrecke (1:16,56 Stunden) am Ende aber doch Platz zwei.
Lediglich Frederic Funk, der in Lahti Zweiter wurde, war in Österreich noch schneller. „Sportlich war das nicht meine Glanzleistung, aber mental war ich sehr stark. Ich muss damit zufrieden sein, ich habe total unterschätzt, wie sehr mich die acht Stunden lange Autofahrt beschäftigen wird“, so Stratmann, der in diesem Jahr entweder in Tel Aviv (Israel) oder in Cascais (Portugal) noch eine Langdistanz in Angriff nehmen möchte, strahlend – denn nicht nur er sammelte Edelmetall ein. Auch seine Frau Lea sicherte sich Gold in ihrer Altersklasse. „Im Gegensatz zu mir ist sie sehr talentiert“, sagt Stratmann lachend.
Mehr Sportnachrichten aus Hattingen und Sprockhövel gibt es hier.
Die neue Facebook-Gruppe zum Sport in Hattingen und Sprockhövel finden Sie hier.