Lahti (FIN). „Für mich ist das ein großes Ding“, jubelt Jan Stratmann (PV Triathlon TG Witten) nach WM-Bronze. Auch seine Clubkollegen schneiden sehr gut ab.
Wie gut, dass derzeit noch kein Schnee liegt einer der beliebtesten Wintersport-Regionen Finnlands. Sonst wäre es Triathlon-Profi Jan Stratmann gewiss schwer gefallen, bei seinem Saisonhöhepunkt einen solch herausragenden Erfolg zu landen. Bei der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft in Finnland zeigte der Hattinger im Dress des PV Triathlon TG Witten eine Galavorstellung, gewann verdient die Bronzemedaille. Auch seine Vereinskollegen Till Schaefer und Luca Fröhling warteten in Skandinavien mit exzellenten Resultaten auf.
„Ich wusste die ganze Zeit, dass ich die Form zu einer Leistung habe“, sagt der 28-Jährige, der am Dienstagabend nach Deutschland zurückkehrte. „Nur auf mein Rad muss ich noch warten - das ist in Finnland geblieben“, nahm er den Gepäck-Fauxpas der Fluggesellschaft aber mit Humor und machte sein zweites Rennrad startklar für die am kommenden Wochenende in Zell am See wartende, nächste schwierige Aufgabe. Wieder über die Mitteldistanz.
Hattinger Triathlon-Profi mit zwei weiteren Deutschen auf dem WM-Podium
„Dass es in Lahti so gut läuft, hatte ich allerdings gar nicht erwartet“, gibt Stratmann zu. Der Schwimmstart sei dann auch nicht optimal gewesen, mit einigen Sekunden Rückstand und auf Rang elf liegend ging es auf die 90-km-Radstrecke. Dort habe sich dann eine siebenköpfige Gruppe gebildet, zu der gleich fünf Deutsche zählten - u. a. der spätere Gewinner Rico Bogen (Leipzig) und Frederic Funk, der am Ende Silber gewinnen sollte. „Bis zum zweiten Wechsel haben wir gut drei Minuten Vorsprung herausgeholt“, berichtet der Hattinger.
Der froh war, dass die zuletzt immer wieder mal nervenden Rücken- und Oberschenkel-Probleme diesmal kein Thema waren. „Der Kopf hat mitgespielt, ich bin über den zeitweiligen Schmerz hinweggekommen und habe bald einen guten Rhythmus gefunden.“ Selbst zwei Krämpfe warfen Jan Stratmann nicht mehr aus der Bahn. Am Ende überholte der lange auf Rang vier liegende Stratmann noch den Franzosen Mathis Margirier und schnappte sich die erträumte Medaille in Finnland.
Mentale Stärke lässt Stratmann die körperliche Qual überspielen
„Bei Kilometer 17 hatte ich dann kurz Seitenstechen und dachte mir: Muss das jetzt sein? Aber ich habe den Schmerz ‘rausgelaufen, bin irgendwie zu Ende gelaufen wie in Trance. Am Ende ist es der Kopf, der dich so etwas bewältigen lässt“, so Stratmann, der begeistert von der großen Zuschauerkulisse im Zielbereich war. „Schon verrückt, vor zwei Wochen habe ich noch über eine Rücken-Operation nachgedacht und jetzt so ein Rennen. Für mich ist Bronze bei der WM ein ganz großes Ding“, schwärmte der 28-Jährige, der 3:34,11 Stunden für den Ironman-70.3 benötigte.
Auch für den Sprockhöveler Till Schaefer im PVT-Dress war Lahti offenbar der ideale Platz, um eine Topleistung abzurufen. „Ich hatte mir weniger erwartet“, so der 38-Jährige nach dem Rennen, das er in 4:09,32 Stunden hinter sich brachte, damit Platz neun in der Altersklasse 35-39 belegte. „Im letzten Jahr in St. George war ich noch 17. dieser Kategorie“, so Schaefer stolz.
Radkurs in Finnland kommt Schaefer sehr entgegen
Er war eigentlich der Ansicht, dass der Ironman in Hamburg sein Hauptrennen für die Saison 2023 bleiben würde. „Danach hatte ich einige Probleme mit der Hüfte, seit Mai beschäftigt mich das.“ Doch gerade das Laufen habe sich bei der WM in Finnland richtig gut angefühlt, die Halbmarathon-Zeit (1:20,59 std.) konnte sich allemal sehen lassen. Schon das Schwimmen sei besser vonstatten gegangen als gedacht. „Sogar besser als zuletzt in Duisburg, wo ich mir schon die Qualifikation für die Ironman-70.3-WM 2024 in Neuseeland geholt habe“, sagt Schaefer.
Der leicht wellige Radkurs kam dem Sprockhöveler dann auch sehr gelegen - „da konnte man richtig gut ballern und das Rad einfach laufen lassen.“ Als er dann auf der Laufstrecke von seinem Trainer erfuhr, dass er schon auf Platz zwölf lag, „da floss ordentlich Adrenalin durch meinen Körper, da habe ich jeden Meter förmlich gepusht. So viel, wie drin war.“
Auch interessant
Bei seiner erst zweiten Mitteldistanz überzeugt Fröhling in Lahti
Sogar bis auf den vierten Platz seiner Altersklasse (18-24) schaffte es Luca Fröhling vom PV Triathlon TG Witten. Seine Endzeit von 3:57,21 Stunden konnte sich absolut sehen lassen und war eine der positivsten Überraschungen der Weltmeisterschaft. „Bis zu einem der ersten drei Plätze haben mir am Ende 22 Sekunden gefehlt“, ärgerte sich Fröhling. „Meine groben Fehler von heute sollten mir eine Lehre sein“, war er vor allem nicht zufrieden mit dem Wechsel nach dem Schwimmen aufs Rad. „Das war Eins-zu-eins eine Kopie vom Rennen auf Lanzarote.“ Auch mit der Verpflegung habe es nicht optimal geklappt in Lahti.
Doch auch wenn Fröhling (24) nach seiner überhaupt erst zweiten Mitteldistanz betont, dass ihm zur absoluten Professionalität noch ein paar Kleinigkeiten fehlen, war er insgesamt mit dem Resultat durchaus zufrieden. „Immerhin hatte ich eine harte Zeit wegen einiger Knieprobleme. Und im Gegensatz zu den besten Agegroupern studiere ich ja Vollzeit. Andere trainieren teilweise 25 bis 30 Stunden pro Woche“, so der Triathlet, der den Halbmarathon in bärenstarken 1:14,27 Stunden bewältigte.
Alle Nachrichten aus dem Lokalsport in Hattingen und Sprockhövel finden Sie hier.
Alle Nachrichten aus dem Wittener Lokalsport finden Sie hier.