Sprockhövel/Witten. Triathlet Till Schaefer hat sich für die Ironman-WM qualifiziert. Doch nun winkt er ab – aus terminlichen, politischen und finanziellen Gründen.

Till Schaefer (PV Triathlon TG Witten) hat sich längst damit abgefunden, dass sein Hobby teuer ist.

„Ich bin Amateur, natürlich ist mein Sport ein Hobby, das mein Leben bestimmt. Aber ich habe ihn mit dem Wissen betrieben, dass ich dafür Geld bezahle und nichts damit verdiene“, sagt der Triathlet aus Sprockhövel. Doch die jüngsten Entwicklungen stoßen ihm auf und sorgen für das Platzen eines Traumes. Die Kosten sind explodiert.

„Seit 2019 versuche ich, mich für die Ironman-Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Mein Ziel ist es, mich im Amateurbereich so hoch wie möglich zu messen“, sagt Schaefer.

Um dieses Niveau zu erleben, ist er quasi gezwungen, an den Wettkämpfen der großen Anbieter, also der Firmen Challenge oder Ironman, teilzunehmen. „Das sind die Firmen, die sehr gut organisierte Veranstaltungen anbieten, mit einem tollen Teilnehmerfeld und guten Sicherheitsmaßnahmen gibt. Zudem ist es oft mit attraktiven Reisen verbunden“, so Schaefer.

So riskante Momente, wie am Wochenende bei der NRW-Regionalliga, als er bergab mit dem Rad mehrfach Autos mit 70 Stundenkilometern überholen musste, gibt es bei den den großen Wettkämpfen nicht.

Triathlon ist ein Hobby, welches ins Geld geht

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Aber das alles hat natürlich auch seinen Preis. „2019 habe ich in Nizza an der 70.3.-WM teilgenommen und habe um die 700 Euro für die Anmeldung bezahlt. Vergangenes Jahr waren es bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii circa 1100 Euro. Dazu kommen die Kosten für das Fahrrad, eventuell einen Trainer, die Anreise, Unterkunft, Mietwagen. Jeder Ironman in Europa kostet mich quasi zwei Wochen Urlaub. Und wenn man sich ein Jahr lang auf Hawaii vorbereitet, können es mit allem Drum und Dran schon bis zu 20.000 Euro werden“, rechnet Schaefer vor. Das macht man nicht so oft im Leben.

All das hat er gerne auf sich genommen, hat in den vergangenen Jahren an vielen tollen Events teilgenommen. „Es ist eine Leidenschaft, es ist das, worauf ich Bock habe. Ich will den Sport auf hohem Niveau betreiben und erlebe dabei Dinge, die ich nie vergessen werde“, sagt Schaefer. Auf die Teilnahme an der diesjährigen Ironman-Weltmeisterschaft in Nizza verzichtet er aber dennoch. Zum einen passt der Termin im September nicht gut, denn kurz zuvor startet der Sprockhöveler bei der 70.3.-WM im finnischen Lahti.

Die Stadt Kona auf Hawaii schiebt dem Plan von Ironman einen Riegel vor

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Viel wichtiger sind jedoch die politische und eine finanzielle Entscheidung. „Ironman möchte den Frauensport unterstützen und hat beschlossen, dass bei der WM genauso viele Frauen wie Männer an den Start gehen sollen. Deshalb sollte der Wettkampf an zwei statt wie bisher an einem Tag stattfinden“, erklärt Schaefer. So weit, so gut. Doch da macht die Gemeinde der kleinen Stadt Kona auf Hawaii, dem traditionellen Austragungsort der WM, nicht mit. Die Politik vor Ort entschied, dass mehr als ein Tag nicht möglich sei.

Vergangenes Jahr nahm Till Schaefer bei der Ironman-WM auf Hawaii teil.
Vergangenes Jahr nahm Till Schaefer bei der Ironman-WM auf Hawaii teil. © Schaefer

Die Frauen sollen nun auf Hawaii starten, für die Männer musste sich Ironman nach einer Alternative umschauen und wurde in Nizza fündig. „Dadurch verliert die WM schon an Reiz. Hawaii hat diesen Mythos und diese besonderen klimatischen Bedingungen. Auf der anderen Seite kann man sagen, dass ein Ort in Europa gut ist, weil die Anreise einfacher ist und manche Athleten erst dadurch die Möglichkeit bekommen, an der WM teilzunehmen, dass sich auch nicht so gut verdienende Teilnehmer in den Altersklassen diesen Wettkampf leisten können. Denn wir bekommen kein Preisgeld“, so Schaefer.

Die Kosten in Nizza sind explodiert

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Doch genau das wird erschwert. Kostete die Anmeldung für einen Ironman am 25. Juni in Nizza noch rund 700 Euro, sollen es bei der Ironman-WM 1400 Euro sein – plus acht Prozent Bearbeitungsgebühr „Es ist der gleiche Ort, vermutlich die gleiche Strecke, bis auf ein paar Leute mehr der gleiche Aufwand. Aber es soll einfach doppelt so teuer sein. Ich finde, dass das eine Unverschämtheit ist“, ärgert sich Schaefer. Zumal die freiwilligen Helfer nicht gerade gut verdienen würden. Er selbst hatte sich eigentlich bei der Ironman-Europameisterschaft in Hamburg vor zwei Wochen, für die er natürlich auch eine Startgebühr zahlte, für die WM qualifiziert.

Zwar würde die Inflation freilich auch nicht am Triathlon-Sport vorübergehen. „Aber das sind schon große Sprünge. Das war einer der Punkte, die dafür gesorgt haben, nicht mitzumachen, das nicht zu unterstützen. Es wäre ja auch ein Ansatz, dass man bei der WM die Besten haben möchte und nicht die Besten, die es sich auch leisten können.“

Jan Stratmann erreicht in Luxemburg Rang vier

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Am Wochenende landete Till Schaefer mit dem Regionalliga-Team des PV Triathlon TG Witten auf Rang eins in der Teamwertung (8:24,35 Stunden) und Platz drei in der Einzelwertung (2:03,01 Stunden). „Ich glaube, ich kann noch deutlich schneller Laufen, aber es war okay. Beim Rennen habe ich die schmerzende Hüfte doch noch gemerkt. Die beiden Erstplatzierten waren nach dem ersten Wechsel schon schnell weg, sodass eine Lücke entstanden ist. Es war einfach nicht mehr drin an dem Tag, aber ich bin komplett fein damit“, so Schaefer.

Der Hattinger Profi-Triathlet Jan Stratmannerreichte beim Ironman 70.3 in Luxemburg den vierten Platz. Er kam nach 3:52,28 Stunden ins Ziel (23:16 Minuten Schwimmen, 2:06,34 Stunden Radfahren, 1:18,55 Stunden Laufen). Der Däne Miki Taagholtholte sich den Sieg mit 3:49,20 Stunden, der Belgier Christophe De Keyser (3:50,47) landete auf Rang zwei, der Portugiese Filipe Azevedo (3:51,43) auf Platz drei.

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