Hattingen. Zwei Legenden des SuS Niederbonsfeld sprechen über alte Zeiten und verraten lustige Anekdoten. Von Karneval, über wichtige Spiele bis Mallorca.

Ralf vom Dorp sei sein bester Freund, sagt Detlef „Männi“ Pehlke im Vereinsheim des SuS Niederbonsfeld, als das Gespräch thematisch kurz eine seiner vielen Kurven nimmt. „Ich dachte, das wäre ich“, wirft Ernst Bayer lachend ein. „Ja, du auch. Ralf und du“, antwortet Pehlke schmunzelnd.

Es ist ein Gespräch unter Männern, die enorm viel miteinander erlebt haben – auf dem Fußballplatz, aber auch daneben. Während die beiden in ihren Erinnerungen kramen, kommen immer wieder Vereinsmitglieder ins Klubheim.

„Die ganze Prominenz vor Ort“, sagt der eine. „Ernst, dich hier zu sehen, das ist ja schön“, sagt ein anderer.

Von 1996 bis 2002 waren Detlef „Männi“ Pehlke und Ernst Bayer zusammen beim SuS Niederbonsfeld

Es geht um sportliche Erfolge mit dem SuS Niederbonsfeld, ehemalige Wegbegleiter, aber auch um die Momente, die Fußball zu mehr als nur einem Sport machen – im Fall von Bayer und Pehlke spielten sich diese häufig auf Mallorca ab.

Denn in der gemeinsamen Zeit beim SuS Niederbonsfeld, von 1996 bis 2002, war Ernst Bayer Cheftrainer und Detlef „Männi“ Pehlke zunächst Spieler, dann Co-Trainer, sei die Frage nicht gewesen, ob es nach der jeweiligen Saison auf die spanische Insel gehe, sondern nur wann.

Zahlreiche alte Zeitungsartikel gaben während des Gesprächs mit Detlef „Männi“ Pehlke und Ernst Bayer einen Einblick in vergangene Zeiten
Zahlreiche alte Zeitungsartikel gaben während des Gesprächs mit Detlef „Männi“ Pehlke und Ernst Bayer einen Einblick in vergangene Zeiten © Patrick Radtke

Mit über 40 Leuten seien die Hattinger damals stets ins Flugzeug gestiegen, erinnert sich Bayer. „Einmal“ wirft Pehlke, der heute Sportlicher Leiter beim SuS ist, ein, sei ein Text des Vereinsliedes „Hoch lebe Eisen“ verteilt worden. „Da hat dann das gesamte Flugzeug gesungen“, so Pehlke lachend. Und wieder nimmt Bayer den Pass auf und sagt: „Und auf Mallorca ist er dann in Schalke-Badelatschen und einem Nikolaus-Kostüm herumgelaufen. Das sind so Dönekes, über die kann ich heute noch lächeln.“

Der SuS Niederbonsfeld nahm an Altweiber Kontakt zu Ernst Bayer auf

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Die beiden, das wird mit jeder Minute des Gesprächs immer deutlicher, sind ein eingespieltes Team. 1996 verließ Ernst Bayer als Trainer Teutonia Überruhr, um sich den Niederbonsfeldern in der Kreisliga A anzuschließen. Altweiber sei er in der Kneipe „Theaterklause“ vom damaligen Fußball-Abteilungsleiter des SuS Niederbonsfeld Wolfgang Krüger angesprochen worden, sagt Bayer.

„Ich hatte damals noch nicht verlängert. Er fragte mich, ob ich mir nicht vorstellen könnte, nach Hattingen zu wechseln.“ Zu Karneval wollte Bayer aber selbstverständlich kein Versprechen abgeben. Also trafen sich die beiden kurze Zeit später wieder. „Und dann kam der Bauer rein, zwei Meter hoch, Schuhe dreckig vom Feld. Der sagte, ihm sei erzählt worden, ich sei ein Erfolgstrainer“, so Bayer über Friedhelm Liethmann, den heute leider schon verstorbenen damaligen SuS-Geldgeber, der später sogar Patenonkel von Beyers jüngstem Sohn wurde.

Stürmer Marcus Schröder „blieb bei einer Flanke zehn Sekunden in der Luft stehen“

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Das Gespräch verlief positiv, und Bayer brachte frischen Wind in den Verein, bei dem Stürmer Pehlke da schon längst die Jugend im blau-weißen Trikot durchlaufen hatte und der mit damals 35 Jahren der älteste Spieler in der ersten Mannschaft war. Es wurde eine Erfolgsgeschichte.

„Ernst brachte fünf, sechs Spieler mit, die teilweise schon Landesliga gespielt hatten. Es gab eine Zeit, da wurde hier nicht auf den Hundert-Mark-Schein geguckt“, so Pehlke.

Unter anderem sei Marcus Schröder ein überragender Stürmer gewesen. „Der blieb bei einer Flanke zehn Sekunden in der Luft stehen“, sagt Bayer. „Der hat aus elf Metern geköpft, das war unglaublich. Wie ein Schuss. So einen Kopfballspieler habe ich weder davor noch danach noch einmal gesehen“, lobt auch Pehlke, der aber ergänzt, dass es immer wichtig gewesen wäre, „dass drei, vier, fünf Bonsfelder spielten. Mike Schönweitz und Stefan Rohde zum Beispiel. Es war nie so, dass wir hier nur Söldner hatten“, betont Pehlke.

SuS Niederbonsfeld steigt 1997 auf – und Pehlke spielt mit blau-weißen Haaren

Gleich im ersten Jahr unter Bayers Regie gelang der Aufstieg in die Bezirksliga. „Es war entscheidend, dass wir unheimlich viel Kondition gebolzt hatten. Wer hier bei bis zur 75. Minute nicht mit 3:0 führte, der hat das Spiel noch verloren. Und die Trainingsbeteiligung war sensationell, das habe ich bei keinem anderen Verein so mitbekommen“, so Bayer.

Bis zum letzten Spieltag sei es 1997 eng gewesen. Die entscheidende Szene für den Aufstieg würden beide wohl am liebsten heute noch einmal nachspielen. „Du hast damals die Flanke reingeschlagen und der Dragan Jukic kam mit der Fußspitze ran“, sagt Bayer zu Pehlke, der stolz nickt. Es war das entscheidende Tor zum Unentschieden gegen Werden 80.

Die Aufstiegsmannschaft des SuS 1997. Im Hintergrund: Sponsor Don Quixote, Vorgänger des heutigen Megaparks auf Mallorca
Die Aufstiegsmannschaft des SuS 1997. Im Hintergrund: Sponsor Don Quixote, Vorgänger des heutigen Megaparks auf Mallorca © Repro: Patrick Radtke

„Das war der vorletzte Spieltag. Danach brauchten wir noch einen Sieg gegen den ETB Schwarz-Weiß Essen. Und was mache ich? Lasse mir von meiner Frau vor dem Spiel die Haare blau-weiß färben. Zum Glück ging das gut“, sagt Pehlke und lacht.

Schon mit für Mallorca gepackten Koffern sei er damals zum Spiel gefahren. Nach Abpfiff und dem feststehenden Aufstieg wurde gefeiert. „Bis halb sechs Uhr morgens. Dann ging es los zum Flughafen. Ich glaube, ich habe 48 Stunden nicht geschlafen“, so Pehlke. Spätestens bei dieser Fahrt entwickelte sich dann auch die tiefe Verbindung zwischen den beiden, teilten sie sich doch zum ersten – aber nicht zum letzten – Mal ein Zimmer. „Keiner nahm ihn aufs Zimmer. Und wer war der Leidtragende? Ich. Aber das war so klasse“, so Bayer scherzend.

Zwei bittere Jahre in der Bezirksliga mit zwei verpassten Aufstiegen

Sportlich kamen nach dem Aufstieg in der Bezirksliga wundervolle, aber zugleich auch schmerzhafte Jahre. Denn gleich zwei Mal scheiterte der SuS Niederbonsfeld haarscharf am Sprung in die Landesliga. „Im ersten Jahr brauchten wir nur noch einen Sieg gegen Heckinghausen“, beginnt Pehlke, den ersten Teil der Geschichte zu erzählen, ehe Bayer ihm ins Wort fällt und ergänzt: „Wir hätten damals eigentlich ohne Torwart spielen können.“

Zum Sieg reichte es aber nicht, der Ball wollte nicht ins Tor, wodurch der SV Kray 04 aufstieg. Ein Jahr später sei dieser Moment in negativer Hinsicht aber noch getoppt worden. Die Hattinger verpassten den ersten Platz nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses – und der Konkurrent Langenberger SV gewann am letzten Spieltag gegen Türkspor Essen kurioserweise ausgerechnet zweistellig. Klar, dass da Gerüchte aufkamen.

Der SuS musste in eine Relegationsrunde mit dem VfL Benrath und Apollon Wuppertal. „Beim Spiel in Benrath war hier das ganze Dorf leer“, erinnert sich Bayer. „Ich weiß nicht, wie viele Reisebusse nach Düsseldorf gefahren sind“, ergänzt Pehlke. Durch zwei Unentschieden reichte es aber am Ende nicht. Und so nah kam der SuS dem Aufstieg nie wieder.

„Ganz Bonsfeld feiert seinen Fußball-Gott“

Der Stolz und die Freude sind dennoch beiden noch immer ins Gesicht geschrieben, wenn sie über die alten Zeiten sprechen. „Sowas bekommt ja auch nicht jeder“, sagt Pehlke, als er auf einen alten Zeitungsartikel der WAZ blickt. „Ganz Bonsfeld feiert seinen Fußball-Gott“ war die Überschrift nach einem Hattrick des damals 39-Jährigen in der Bezirksliga.

Die WAZ begleitete den SuS Niederbonsfeld intensiv – und widmete Detlef „Männi“ Pehlke eine Überschrift, die er bis heute gerne liest.
Die WAZ begleitete den SuS Niederbonsfeld intensiv – und widmete Detlef „Männi“ Pehlke eine Überschrift, die er bis heute gerne liest. © Patrick Radtke

Als es darum geht, das Aufstiegstrikot von 1997 für ein Foto gemeinsam hochzuhalten, zögert Bayer dann aber: „Das kann ich doch nicht machen, ich bin doch jetzt in Niederwenigern“, so der Trainer der dortigen dritten Mannschaft. „Aber es war hier schon eine sehr erfolgreiche und geile Zeit.“

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