Gütersloh. Der SCO verpasst beim FC Gütersloh die Chance, im Westfalenpokal Vereinsgeschichte zu schreiben. Er ist frech, mutig – aber nicht konsequent.
Hadernd faltete Adrian Wasilewski seine Hände auf dem Kopf zusammen. Gerade hatte er die große Möglichkeit zur Führung vergeben.
In der 13. Minute sprintete der Außenbahnspieler des SC Obersprockhövel auf Jarno Peters, den Torhüter des Oberligisten FC Gütersloh, zu.
Der Winkel etwas ungünstig, die Möglichkeiten dennoch vielfältig. Der Westfalenliga-Spieler entschied sich für den Lupfer – und scheiterte. Peters fing den zu flach geratenen Versuch ganz einfach ab und Wasilewski wusste, dass es nicht mehr viele solcher guten Möglichkeiten im Viertelfinale des Westfalenpokals geben sollte.
SC Obersprockhövel setzt mit Dawid Ginczek auf einen Mittelstürmer
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Als klarer, aber mutiger Außenseiter waren die Obersprockhöveler nach Westfalen gereist. Vor der Partie wusste Trainer Robert Wasilewski noch nicht so recht, ob er nicht möglicherweise auf eine Formation ohne richtigen Stürmer und mit mehreren beweglichen, schnellen Akteuren setzte.
Er tat es nicht und beorderte Dawid Ginczek nach seiner Verletzung direkt wieder ins Sturmzentrum, unterstützt von Patrick Dytko links, Arber Berbatovci rechts und Wasilewski zentral hinter ihm. Alles was hinter diesem Quartett auf dem Platz stand, dachte defensiv.
Jan-Niklas Buddes Freistoß klatscht an den Pfosten
Der gewählte Mix erwies sich als harmonierend. Zwar merkte man den SCO in den ersten Minuten, in denen Gütersloh bestimmend war, den Respekt vor der Aufgabe an, sodass Torhüter Aaron Kuhlmann einmal mit einer ordentlichen Parade auffiel, dann aber zeigten sich die Gäste wie angekündigt frech und drängten Gütersloh zeitweise mehrere Minuten lang in die eigene Hälfte.
Spätestens als Innenverteidiger Jan-Niklas Budde einen Freistoß aus locker 30 Metern mit voller Wucht gegen den Pfosten drosch, schauten sich die Gütersloher wissend an: Das wird ein richtig enges Spiel.
So dröhnte es nach dem Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Jonathan Bäthge von den Fans auf der Tribüne auch in Richtung der nicht nur wegen des Regens bedröppelten FC-Mannschaft: „Wachwerden!“
„Wir haben sehr viel investiert. Die erste Hälfte war ausgeglichen, da hat man keinen Klassenunterschied gesehen. Am Anfang hatte Gütersloh aber zu viele Freistöße und wir kamen erst nicht ins Spiel. Normalerweise macht Adrian die erste Chance, aber er muss den Ball da besser treffen“, so SCO-Trainer Robert Wasilewski nach der Partie.
Handelfmeter verändert das Spiel und sorgt für die Führung des FC Gütersloh
Im zweiten Spielabschnitt traten die Hausherren dementsprechend eine Spur energischer auf, ließen den SCO – der Niklas Niedergethmann für den wirkungslosen Ginczek gebracht hatte und nun doch auf eine fluide Offensivreihe setzte – laufen. Vor allem Ilias Illig auf Linksaußen forderte Bälle und bat die Gäste zum Tanz. Manchmal war dies auch brotlose Kunst, in der 53. Minute jedoch auch genau das Gegenteil.
Von links zog er parallel zur Strafraumlinie in Richtung Tor, sein erster Versuch wurde abgeblockt, der zweite flog an den Arm von Luis Monse. Der versuchte zwar noch, sein Körperteil rechtzeitig wegzuziehen, schaffte es aber nicht.
Nun kann man über die Auslegung der aktuellen und sich stets ändernden Handregel stundenlang diskutieren, Güterslohs Matthias Haeder schoss den Strafstoß dennoch halbhoch links ins Tor. Am fast schon ekstatischen Jubel konnte man die Erleichterung der FC-Spieler erkennen.
Eingewechselter Jochen Seitz muss wieder raus
Der SCO musste nun spielerisch wie mental umschalten, die Räume zum Kontern wurden freilich immer weniger. Vor der Partie aber hatte SCO-Trainer Wasilewski ja noch davon geschwärmt, dass die Kaderbreite auf jede Spielsituation ihre Antwort parat habe.
So brachte er Sidney Rast für den erst in der 30. Minute für den verletzten Fabrice Fabritz eingewechselten Jochen Seitz und stellte erneut um. Doch all die schönen Pläne helfen auch nichts, wenn dann etwas passiert, was niemand vorhersehen kann.
Individueller Fehler entscheidet die Partie
Tim Dudda rutschte ein eigentlich missglückter Steckpass von Illig vor dem eigenen Strafraum durch die Beine und zu Haeder. Mit einer Mischung aus Vorahnung und verlorener Balance ging Dudda zu Boden – und konnte auf allen Vieren nur zusehen, wie Haeder zum 2:0 traf.
Die Köpfe hingen nun beim SCO, die Hände waren in die Hüften gestützt, die Motivationsrufe halbherzig. Es war das Tor zum Ausscheiden. Der Rest war nicht mehr entscheidend– auch wenn Jan-Niklas Budde in der 87. Minute auf 40 Metern das schönste Tor des Tages erzielte und den Ball mit Wucht zur Überraschung aller einfach in den Winkel schoss. Denn den konterte Gütersloh mit der letzten Aktion des Spiels gegen den aufgerückten durch Tymofii Dymchenko zum 3:1.
Viel Zeit, dies zu verdauen, hat der SCO nicht. Schon am Samstag empfängt er in der Westfalenliga den Tabellenzwölften FC Lennestadt (16 Uhr) und somit einen direkten Konkurrenten im Rennen um den Ligaverbleib.
„Die Fehler vor den Gegentoren dürfen uns nicht passieren, da müssen wir besser klären. Aber die Mannschaft hat bis in die Nachspielzeit alles versucht. Es war ein guter Fight, ein typisches Pokalspiel. Uns hat etwas Glück gefehlt, aber auf der Leistung können wir aufbauen. Leider haben wir zwei Verletzte. Luis Monse hat eine richtig tiefe Schnittwunde am Bein und Fabrice Fabritz eine Muskelverhärtung“, so Robert Wasilewski.
FC Gütersloh - SC Obersprockhövel 3:1 (0:0)
Tore: 1:0 Haeder (53. Minute, Foulelfmeter), 2:0 Haeder (59.), 2:1 Budde (88.), 3:1 Dymchenko (96.)
SC Obersprockhövel: Kuhlmann - Gremme, Budde, Monse, Özkan (72. Jahnke) - Fabritz (30. Seitz/64. Rast), Dudda - Dytko, Wasikewski (72. Kamperhoff), Berbatovci - Ginzeck (46. Niedergethmann)
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