Hattingen. Seung-Man Hong wird die SG Welper im Winter verlassen. Im Interview spricht er über die Gründe, die Entwicklung des Klubs und sein letztes Ziel.

Seung-Man Hong wird den Fußball-Landesligisten SG Welper in der Winterpause als Trainer verlassen. Dies hat er seinem Verein in dieser Woche mitgeteilt.

Im Interview erklärt er, warum er sich für diesen Schritt entschieden hat. Außerdem blickt er auf seine Zeit bei den Grün-Weißen zurück und wagt ebenso eine Aussicht für seinen Club und sich selbst in der Zukunft.

Der Abgang nach der Hinrunde kommt für viele sicherlich überraschend. Warum haben Sie sich dafür entschieden?

Der Zeitpunkt ist natürlich unglücklich, ein Abschied im Sommer ist immer angenehmer. Dennoch lässt es meine berufliche Situation nicht anders zu. Vor einem Jahr habe ich meinen Job gewechselt und eine leitende Position eingenommen. Mir war vorher schon klar, dass es schwierig wird, Familie, Beruf und Hobby unter einen Hut zu bekommen. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass ich das einfach nicht mehr schaffe. Sportliche Gründe für meinen Abschied gibt es nicht. Mit dem aktuellen Team fühle ich mich sehr wohl und auch die Aufgabe, junge Spieler zu entwickeln reizt mich nach wie vor. Es geht aber leider nicht mehr.

Wie schwer ist Ihnen die Entscheidung gefallen?

Sehr schwer. Ich war 18 Jahre lang ununterbrochen Trainer einer Mannschaft. Erst in der Jugendabteilung des TuS Hattingen, dann als U19-Trainer der TSG Sprockhövel, ich war beim Wuppertaler SV, bei Hedefspor, beim TuS Hattingen und jetzt eben bei der SG Welper. Diese intensiven Jahre haben mich geprägt. Deshalb war es alles andere als einfach zu sagen: Okay, jetzt ist Schluss. Aber ich musste diese Entscheidung treffen.

Wenn Sie im Winter aufhören, haben Sie dreieinhalb Jahre bei der SG Welper verbracht. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

Die Aufgabe bei der SG Welper hat mich sofort gereizt. Es ging darum, eine neue Mannschaft aufzubauen und sportlich weiterzukommen, möglichst in die Landesliga aufzusteigen. Das hat mich sehr gereizt. Bei meinem ehemaligen Verein TuS Hattingen hat man aufgrund der Rivalität sicher nicht darüber gefreut. Aber ich wollte diese Herausforderung annehmen. Außerdem hatte ich die Möglichkeiten, alte Weggefährten zusammenzuholen. Im ersten Jahr haben wir 18 neue Spieler geholt, darunter Spieler wie Tim Dudda, Max Claus, Marco Bakenecker und Sven Möllerke – Spieler mit Charakter und Fähigkeiten. Bis aus so vielen neuen Spielern eine Mannschaft wächst, kann es dauern, aber in der Truppe hat sofort die Chemie gestimmt. Wir sind im ersten Jahr auch sofort aufgestiegen, auch wenn wir die Saison wegen Corona nicht zu Ende spielen durften. In der zweiten Saison haben wir ebenfalls gut angefangen, doch nach elf Spieltagen war ja Schluss.

In Ihrem dritten Jahr durften Sie dann das erste Mal eine ganze Saison spielen.

Die Mannschaft ist auch im dritten Jahr im Großen zusammengeblieben. Das gute Miteinander war der Hauptgrund – anders als es das Klischee über Welper nahelegt, dass die Spieler nur wegen unseres Hauptsponsors Kaan Öztürk und dem Finanziellen hierbleiben. Zu Saisonbeginn hatten wir aber extrem viel Pech mit Verletzungen. Es lief nicht rund und wir haben uns plötzlich im Abstiegskampf wiedergefunden. Als im Winter dann auch noch wichtige Spieler wie Kaan Cosgun, Serdar Bastürk und Altan Sapkayali gingen, haben sicherlich einige mit einem Absturz gerechnet. Doch wir sind plötzlich mit einem Rumpfkader durch die Liga marschiert und haben eine sensationelle Rückrunde gespielt. Das hatte weniger mit unserer individuellen Klasse zu tun, sondern vor allem mit der mannschaftlichen Geschlossenheit.

Vor dieser Saison gab es dann einen erneuten personellen Umbruch.

Es haben uns wichtige Spieler wie Tim Dudda oder Sidney Rast verlassen. Diese kurzfristigen Abgänge haben wir genutzt, um eine kleine Kursänderung vorzunehmen. Wir wollen vermehrt auf junge Talente setzen und die Zukunft des Vereins in diese Richtung lenken. Es geht darum, Spieler zu entwickeln und nicht nur fertige Spieler zu verpflichten.

Sportlich lief es zu Beginn dieser Spielzeit aber wieder nicht gut.

Es war schon gespenstisch, wie viele Parallelen es zum Vorjahr gab. Wieder hatten sich einige Spieler verletzt und Urlaube unglücklich geplant. Wir haben teilweise mit einer absoluten Not-Mannschaft gespielt. Da haben Spieler Positionen bekleidet, die sie gar nicht kannten. Das hat sich auch in den Ergebnissen gezeigt – wir haben Spiele 0:7 und 1:8 verloren. Aber wir haben zuletzt gezeigt, dass wir absolut konkurrenzfähig sind. Wichtige Spieler sind zurück und die jungen Spieler kommen in ihrem ersten Seniorenjahr immer besser zurecht. Sie haben sich schon deutlich gesteigert. Ich bin mir sicher, dass wir auch in dieser Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden.

Marco Bakenecker ist als Kapitän bei der SG Welper hoch angesehen.
Marco Bakenecker ist als Kapitän bei der SG Welper hoch angesehen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Im Winter wird dann jemand anderes an der Seitenlinie stehen. Werden Sie bei der Trainersuche helfen?

Ich habe unserem Geschäftsführer Manfred Hoffmann meine Unterstützung zugesagt. Auch im Hinblick auf die Planung der neuen Saison und Spielerverpflichtungen. Ich werde Welper nicht einfach so im Stich lassen. Wenn der neue Trainer das alles selber machen möchte, werde ich mich aber auch nicht aufdrängen. Ich gehe davon aus, dass sich einige Trainer bewerben werden. Und dann wird der Verein den richtigen Trainer auswählen. Sollte es nicht sofort eine Lösung geben, steht auch schon ein Plan B zur Verfügung. Robin Kehrmann, mein Co-Trainer, ist fachlich und inhaltlich wirklich sehr stark. Ich traue ihm die Aufgabe kommissarisch definitiv zu. Ihn würde Kapitän Marco Bakenecker unterstützen. Er ist eine absolute Führungsperson und hoch angesehen in der Mannschaft.

Wie geht es für Sie weiter?

Ich schließe nicht aus, irgendwann noch einmal irgendwo eine Trainerposition zu übernehmen. Aber das wird definitiv in nächster Zeit nicht passieren. Im Sommer werde ich garantiert nirgendwo an der Linie stehen. Was in zwei, drei oder vier Jahren ist, kann ich nicht sagen. Vielleicht war es das aber auch. Bis zum Winter will ich mit der Mannschaft aber noch einige Spiele gewinnen. Mein Finale wird dann die Hattinger Hallenstadtmeisterschaft. Wir gehen als Titelverteidiger ins Rennen und wollen unbedingt wieder gewinnen. Das wäre ein schöner Abschluss.

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