Sprockhövel. Er hat es schon wieder getan. Der SC Obersprockhövel kann momentan nicht anders als spektakulär. Gegen Westfalia Herne wird es teilweise grotesk.
Fünf Tore im Westfalenliga-Spiel gegen Hordel, vier in der regulären Spielzeit im Westfalenpokal gegen YEG Hassel, sechs in der Liga gegen Concordia Wiemelhausen.
Der SC Obersprockhövel steht aktuell für Spektakel. Was er und Westfalia Herne am Sonntag jedoch veranstalteten, übertrifft alles bisher Dagewesene in dieser Saison und brachte SCO-Trainer nach der Partie dazu, passenden Vergleich zum Eishockey zu ziehen.
Eindrucksvoll bewiesen beide Mannschaften, warum es Spaß machen kann, ihnen beim Fußballspielen zuzuschauen, warum sie aber auch beide zu den defensiv schwächsten Teams der Liga gehören und vor der Partie mit sieben Punkten im unteren Drittel der Tabelle feststeckten.
SC Obersprockhövel geht gegen Westfalia Herne nach ein paar Sekunden in Führung
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Gerade einmal ein paar Sekunden war das Spiel angepfiffen, da drehten die Obersprockhöveler bereits jubelnd ab. Auf der linken Seite setzen sie sich durch, gewannen ein Zwei-gegen-Eins-Duell. Die Hereingabe schoss Nico Jahnke direkt ins Tor.
Dies jedoch beflügelte den SCO nicht wirklich. Es dauerte nicht allzu lang, da flog ein langer Ball auf die linke Außenbahn, wo sich die Westfalen durchsetzten und den Ball einfach mal in den Strafraum knallten. Stürmer Enrique Kanapin nahm die Kugel mit einem Mix aus Glück und technischer Klasse auf und schlenzte sie zum Ausgleich vorbei an SCO-Keeper Aaron Kuhlmann (9.).
Nach dem 1:1 von Westfalia Herne nimmt der Wahnsinn seinen Lauf
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Und klar: Wie schon in den vergangenen Wochen bei den Partien der Obersprockhöveler, sollte dies nicht der letzte Treffer des Tages, nicht einmal der ersten Hälfte bleiben. Bei weitem nicht. Erneut gingen die Herner auf der linken Seite in den Zweikampf, erneut setzten sie sich durch, erneut flog der Ball in den Strafraum – diesmal hoch – Simon Struck stieg hoch und traf (16.).
Es war ein relativ einfaches Muster, welches dem SCO jedoch vor arge Probleme stellte. Dieser jedoch ist genau diese Art von Rückschlägen aus den vergangenen Wochen gewohnt und hat den Schlüssel zur Verarbeitung derer gefunden. Über Zweikampfstärke erzwang der SCO nun mehr Ballgewinne und stellte wiederum nur sieben Minuten später wieder alles auf Anfang. Nach einem langen Pass in den Strafraum wurde Dawid Ginczek angespielt, der abzog: abgefälscht fiel der Ball als Bogenlampe zum 2:2 ins Tor (23.).
Der SCO legt zum 3:2 vor, doch Westfalia Herne kommt zurück
In diesem Rhythmus ging es weiter, die beiden Teams überboten sich an fahrlässiger Defensivarbeit. 31. Minute: Flanke von links, Vorlage mit der Hacke, Abschluss, Hernes Torwart hielt, aber Jonas Seitz war zur Stelle, brachte den SCO mit 3:2 in Führung.
Zwei Minutenzeiger-Umdrehungen später: direkter Freistoß für Herne aus 20 Metern, Schuss von Orkun Koymali in die Mauer, abgefälscht, Kuhlmann war auf dem Weg in die andere Richtung, 3:3.
Und wieder nur sieben Minuten später: völlig unbedrängt ein übler Pass aus der Sprockhöveler Innenverteidigung, den Ex-TSGler Aker-Ali Arslan für Herne erlief, ihn einmal mehr zu Struck passte, der einschob, 3:4. Dass zahlreiche weitere gute Chancen teilweise kläglich vergeben wurden, rundete das Bild nur ab.
SCO-Trainer Robert Wasilewski bleibt in der Kabine trotzdem ruhig
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Einmal tief durchzuatmen, reichte bei SCO-Trainer Robert Wasilewski da in der Kabine nicht aus, auch wenn er erstaunlicherweise sagte, er sei in der 15-minütigen Pause ruhig geblieben. „Wenn man ehrlich ist, waren beide Mannschaften defensiv katastrophal. Ich habe viel erwartet, dass wir uns aber so schlecht verkaufen und den Gegner zu Toren einladen, nicht. Wir waren einfach zu weit weg, nach dem 3:2 darfst du niemals zwei weitere Gegentore bekommen“, so der Trainer, der sein Team aufforderte, in der zweiten Hälfte zu null zu spielen.
Im zweiten Spielabschnitt beruhigte sich die aufregende Partie zwar minimal, langweilig wurde es aber nie, auch weil der SCO teilweise grotesk weitere Großchancen vergab, den Ball am leeren Tor vorbeischob. Ein Glück, aus Sprockhöveler Sicht, dass ein Herner ihnen dann einen Gefallen tat, als er den Ball nach einer Ecke auf der Linie beim Klärungsversuch ins eigene Tor ablenkte (64.) und so den SCO zusätzlich motivierte.
Patrick Dytko setzt den Schlusspunkt mit individueller Klasse
Und tatsächlich: In der 77. Minute war es soweit. Patrick Dytko zog von außen in den Strafraum und schloss ins kurze Eck zur erneuten Führung ab, die schlussendlich die Punkte acht, neun und zehn und Tabellenrang zehn bringen sollte.
„Wenn Patrick mit Geschwindigkeit kommt, kannst du ihn nicht stoppen. In so einer Situation entscheidet auch die individuelle Klasse“, jubelte Wasilewski, der seiner Mannschaft aber nur „ein bisschen“ Feiern erlaubte, zu wild war das Spiel.
Wasilewski: „Manchmal hast du solche Spiele. Aber das Gute ist: Wir waren besser und am Ende war es verdient, dann setzt sich auch wieder die Qualität durch. Man darf nicht vergessen, dass uns im Mittelfeld eine komplette Achse fehlt. Die Jungs kann man nicht komplett ersetzen. Wenn die Verletzten wiederkommen, haben wir eine ganz andere Breite im Kader. Aber ehrlich gesagt, ist mir das egal, wichtig ist, dass wir nun zehn Punkte haben.“
SC Obersprockhövel - SC Westfalia Herne 5:4 (3:4)
Tore: 1:0 Jahnke (3.), 1:1 (9.), 1:2 (16.), 2:2 Ginczek (23.), 3:2 J. Seitz (31.), 3:3 (33.), 3:4 (40.), 4:4 Eigentor (64.), 5:4 Dytko (76.)
SC Obersprockhövel: Kuhlmann, J. Seitz, L. Seitz (57. Diaby), Jahnko, Budde, Ginczek, Monse, Gremme, Berbatovci, Dytko (93. Özkan), Wasilewski (57. Fabritz)
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