Hattingen. Jürgen Margref zieht sich nach 17 Jahren als Trainer der Sportfreunde Niederwenigern komplett zurück. Was er erlebt hat und was nun fehlt.

Wenn Jürgen Margref am Sonntag den Glück Auf Sportplatz in Niederwenigern betreten wird, ist er nur noch als Zuschauer da. Er kann die Spiele der Sportfreunde ab jetzt von der Bande oder Tribüne aus genießen. Auf das Werk schauen, was er ganz entscheidend mitgeprägt hat. Denn er war 17 Jahre lang Trainer der ersten Mannschaft, im vergangenen Jahr zog er sich bereits etwas zurück und fungierte nur noch als Co-Trainer von Marcel Kraushaar. Nun endet seine Ära.

Margref kann es selbst noch nicht so richtig glauben. „Im Nachhinein sind die 17 Jahre so schnell umgegangen, als ob es nur zwei, drei wären. Die Zeit kommt mir kurzweilig vor, hat aber absolut Spaß gemacht“, betont der Wennische, der im Jahr 2000 ins Dorf zog.

Als der damalige Fußball-Abteilungsleiter Berthold Pieper nicht locker ließ und ihn mehrmals um ein Engagement als Trainer fragte, sagte Margref schließlich zum 1. Juli 2004 zu. In all den Jahren führte der Ex-Profi von Rot-Weiss Essen den Verein von der Kreis- bis in die Oberliga.

Jürgen Margref: „Es war für beide Seiten ein totaler Glücksfall“

„Es war für beide Seiten ein totaler Glücksfall. Ich habe in der Zeit viele unheimlich nette Leute kennengelernt“, freut sich der 52-Jährige, der damals mit Niederwenigern noch auf Asche spielte. Der Kunstrasen folgte 2009, als erster in Hattingen. Zuvor waren die Sportfreunde 2006 in die Bezirksliga aufgestiegen. Es folgten die Aufstiege in die Landesliga 2011 und im Sommer 2019 in die Oberliga. „Es ist schön wie sich der Verein entwickelt hat“, betrachtet Margref nun von außen.

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Ende 2019, nach der Hinrunde der ersten Oberliga-Saison, überlegte er, ob er sich zurückziehen soll – aber nicht aufgrund der miserablen sportlichen Bilanz zu dem Zeitpunkt. „Es gibt auch ein Leben nach dem Fußball, das hat mir an der Corona-Zeit ein bisschen gefallen. Man hat mehr Zeit für Privates“, erzählt der erfolgreiche Trainer.

Denn bei seinem Engagement war er dem Fußball ganz eng verbunden, fast täglich damit befasst. Am Wochenende stand die Planung für den Spieltag an, die Auswärtsfahrten mit dem Bus. „Es ist ja nicht nur mit der reinen Trainings- und Spielzeit getan“, merkt Margref an.

Der Wennische benötigte etwas Distanz nach Vertragsende

Ende Mai lief sein Vertrag bei den Sportfreunden aus. Doch durch die lange Zeit des Lockdowns hatte der ehemalige Trainer schon etwas weniger Kontakt zu der Mannschaft. Nun freut er sich, sie als Zuschauer bei den Spielen wiederzusehen und drückt ihnen natürlich beide Daumen, dass sie weiterhin erfolgreich sein wird. Den Weg hat er über die 17 Jahre geebnet.

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„Der erste Abstand, den ich für meinen Schritt gebraucht habe, war nicht einfach“, gibt Margref zu. Für die Distanz, die er nun zur Mannschaft hat, war dies aber nötig und nur so könne er auch loslassen. Den Sportfreunden treu bleiben wird Margref auf alle Fälle, allein schon, weil er weiter im Dorf wohnt.

„Ich habe in meiner Zeit viele Spieler kennengelernt, die von der Jugend die Senioren komplett durchlaufen haben und ich war die gesamte Zeit über ihr Trainer“, sagt der beliebte Übungsleiter. Nun kann er beobachten, wie sich die Spieler unter der Regie von Marcel Kraushaar und dessen Co-Trainer Carsten Neuhaus machen oder auch neue Talente entwickeln.

Weggefährten bei den Sportfreunden Niederwenigern fehlt Margref

Seine Weggefährten auf der Trainerbank und aus dem Vorstand sind einerseits traurig über die Entscheidung von Margref, andererseits hat er die Pause in ihren Augen redlich verdient. Und er ist nicht ganz weg.

Jürgen Margref (l.) hatte im vergangenen Sommer seinen Posten als Cheftrainer an Marcel Kraushaar übergeben und fungierte als dessen Co-Trainer.
Jürgen Margref (l.) hatte im vergangenen Sommer seinen Posten als Cheftrainer an Marcel Kraushaar übergeben und fungierte als dessen Co-Trainer. © Funke Foto Services | Thorsten Tillmann

„Wir verlieren nun viel Erfahrung und natürlich eine hohe Kompetenz. Ich bin froh, dass Jürgen uns weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen wird. Er hat immer das richtige Gespür für die Ansprache der Mannschaft gehabt, war jederzeit sachlich und im richtigen Moment emotional“, sagt der Sportliche Leiter Christopher Weusthoff.

Der Ex-Profi traut seinem Nachfolger Marcel Kraushaar viel zu

Sein ehemaliger Schützling auf dem Platz, danach Co-Trainer und schließlich Nachfolger, Marcel Kraushaar, muss sich erstmal an die neue Situation gewöhnen. Er freut sich auf die Zusammenarbeit mit Carsten Neuhaus, findet es aber auch etwas komisch, dass Margref nun nicht mehr im Team ist.

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„Er hat mich unheimlich geprägt und nach meiner Verletzung damals sehr unterstützt und mir die Möglichkeiten im Trainerbereich gegeben. Daher bin ich auch traurig, da er mein Mentor geworden ist“, bedauert der junge Trainer, der aber weiter mit ihm in engem Kontakt steht. „Er ist ein ruhiger Mensch, hatte immer das Feingefühl für Situationen, wovon ich sehr viel gelernt habe.“

Margref traut Kraushaar viel zu. „Er wird einen guten Job machen und die erste Mannschaft weiterentwickeln“, ist er sich sicher. So wie er selbst über all die Jahre.

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