Sprockhövel/Witten. Finn Wolter aus Haßlinghausen hat vor fünf Jahren mit dem Paddel angefangen. Gerade in der Corona-Zeit ging es für ihn steil nach oben.

Auch ein paar Tage nach seinem Riesenerfolg hat der Ruderer Finn Wolter es noch nicht ganz realisiert. Er darf sich nun Weltmeister nennen. Am vergangenen Wochenende hatte er die Goldmedaille bei der U23-WM im leichten Doppelvierer gewonnen (wir berichteten). Nun ist der Sprockhöveler, der für den RC Witten startet, glücklich und stolz. Und bereit, für die nächsten Schritte in seiner Sportart.

Alles fing im Jugendalter an, mit 15 Jahren begann Wolter mit dem Rudern. Zuvor hatte der Junge aus Haßlinghausen die Kampfsportart Aikido betrieben und Tischtennis gespielt, außerdem war er gerne laufen. Bei der Ausdauer blieb er dann durch das Rudern, fing klein an in Witten. Er hatte Talent, es lief gut.

Gedanke an das Nationalteam kommt Finn Wolter schon früh

Damals reifte der Gedanke im Kopf des Jugendlichen, irgendwann zumindest einmal für Deutschland zu rudern. Aber da war die große Bühne noch weit entfernt. Zumal es im Leichtgewicht bei den Junioren keine internationalen Vergleiche gibt, erst ab der U20. „Das höchste Ziel war also erstmal die Deutsche Meisterschaft und dort zu gewinnen“, erinnert sich Wolter.

Er schaffte es, wurde im zweiten A-Junioren-Jahr Deutscher Meister im Leichtgewichts-Einer und ging somit recht selbstbewusst auch in den U23-Bereich über. „Ich wusste aber, dass es ein ganz anderes Level ist“, so der Ruderer. Doch es lief gut für ihn, in einem Vergleichsrennen für die Nominierung des deutschen Kaders wurde er in Hamburg Vierter und plötzlich war er im Nationalteam. „Ich konnte es selbst kaum glauben“, gibt er zu. Zumal dies im vergangenen Jahr war, als sich das Coronavirus ausbreitete und den erste Lockdown mit Einschränkungen mit sich zog.

U23-Bereich als neue Herausforderung angesehen

Während die Pandemie sich entwickelte, ging es für den Sprockhöveler bergauf. Dieses Vergleichsrennen war sogar die einzige Regatta im Sommer, die stattfand. Es war daher auch das gewisse Quäntchen Glück dabei. „Ich musste trotzdem komplett von vorne anfangen, hatte mir ausgemalt, dass ich die ersten Jahre im U23-Bereich noch hinterherfahre und später mein Zeitpunkt kommt“, sagt Wolter.

Auch interessant

Doch er nahm die Motivation mit und begann, alles etwas professioneller anzugehen. Trainierte weiter in Witten, wo ihn bis heute sein Trainer Joachim Ehrig sehr unterstützt, der Verein steht generell hinter seinem erfolgreichen Sportler. Wolter trainierte nach speziellen Plänen, stellte auch seine Ernährung auf die Bedürfnisse im Rudern um.

Bronze bei der U23-Europameisterschaft im leichten Doppelvierer

Und er wurde dafür belohnt, bei der U23-Europameisterschaft saß er mit im leichten Doppelvierer. Das war im Herbst 2020, der damals 19-Jährige gewann mit dem Boot Bronze und bekam dadurch den nächsten Schub – bis es im vergangenen November durch den zweiten Lockdown einen Dämpfer gab. Es war kein Training möglich. „Ich dachte, es dauert nun vielleicht etwas länger, bis ich wieder rudern kann“, so Wolter.

Doch dadurch, dass er durch die guten Leistungen zuvor in den Perspektivkader der U23 rutschte, den besten Kader in diesem Bereich, bekam er die Möglichkeit, am Stützpunkt am Baldeneysee in Essen zu trainieren. Erst alleine, dann nach und nach mit Trainern und weiteren Sportlern gemeinsam. „Da habe ich gemerkt, dass die Professionalität steigt, ich habe mein Training um sieben Stunden auf knapp 20 Stunden pro Woche erhöht“, erzählt der Student der Philosophie, Politik und Ökonomik an der Universität Witten-Herdecke. Das gab ihm erneut einen Schub, die Ausdauerleistung nahm spürbar zu.

Mehr Möglichkeiten durch den Perspektivkader für den Sprockhöveler

Auch interessant

Durch seinen Status im Perspektivkader bekam er alle Möglichkeiten, sich weiter zu verbessern. Wolter ist auch Teil der Sportfördergruppe der Deutschen Sporthilfe, wodurch er finanzielle Unterstützung erhält. Dorthin kommen aus dem U23-Rudern lediglich die besten sechs Sportler. Mit denen zusammen folgte ein Trainingslager im Frühjahr in Breisach. Der Lockdown näherte sich zwar dem Ende, doch die ersten Regatten wurden abgesagt, Wolter war traurig.

Und dann gab es die Schrecksekunde bei einer routinemäßigen Sportuntersuchung: Beim Ruderer wurde eine Herzrhythmusstörung diagnostiziert. Bei seinen Belastungen könne sie lebensgefährlich sein, hieß es. Wolter war verunsichert, er startete trotz Warnung noch bei einem Rennen, was zur Nominierung für den deutschen Kader ausgetragen wurde. Dort wurde er Vierter. „Das war wichtig, sonst hätte es mit dem Weg wohl nicht so geklappt“, schätzt der Sportler.

Ruderer des RC Witten entscheidet sich für wichtiges Rennen und OP

Er entschied sich dann für eine OP, die erfolgreich verlief und nach zwei Wochen Pause konnte er wieder loslegen. Es stand noch eine Regatta zum nationalen Vergleich an, wobei es erst gar nicht gut für ihn lief. „Ich habe im Vorlauf soeben das Halbfinale erreicht. Ab da lief es, im Finale hatte ich noch kurz die OP im Kopf, wurde dann aber Zweiter und merkte, es funktioniert alles“, berichtet er überglücklich.

Finn Wolter (l.) und die Kollegen aus dem leichten Doppelvierer bei der U23-WM nach der Siegerehrung.
Finn Wolter (l.) und die Kollegen aus dem leichten Doppelvierer bei der U23-WM nach der Siegerehrung. © meinruderbild.de | Detlev Seyb

Und ab da lief es noch mal besser. Es ging in ein Trainingslager, Wolter war im leichten Doppelvierer gesetzt und steigerte sich mit seinen Kollegen, die von Jonas Schützeberg trainiert werden, selbst U23-Weltmeister in der gleichen Bootsklasse. Alles wurde erneut professioneller, die Steuerung des Grundlagentrainings, Regenerationszeiten und Ernährung.

Souveräner Sieg bei den Deutschen Meisterschaften als Grundlage für WM-Titel

Bei der Deutschen Meisterschaft gewann der Vierer dann mal eben, um auf dem Weg zur U23-Weltmeisterschaft in Tschechien die Basis zu legen und dort noch das letzte Potenzial aus der Technik herauszuholen. Selbst dort wurde es noch besser – auch, wenn im Vorlauf die Zeit des Vierers besser war als im Finale.

„Dort hatte ich dann aber mein bestes und anstrengendstes Rennen in meinem bisherigen Leben. Aber als wir nach der Ziellinie von unseren Sportlern aus dem Nationalteam mit Deutschlandflaggen jubelnd begrüßt wurden und bei der Siegerehrung zum ersten Mal die Nationalhymne für mich gespielt wurde, das war echt überwältigend“, sagt Wolter.

Mehr aktuelle Sportnachrichten aus Hattingen und Sprockhövel:


Alle Berichte und Bilder aus dem Lokalsport in Hattingen und Sprockhövel finden Sie hier.