Hattingen. Saisonrückblick: Trotz Abgängen und Verletzungen bekamen die TuS-Handballer die Kurve und beeindruckten vor allem im letzten Heimspiel schwer.

Auch für den Handball-Verbandsligisten TuS Hattingen hat die Corona-Krise zum frühen Saison-Aus geführt. Der Handballverband Westfalen hat die vorzeitige Beendigung der Spielzeit beschlossen und festgelegt, dass es zwar Auf- aber keine Absteiger geben wird. Der TuS ist von den Maßnahmen nicht direkt betroffen.

In der für verbindlich erklärten Abschlusstabelle belegen die Hattinger nach 19 von eigentlich 26 vorgesehenen Spielen punktgleich mit dem Fünften TuS Westfalia Hombruch mit 21:17-Zählern den sechsten Tabellenplatz. Trainer Uli Schwartz hatte dabei in seinem zweiten Jahr gemeinsam mit seiner Truppe mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen.

Das Team nahm die Herausforderungen aber an und übertraf einmal mehr die Zielsetzung. Fast alles deutet darauf hin, dass die Mannschaft auch bei regulärem Ablauf der Saison wiederum die Erwartungen mehr als erfüllt hätte.

Die Ausgangslage: Abgänge waren kaum zu ersetzen

Die Ausgangslage stellte sich alles andere als rosig dar. „Es wird sehr schwer, an die erfolgreiche letzte Saison anzuknüpfen“, mahnte Uli Schwartz im Vorfeld bereits davor, angesichts des überragenden vierten Tabellenplatzes und der enormen Fluktuation im Kader das Saisonziel unnötig in die Höhe zu schrauben. Gleich vier ganz wichtige Spieler fehlten gegenüber der Vorsaison im Kader.

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Mit Torhüter Sven Wulf (HSG Gevelsberg-Silschede, Verbandsliga) und Phillip Dobrodt (FC Schalke 04, Oberliga) hatten zwei Hochkaräter den Verein verlassen.

Zudem standen mit Jonas Jäger (freiwilliges soziales in einer Schule für Blinde und Gehörlose in Uganda) und Matthias Sinnemann (Auslandssemester in Prag) zwei für das Hattinger Tempospiel geradezu prädestinierte Spieler nicht mehr zur Verfügung.

Einige junge und sehr talentierte externe Zugänge sollten dazu beitragen, diese große Lücke zu schließen. In dieser neuen Konstellation war klar, dass viele Grundlagen neu zu erarbeiten waren und das Team erst einmal zu einer Einheit zusammenwachsen musste.

Der Start: Ein Tag zum Vergessen und das Wechselbad der Gefühle

Die Auftaktniederlage bei der SG Schalksmühle-Halver Dragons II stieß TuS-Coach Uli Schwartz allerdings gleich sauer auf. „Das war ein Tag zum Vergessen“, machte der erfahrene Übungsleiter seinem Ärger Luft. Mit viel Leidenschaft und Kampfgeist fand der TuS aber schnell wieder in die Spur zurück.

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Bis zur Pause um den Jahreswechsel folgte ein Wechselbad der Gefühle mit vier Niederlagen gegen die Spitzenteams der Liga sowie zwei Siegen und einem Unentschieden. Es mangelte erwartungsgemäß an Konstanz.

Uli Schwartz: „Aus drei Spielen, die wir nicht gewonnen haben, hätten wir fünf Punkte mehr holen müssen. Dann wären wir im Soll gewesen.“ Nach der 27.29-Heimniederlage Anfang des Jahres drohte dann tatsächlich Ungemach.

Erst der der so dringend benötigte 32:29-Auswärtssieg beim SuS Oberaden im letzten Hinrundenspiel sorgte wieder für einen Lichtblick. Der Absturz in die Abstiegszone wurde gerade noch verhindert.

Die Rückrunde: Drei Auswärtssiege als Schlüsselerfolge, Bommern-Sieg als Highlight

Wie eminent wichtig dieser Erfolg in Oberaden war und wie gut dieser Auswärtssieg der Mannschaft tat, sollten die kommenden Wochen zeigen. Es folgten der 35:30-Heimerfolg gegen die SGSH Dragons II und direkt die Siege Nummer vier und fünf in Folge beim RSVE Siegen (32:27) und bei der Ahlener SG II (30:26).

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„Die drei Auswärtssiege waren im Endeffekt unsere Schlüsselerfolge“, freute sich Uli Schwartz über die starken Auftritte in fremden Hallen. Dass es dann vor dem Corona-Aus noch die beiden Niederlagen im wegen des Orkans Sabine nachgeholten Heimspiel gegen den TuS Westfalia Hombruch (25:28) und bei der HSG Gevelsberg-Silschede (31:32) gab, ist am Ende nur noch eine Randnotiz wert.

Denn dazwischen sorgte die Schwartz-Sieben mit dem sensationellen 33:24-Heimsieg über den meilenweit enteilten und bis dahin ungeschlagenen Spitzenreiter TuS Bommern für das absolute Saisonhighlight.

Fazit: Auf den letzten Metern beweist der TuS Stärke und Charakter

Die Gründe für die lange Zeit schwankenden Leistungen liegen auf der Hand. Neben dem unausweichlichen Umbruch schlug auch das riesige Pech mit schweren Verletzungen von Lars Wichmann und Jakob Jäger frühzeitig negativ zu Buche. Auch Nils Johannes fehlte mit einer Gesichtsfraktur längere Zeit. Zudem ermöglichten kleinere Blessuren und Erkrankungen keinen geregelten Trainingsablauf.

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So kam es dazu, dass im Gegensatz zu Tom Gusewski (Schwartz: „Der Junge ist mein Gewinner der Saison“) einige Spieler gerade auf den Schlüsselpositionen nicht zu ihrem eigentlichen Niveau fanden. An Leistungsbereitschaft und Leidenschaft hat es dem Team aber nie gemangelt.

Gerade in der schwierigen Zeit vor dem Oberaden-Spiel mit der Bekanntgabe, dass Uli Schwartz nach der Saison vom neuen Trainer Kai Henning abgelöst würde, schweißte das Team noch mehr zu einer Einheit zusammen.

„Dass es da keinen Knacks gegeben hat, sondern diese positive Reaktion, war ein tolles Zeichen von den Jungs an den Verein und auch an mich. Das zeugt von dem tadellosen Charakter, den ich bei dieser Mannschaft besonders schätzen gelernt habe“, zollte der erfahrene Trainerstratege, der dem Funktionsteam des TuS in anderer Rolle nun doch weiter angehören wird, dem gesamten Kader ein ganz spezielles Lob.

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