Witten. Der TuS Bommern aus Witten spielt eine Handball-Saison für die Geschichtsbücher, steigt hochverdient auf. Wegen Corona fehlt die große Krönung.
Was sind das für Szenen auf dem Video aus dem Bommeraner Sportzentrum. Schlusssirene, Spieler liegen sich in den Armen, in Aufsteiger-T-Shirts stürmt die Bank das Feld: Der TuS Bommern ist Oberligist. Allerdings: Das Video stammt aus 2008, vom letzten Oberliga-Aufstieg der Bommeraner. Zwölf Jahre später, am 19. April 2020, ist der TuS Bommern wieder Oberligist. Nach einer sensationellen Saison, die wegen der Coronavirus-Pandemie vorzeitig abgebrochen wurde und die aus diesem Grund auch nicht angemessen und verdient gefeiert werden kann.
Der TuS veröffentlichte das Video am Samstag auf seinen Social-Media-Kanälen, im Wissen was am Sonntag passieren würde: Der Westfälische Handballverband folgt der Empfehlung des Deutschen Handball-Bunds und bricht die Saison endgültig ab.
Corona: Der Saisonabbruch ändert nichts an der herausragenden Leistung
Bommerns Sportlicher Leiter Thomas Hitzemann war nicht überrascht: „Wir sind davon ausgegangen, dass die Saison abgebrochen wird und wir dann zu 99,9 Prozent aufgestiegen sind.“ Mit 36:2 Punkten war Bommern schon designierter Oberligist, bevor die Saison überhaupt unterbrochen wurde.
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Nun bleibt diese beeindruckende Zahl auch in der Abschlusstabelle – dass die Spielzeit nicht über die volle Strecke ging, schmälert die Leistung von Trainer Ingo Stary und seiner Mannschaft in keiner Weise. „Das war eine Riesensaison. Die Hinrunde zu Null, erst das vorletzte Spiel verloren. Ingo hat die Mannschaft super eingestellt, aber die Spieler haben auch immer richtig viel geackert, im Training und auf der Platte und haben es immer super umgesetzt.“
„Es kann auch niemand sagen, dass das hinten heraus nochmal spannend geworden wäre“, so Hitzemann – vom Abbruch profitiert sogar der neun Punkte zurückliegende VfL Eintracht Hagen II, der als Zweiter ein zusätzliches Aufstiegsrecht erhält.
Immer dominant: Bommern ist körperlich und spielerisch oberligareif
Stary, der Bommern nun nach nur einer Saison zum Drittligisten Menden verlässt, hatte vor der Saison eine neue Deckungsvariante eingeführt – die offensive 3:2:1- bzw. 5:1-Abwehr des TuS war für diese Verbandsliga zu viel.
Nur 23,6 Gegentore kassierte Bommern pro Spiel, erzwang damit immer wieder frühe Ballverluste, erstickte die Angriffe der Gegner schon im Aufbau und zerpflückte dessen Spiel immer wieder durch schnelle Gegenstöße – auch weil den Wittenern in Sachen Fitness und Athletik niemand etwas vormachen konnte.
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Von Gala-Auftritten wie zum Beispiel in der Hinrunde gegen Hattingen über den furiosen Triumph im Spitzenspiel gegen Hagen bis hin zum erzwungenen Zittersieg bei Kellerkind Riemke, Bommern demonstrierte immer wieder physische, spielerische und auch mentale Reife – Oberligareife. Oft spielte der TuS wie im Rausch, riss das Publikum so von den Sitzen, dass es sich gar nicht mehr hinsetzen brauchte.
Auf die erste Saisonniederlage in Hattingen antwortete Bommern mit einem krachenden 37:24 gegen Siegen. Kein Durchhänger. Wenn ein Leistungsträger schwächelte, trat ein anderer nach vorne. Jeder Spieler konnte für Bommern Matchwinner werden.
Die große Feier mit den Fans fällt aus, angestoßen wird per Video
Bommern sei die beste Mannschaft der Liga, das sagten die Gegner immer wieder, wenn sie im Sportzentrum geschlagen vom Feld gingen. Jedes Heimspiel gewann der TuS, jedes Mal gab es die Feier mit den Fans – und da wird Hitzemann etwas wehmütig, auch wenn er an die Bilder von 2008 denkt.
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„Das tut mir für die Spieler richtig leid“, sagt der Sportliche Leiter, „dass sie es nicht so genießen können, wie sie es verdient hätten. Es ist ja etwas Besonderes, wenn man aufs Feld geht und weiß: Wenn wir heute gewinnen, dann steigen wir auf, dann können wir mit den Fans feiern. Jeder Sport macht ja nur mit den Zuschauern Spaß.“ Immerhin per Videokonferenz wollten die Spieler am Sonntagabend anstoßen.
Trainersuche und Kaderplanung stehen vor dem Abschluss
Sobald es wieder möglich ist, werde natürlich auch entsprechend gefeiert, versprach Hitzemann – das dauert aber noch etwas. Die Party mit den Fans in Bommern steigt spätestens beim ersten Oberliga-Heimspiel der nächsten Saison – die hoffentlich pünktlich beginnen kann.
Hitzemann hat bis dahin aber noch etwas Arbeit, aber auch die Kaderplanung und Trainersuche neigen sich dem Ende zu: Mit zwei externen Neuzugängen ist der TuS so gut wie klar. Bis zum Monatsende soll klar sein, wer das schwere Ende von Aufstiegstrainer und Meistermacher Ingo Stary antritt.
Der Aufstiegskader des TuS Bommern:
Stefan Goldkuhle, Matthias Kilfitt, Clemens Uphues - Viktor Bensmann, Fabian Blechschmidt, Andreas Buchholz, Lukas Burbaum, Thomas Faeseke, Felix Groß, Mattis Kloppenburg, Nils Leicht, Alexander Lindner, Niels Mallach, Niklas Polakovs, Yannick Rasch-Blümel, Markus Schmitz, Marcel Tarlinski, Ole Vesper, Stefan Wickel.
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