Gladbeck. Der VfL Gladbeck gewinnt das Topspiel der Handball-Oberliga. Danach sieht es lange nicht aus. Am Ende stellt der VfL-Trainer dem Team eine Frage.
14 Sekunden waren nur noch auf der Uhr. Im Topspiel der Handball-Oberliga zwischen dem VfL Gladbeck und dem VfL Eintracht Hagen II stand es 26:26. Gladbecks Trainer Thorben Mollenhauer nahm seine Auszeit - und entschied gemeinsam mit seinen Jungs, volles Risiko zu gehen. Torwart Patrick Spierau ging raus, ein siebter Feldspieler kam auf die Platte. Dann ging es weiter. Zehn Sekunden später stand die Riesener-Halle kopf.
Fabian Neher, der neue Torjäger der Rot-Weißen, übernahm beim letzten Angriff die Verantwortung und jagte den Ball zum 27:26 in die Maschen des Hagener Kastens. Damit hatten die Gastgeber den Spitzenreiter niedergerungen in einer Partie, die eigentlich schon verloren schien.
Thorben Mollenhauer, der Trainer der Gladbecker, brauchte nach dem Ende der Partie erst einmal ein paar Minuten, um sich wieder zu sammeln. Sein erster Kommentar: „Wir hätten uns nicht beschweren dürfen, wenn wir mit einem Tor verloren oder Unentschieden gespielt hätten. Das ist das ungerechteste Ergebnis, aber das nehme ich gerne.“
Der VfL Gladbeck liegt fünf Minuten vor Schluss mit 22:25 zurück
Die Zuschauer sahen einen Vergleich, der die Bezeichnung Spitzenspiel ohne Wenn und Aber verdient hatte. Die beiden vielleicht besten Mannschaften der Oberliga Westfalen schenkten sich 60 Minuten lang nichts. Es wurde gerackert und geackert, hart gefightet und auch wirklich toller Handball gespielt.
Lange Zeit sah es nach einem Erfolg für die Gäste aus, die im Verlauf der zweiten Halbzeit ihre Chancen etwas besser nutzten als der VfL Gladbeck seine Möglichkeiten. Knapp fünf Minuten vor dem Ende lagen die Hagener mit 25:22 in Führung. Doch die Rot-Weißen stemmten sich mit Herz und Hingabe gegen die drohende Niederlage.
Das taten sie schließlich mit Erfolg. Ein Knackpunkt war eine Zwei-Minuten-Strafe für Hagens Lukas Kister. „In dieser Phase kommen wir wieder ran“, so Mollenhauer. Stimmt: Fabian Neher verwandelte den fälligen Siebenmeter zum 23:25, Kapitän Fynn Blißenbach erzielte kurz darauf mit einer Energieleistung den Anschlusstreffer und der sehr treffsichere Jan Schmiemann schließlich den Ausgleich.
In der Schlussphase ist der VfL Gladbeck on fire
Exakt drei Minuten waren noch zu spielen. Und der VfL blieb on fire. Erneut Neher traf zum 26:25, das war die erste Führung für die Gladbecker seit der 15. Minute. Der VfL Eintracht Hagen II kam zurück - Marc Ingwald verwandelte einen Siebenmeter ganz sicher zum 26:26. Nun waren nur noch 16 Sekunden auf der Uhr.
Thorben Mollenhauer nahm seine Auszeit und stellte seinen Jungs die alles entscheidende Frage: „Sollen wir auf Sieg und deshalb mit einem siebten Feldspieler spielen?“ Die Antwort der Mannschaft? „Einige“, so der Gladbecker Trainer später, „waren offenbar überrascht, andere dafür.“ Und so ging der VfL Gladbeck volles Risiko - und wurde belohnt!
Der Trainer der Rot-Weißen war natürlich stolz auf seine Jungs. Gleichwohl fand er - typisch Trainer - noch ein Haar in der Suppe: „In der ersten Halbzeit haben wir nicht annähernd so emotional gespielt wie gegen Bommern. Deshalb haben wir zu den Hagenern auch keinen Kontakt bekommen.“ Nach dem Wechsel habe sein Team es besser gemacht, zunächst aber zu viele Freie vergeben.
Das interessierte letztlich aber niemanden mehr . . .
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Die Aufstellung und Torschützen des VfL Gladbeck sowie der Spielverlauf
VfL Gladbeck: Beckmann (1. - 30. und bei einem Siebenmeter), Spierau (30. - 60.) - Sankalla (1), Kalhöfer (2), van Kampen, Dervisevic (4), Neher (7/1), Schmiemann (8), Blißenbach (2), Kruth, Schulte-Lünzum (1), Rolf (1).
Spielverlauf: 4:0 (4.), 4:3 (7.), 6:4 (13.), 7:6 (15.), 7:8 (19.), 9:9 (23.), 9:12 (29.), 11:13 (30.), 13:15 (33.), 15:15 (35.), 16:16 (36.), 16:19 (42.), 18:21 (44.), 21:21 (48.), 21:24 (54.), 22:25 (55.), 26:25 (60.), 26:26 (60.), 27:26 (60.).
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