Gladbeck. Annika Drazek (TV Gladbeck) hat ihre erfolgreiche Karriere beendet. Die Bobanschieberin sorgte immer und immer wieder für positive Schlagzeilen.

Die erfolgreichste Gladbecker Sportlerin aller Zeiten hat ihre Karriere beendet. Mit diesem Schritt von Bob-Anschieberin Annika Drazek, Olympia-Vierte und zweimalige Weltmeisterin, war allerdings zu rechnen, nachdem sie zuletzt infolge anhaltender gesundheitlicher Probleme im Weltcup nicht mehr in Erscheinung getreten ist.

Die 28-Jährige, die zunächst als Sprinterin für den TV Gladbeck viele Erfolge feierte, ehe sie die Sportart wechselte und als Bobanschieberin für Furore sorgte, geht, wie sie betonte, „mit einem lachenden und einem weinenden Auge, auf jeden Fall voller Emotionen“.

In den vergangenen drei Jahren hatte sie im Weltcup gefehlt. Dabei hatte sie mit Herz und Hingabe um ihr Comeback gekämpft und alles dafür getan. „Ich hatte sehr viele Arzttermine“, sagt Drazek, „zwei krasse Operationen, Ernährungsberatungen, Physiotherapien, Osteopathie- und Heilpraktiker-Termine – was habe ich nicht alles versucht.“

Annika Drazek konnte sich auf ihre Familie, Freunde und Trainer verlassen

Das habe sehr sehr viel Kraft und Energie, aber auch Glückseligkeit gekostet. „Und ich habe“, so die Ausnahmesportlerin, „jetzt gemerkt, dass ich nicht den Fortschritt mache, den ich brauche. Ich habe so viel mehr reingesteckt als ich rausbekommen habe.“

Sie wisse, dass man durch Täler gehe, wenn man eine Verletzung hat und es ein harter Weg zurück ist. „Ich habe wirklich viel dafür getan“, betont die Gladbeckerin, „aber vielleicht ist es nun auch ein Zeichen, dass man in eine andere Richtung gehen muss, mit einer anderen Perspektive. Aber ich habe ein sehr gutes Gefühl für die Zukunft und bin sehr positiv gestimmt.“

erste Gladbecker Teilnehmerin an Olympischen Winterspielen: Annika Drazek (li.) landete im Bob von Stephanie Schneider in Südkorea auf dem undankbaren vierten Platz.
erste Gladbecker Teilnehmerin an Olympischen Winterspielen: Annika Drazek (li.) landete im Bob von Stephanie Schneider in Südkorea auf dem undankbaren vierten Platz. © dpa | Tobias Hase

In der jüngeren Vergangenheit konnte sich Annika Drazek auf Familie und Freunde verlassen - und auch auf ihre Trainer, also auf Heiner Preute vom TV Gladbeck und auf Bundestrainer René Spies. Der Erstgenannte war es ja, der sie mit dem Bobsport in Kontakt gebracht hat. 19 Jahre war sie seinerzeit jung - und sofort feierte sie in den Eiskanälen der Welt tolle Erfolge - und das nicht nur im Weltcup.

Drazek gewann 2016 und 2019 jeweils den Weltmeistertitel

Bei der Weltmeisterschaft 2015 sprang für Annika Drazek im Schlitten von Anja Schneiderheinze die Silbermedaille heraus, ein Jahr später sicherte sich dieses Team in Igls verdientermaßen den WM-Titel. Anno 2019 gewann die Gladbeckerin ein weiteres Mal die WM - dieses Mal im kanadischen Whistler mit Pilotin Mariama Jamanka.

Annika Drazek war auch die erste Gladbeckerin, die für Olympische Winterspiele nominiert worden ist. Das war anno 2018. In Südkorea startete sie schließlich mit Stephanie Schneider. Die Pilotin war anschlagen, am Ende stand der undankbare vierte Platz. „Das“, sagt Annika Drazek heute, „war in dem Moment natürlich beschissen.“

Ungeachtet dessen freute sie sich aber für und mit Mariama Jamanka, die in Südkorea ja mit Anschieberin Lisa Buckwitz die Goldmedaille gewonnen hat. Annika Drazek war nun einmal immer und vor allem Teamplayerin.

Annika Drazek verweigert Dopingsünderin Nadeschda Sergejewa Handschlag

Und sie machte sich für sauberen Leistungssport stark. Deshalb verweigerte Annika Drazek im Dezember 2018 nach einem Weltcuprennen Nadeschda Sergejewa den Handschlag. Der Grund: Die Russin war bei den Spielen in Pyeongchang des Dopings überführt worden. Dazu damals Drazek: „Wer dopt, ist für mich kein Athlet. Sie hat das zweimal getan, zuletzt bei den Olympischen Spielen. Das verdient von mir keinen Respekt.“

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Als Polizeiobermeisterin wird Annika Drazek nun bei der Bundespolizei eine Stelle antreten. Außerdem möchte sie ihre Leidenschaft für Yoga als zweites Standbein nutzen und sich in diesem Bereich weiterbilden: „Mit Yoga habe ich vor drei, vier Jahren begonnen und die Übungen zunächst in mein normales Training eingebaut. Letztes Jahr habe ich dann die Ausbildung zur Yogalehrerin gemacht. Es macht mir einfach super viel Spaß und ich weiß auch, dass mich gerade diese Ausbildung in der schwierigen Zeit unterstützt hat. Ich habe gelernt, dass es nicht nur eine Sportart ist, sondern eine Lebensphilosophie und eine Einstellung, die jedem guttun würde. Das ist kein Hokuspokus. Ich habe mittlerweile eigene Kurse, mein eigenes Studio, habe sehr viele tolle Menschen dadurch kennengelernt. Ich möchte weiterlernen, und ein Wunsch wäre auch, mit Sportlerinnen und Sportlern zu arbeiten.“

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