Gladbeck/Gelsenkirchen. Im Fußballkreis Gelsenkirchen, Gladbeck, Kirchhellen treten in der neuen Saison alle A-Jugendteams in einer Liga an. Das ist der Hintergrund.

„Wir haben leider nicht mehr Mannschaften.“ Mit diesen Worten begründet Michael Schneider, der 1. Jugendausschussvorsitzende des Fußballkreises 12, warum in der neuen Saison alle A-Juniorenteams im Bereich des Kreises in einer einzigen Spielklasse zusammengefasst worden sind und die Kreisliga B abgeschafft worden ist. Und tatsächlich sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache.

Gerade einmal 18 A-Jugendmannschaften aus Gelsenkirchen, Gladbeck und Kirchhellen sind für den Meisterschaftsbetrieb der Saison 2022/2023 gemeldet worden, der an diesem Wochenende (13./14. August) beginnt. Verantwortlich dafür sind übrigens nur 16 Vereine. Denn der Erler SV 08 schickt eine U18 und eine U19 ins Punkterennen und Eintracht Erle eine Erst- und Zweitvertretung.

In der neuen 18er Klasse dürften die Leistungsunterschiede groß sein

„Was hätten wir tun sollen?“ Diese Frage wirft Michael Schneider im Gespräch mit der WAZ auf, und der Jugendausschussvorsitzende, dessen Heimatverein Schwarz-Gelb Preußen Gladbeck ist, beantwortet sie sogleich selbst: „Eine Kreisliga A mit zwölf und eine Kreisliga B mit sechs Mannschaften hätten ja gar keinen Sinn ergeben. Deshalb haben wir entschieden, alle Mannschaften in eine Klasse zu stecken.“

Michael Schneider ist der Vorsitzende des Jugendausschusses des Fußballkreises 12 (Gelsenkirchen, Gladbeck und Kirchhellen).
Michael Schneider ist der Vorsitzende des Jugendausschusses des Fußballkreises 12 (Gelsenkirchen, Gladbeck und Kirchhellen). © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Die jungen Fußballer müssten nämlich regelmäßig spielen. „Es bringt ihnen ja nichts, wenn sie alle zwei Wochen spielfrei haben“, betont Schneider. Dass die 18er Staffel ganz andere Probleme mit sich bringen dürfte, ist ihm und seinen Mitstreitern voll und ganz bewusst. „Die Leistungsunterschieden werden groß sein“, mutmaßt der Gladbecker.

Es steht daher zu befürchten, dass es häufig allzu deutliche Endergebnisse geben wird. „Die Jungs aus Mannschaften, die nicht so stark sind, müssen da durch“, sagt Schneider. Es könnte allerdings auch sein, dass diese enttäuscht über hohe Niederlagen die Lust am Fußball verlieren und sich von ihm abwenden mit der drohenden Konsequenz, dass es zukünftig noch weniger A-Jugendteams gibt.

In der B- und C-Jugend sieht es im Kreis 12 etwas besser aus

Immerhin sieht Michael Schneider in der B- und C-Jugend den Kreis 12 noch einigermaßen beziehungsweise sogar ganz gut aufgestellt. 22 B-Juniorenmannschaften starten in die neue Saison, zehn spielen in der Kreisliga A und zwölf in der Kreisliga B um Punkte. „Das geht noch“, urteilt Schneider, „aber es ist auch nicht die Welt.“

Bei den C-Junioren sieht es noch ein wenig besser aus, insgesamt sind in dieser Altersklasse 36 Teams für den Meisterschaftsbetrieb gemeldet worden. Elf Teams treten in der Kreisliga A an, zwölf beziehungsweise 13 in den beiden Staffeln der Kreisliga B.

Julian Draxler spricht von einer besorgniserregenden Entwicklung

Insgesamt ist aber der Trend eindeutig, es gibt immer weniger Jugendmannschaften und es gibt auch immer weniger Fußballklubs. Michael Schneider nennt ein Beispiel aus seiner Heimatstadt: „Als ich in Gladbeck Jugend-Obmann wurde, hatte ich es mit Jugendleitern aus 13 Vereinen zu tun.“ Aktuell gibt es nur noch sieben Fußballklubs - und zwei davon verfügen über keine Nachwuchsabteilung mehr.

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Diese Entwicklung hat kürzlich der Ex-Schalke-Profi Julian Draxler in Reaktion auf einen WAZ-Artikel über die prekäre Lage im Gladbecker Jugendfußball als „besorgniserregend“ bezeichnet. Dabei seien Vereine eine super Umgebung für Kinder, „sie bewegen sich, sie lernen Gleichaltrige im Team kennen, siegen und verlieren gemeinsam. Es werden Werte vermittelt durch Trainer, durch den Sport an sich“, so der Nationalspieler, dessen Karriere ja einst beim BV Rentfort und bei der SSV Buer begann.

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