Gladbeck. FSM Gladbeck überwintert in der Kreisliga A auf Rang eins. Vieles lief gut, die Braucker haben aber sportlich gesehen dennoch ein großes Problem.
Zum Jahreswechsel 2021/2022 belegt FSM Gladbeck den ersten Tabellenplatz in der Kreisliga A1. Dabei hatte Engin Canikli, der Trainer der Braucker, sein Team zu Beginn der Saison gar nicht als Titelaspirant angesehen. Trotzdem: Mit nur einer Niederlage und zwei Unentschieden haben die Gladbecker 38 Punkte geholt. Auch wenn Eintracht Erle, SSV Buer II und SuS Beckhausen 05 weniger Spiele absolviert haben – die Meisterschaft hat FSM im nächsten Jahr in der eigenen Hand.
Was lief gut?
„Wir werden mit der Meisterschaft nichts zu tun haben.“ Das sagte FSM-Trainer Engin Canikli vor dem Start der Punkterunde in der Saisonvorschau der WAZ. Rückwirkend betrachtet nimmt der Coach diese Aussage nicht zurück. Denn: „Wir hatten zu Beginn der Saison 14 Feldspieler. Einige Stützen wie Kutsal Türkel, Gürol Cakir oder Moritz Heidenreich sind uns weggebrochen, von anderen Spielern musste ich mich kurzfristig trennen.“
Auch interessant
Canikli wollte nur Spieler im Aufgebot, auf die er sich verlassen kann. „Man merkt, dass wir qualitativ nicht mehr ganz so stark sind und nicht mehr den besten und attraktivsten Fußball zeigen“, sagt der Trainer, der sein Team aber lobt und betont: „Dafür sind wir viel effizienter geworden.“ Aus wenigen Chancen würde sein Team viele Tore machen.
„Bis auf das Spiel gegen Beckhausen waren wir in jedem Spiel sehr effizient. Darauf müssen wir aufbauen“, so Canikli.
Was lief schlecht?
FSM Gladbeck hat ein Problem. Canikli nennt dieses Problem gerne das „Topspiel-Syndrom“. Gegen direkte Konkurrenten konnten die Gladbecker, bis auf Ausnahme der Partie gegen Erle 19, nicht gewinnen. „Als wir gegen Erle gewonnen hatten, dachten wir, wir hätten den Spieß gedreht“, erklärt der Übungsleiter. Doch die Partien gegen die SSV Buer II (2:2), YEG Hassel II (2:2) und SuS Beckhausen 05 (2:3) konnten allesamt nicht gewonnen werden.
Auch sei das Training nicht mehr qualitativ so wie in den letzten Jahren. Dabei sucht Canikli die Schuld bei sich. Er sagt: „Wir haben einen Umbruch mit vielen jungen Spielern eingeleitet, dafür haben uns viele erfahrene Spieler verlassen und der Kader ist geschrumpft.“
Der Umbruch sei zwar gut, aber wenn in den vergangenen Jahren bis zu 20 Akteure auf dem Trainingsplatz am Hartmannshof standen, so sind es aktuell nur zwölf oder 13. „So macht das Training dann natürlich weniger Spaß“, sagt Canikli.
Wie schlugen die Neuzugänge ein?
In Sefa Kaya, Yasin Karaca und Tolga Koca gab es bei FSM Gladbeck drei Zugänge. Gerade der Letztgenannte bekommt vom Trainer ein Sonderlob: „Was Tolga Spiel für Spiel leistet, ist unfassbar. Er ist bekannt für seine Stärken als Linksverteidiger und schafft es in dieser Saison auch, offensive Momente zu kreieren und hat sich mit einigen Assists schon in die Scorer-Liste eingetragen.“
Auch Karaca und Kaya zählen zur Stammelf, haben sich bei FSM einen Namen gemacht und etabliert. Kaya wird jedoch auf unbestimmte Zeit ausfallen.
Der Höhepunkt der Saison
„Ganz klar, das Spiel gegen Erle 19“, sagt Canikli. Gegen die Erler hatte FSM das letzte Spiel vor der Corona-Zwangspause im Frühjahr 2020 verloren. „Das hat lange an uns genagt und dann haben wir die Chance, am zweiten Spieltag diese Niederlage vergessen zu machen“, sagt er.
Auch interessant
Er habe sein Team akribisch auf diesen Vergleich vorbereitet. Doch der ganze Matchplan sei schon nach fünf Minuten über den Haufen geworfen worden. Torhüter Erol Altiok sah nämlich nach einer Notbremse die Rote Karte. Kurz darauf lag FSM in Unterzahl mit 0:2 hinten.
Caniklis Elf steckte aber nicht auf, drehte das Spiel und gewann es am Ende mit 4:3. „Das war Leistung und Wille pur“, lobt der Coach.
Unsere Einschätzung
Engin Canikli bastelt aktuell an seinem Kader für die Rückrunde. Fest steht, dass Koca ausfällt. Und aller Voraussicht nach wird die Saison für die beiden Stammkräfte Mert Durmaz und Naim Yavuzaslan aufgrund schwererer Verletzungen – die Diagnosen stehen noch aus – beendet sein. Das sind zusammen 29 Tore und damit beinahe die Hälfte aller geschossenen Treffer.
Auch interessant
Canikli möchte nichts dem Zufall überlassen und wird in Kürze Zugänge präsentieren, die die Gladbecker sofort verstärken sollen. Sollten diese einschlagen, wird FSM im Meisterschaftskampf bis zum Ende mitmischen. Alle direkten Konkurrenten müssen schließlich noch am Hartmannshof auf Asche antreten und FSM wird sicherlich keine Gastgeschenke verteilen.
Ein Zugang steht übrigens schon fest: Ali Hazar kommt von SuS 21 Oberhausen an den Hartmannshof und wird Canikli nicht nur als Spieler, sondern auch als Co-Trainer unterstützen. „Ali möchte sich auf beiden Seiten einbringen“, so Canikli. Hazar verfügt über höherklassige Erfahrungen, vor wenigen Jahren kickte er noch in der Landesliga.