Gladbeck. Der BV Rentfort hat in der Hinrunde 34 Punkte geholt. Damit gehört der Klub zu den Bezirksliga-Topteams. Es wäre aber noch mehr drin gewesen.

Die Hinrunde in der Fußball-Bezirksliga ist für die meisten Teams abgeschlossen. In der Staffel 14 überwintert der BV Rentfort auf dem zweiten oder dritten Platz (falls der FC Marl das Nachholspiel beim SV Zweckel gewinnt). Wie fällt die Zwischenbilanz für den BVR aus?

In den vergangenen Wochen war die Coronapandemie beherrschendes Thema an der Hegestraße. Nachdem Chefcoach Karsten Quante vor zwei Wochen positiv getestet wurde, traf es vor der letzten Trainingswoche dieses Jahres auch noch einen Spieler. Die dadurch ausgefallenen Übungseinheiten in Kombination mit vielen weiteren Ausfällen zeigten Wirkung: Aus den letzten drei Partien der Hinrunde holten die Schwarz-Weißen lediglich fünf Zähler.

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Trotz des kleinen Leistungsabfalls stehen die Rentforter gut da in der Tabelle. „Wir können mit dem Tabellenplatz zufrieden sein, aber nicht mit der Punkteausbeute“, sagt der BVR-Coach.

Was lief gut?

Der BV Rentfort überzeugte bisher vor allem in der Offensive. Die Mannschaft scheint die Spielweise des Übungsleiters inzwischen verinnerlicht zu haben. Der Ex-Trainer des VfB Hüls ist zwar bereits seit Sommer 2020 an der Hegestraße tätig, doch durch die Corona-Unterbrechung brauchte sein Team zu Beginn der aktuellen Spielzeit noch Zeit, um Quantes Ideen umzusetzen.

Im Laufe der Hinrunde setzten die Rentforter die Vorgaben ihres Trainers immer besser um. Der ansehnliche Kombinationsfußball wurde auch von den Zuschauern gewürdigt: „Ein Fan hat mir mal gesagt: Ich bin heute nicht auf Schalke, sondern hier, weil es mehr Bock macht, euch zuzuschauen“, erklärt Karsten Quante. Ein schönes Lob!

Die Spieler belohnten sich für den hohen Aufwand mit zahlreichen Toren. Lediglich gegen Vestia Disteln und Tabellenführer TSG Dülmen blieben sie ohne eigenen Treffer. Insgesamt durfte der BVR 47 Treffer bejubeln – im Schnitt schossen die Rentforter also 3,13 Tore pro Partie.

Der ehemalige Oberligaspieler Jan Trampe (am Ball) ist beim BV Rentfort auf Anhieb der Chef im Ring geworden.
Der ehemalige Oberligaspieler Jan Trampe (am Ball) ist beim BV Rentfort auf Anhieb der Chef im Ring geworden. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Mit dieser Torausbeute stellt die Quante-Elf nach dem Spitzenreiter die zweitbeste Offensive der Liga. Besonders Stürmer Dominik Stukator zeigte sich treffsicher: Rentforts Nummer zehn hat mit seinen 14 Toren lediglich einen Treffer weniger erzielt als der Top-Torjäger der Liga, Philipp Müller (Vestia Disteln). „Dominik hat einen großen Schritt gemacht. Ich habe noch nie so einen guten Gegenpressing-Spieler gesehen“, so der BVR-Trainer.

Was lief schlecht?

Dass Quante trotz der 34 geholten (von möglichen 45) Punkten nicht zufrieden ist, lag an den üblichen Problemen. Wie der Coach bereits in der Vorbereitung feststellte, kassiert seine Mannschaft zu viele unnötige Gegentore. Dieses Problem bekamen die Rentforter auch in der Hinrunde nicht in den Griff. Lediglich ab dem Derby gegen den SV Zweckel blieben sie zwischenzeitlich in drei von vier Bezirksligaspielen ohne Gegentor.

Doch im Anschluss an diese kurze Serie kamen das Pokalspiel (5:3 bei Eintracht Erle) und die Partie bei Hessler 06. Bei den abstiegsgefährdeten Gelsenkirchenern musste sich der BVR auch wegen vermeidbarer Gegentreffer mit einem Remis begnügen. Zwei Wochen später erlebten die Schwarz-Weißen eine Art Déjà-vu. Erneut reisten sie mit zwei Gegentreffern und nur einem Punkt im Gepäck von Gelsenkirchen nach Hause – Gegner war das Tabellenschlusslicht Westfalia 04 Gelsenkirchen. „Die vier Gegentore gegen Hessler und Westfalia passen mir überhaupt nicht“, so der Trainer.

Karsten Quante, der Trainer des BV Rentfort, ist mit der Punkteausbeute seiner Mannschaft nicht zufrieden.
Karsten Quante, der Trainer des BV Rentfort, ist mit der Punkteausbeute seiner Mannschaft nicht zufrieden. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Aus seiner Sicht spiegeln die Remis aber die letzten drei Wochen wider. Neben den Turbulenzen aufgrund der Coronafälle ließ auch die Trainingsbeteiligung nach. Zwischenzeitlich waren nur zehn Akteure bei den Übungseinheiten.

Wie haben sich die Zugänge gemacht?

Wie es an der Hegestraße üblich ist, wurde der Kader im Sommer kaum verändert. Allerdings sorgten die Verantwortlichen mit der Verpflichtung des oberligaerfahrenen Jan Trampe für Aufsehen. Der Ex-Zweckeler fehlte nur in einem Spiel und übernahm sofort Verantwortung. Der Mittelfeldspieler sorgte aus Sicht seines Trainers sowohl für mehr Stabilität als auch Kreativität. Der andere externe Neuzugang Pascal Hingst konnte aufgrund von Verletzungen und Corona lediglich sieben Partien absolvieren.

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Die große Überraschung ist Kasper Gorzelany. Das Eigengewächs wurde im Sommer aus der zweiten Mannschaft in den Bezirksligakader hochgezogen und bestritt auf Anhieb 13 Meisterschaftsspiele. Auch Dominik Roes ging diesen Schritt und spielte vor allem am Anfang der Saison.

Höhepunkt der Hinrunde

In Erinnerung geblieben ist insbesondere der späte Ausgleichstreffer gegen den FC Marl: Im Topspiel verschuldete Torhüter Justin Kirstein drei Minuten vor dem Ende einen Elfmeter und sah die Rote Karte. Der FC verwandelte den fälligen Strafstoß zur 2:1-Führung. Allerdings gaben sich die Gladbecker nicht auf und glichen in Person von Jan Trampe in der Nachspielzeit noch aus. „Nach dem Spiel gehe ich zu Jan und sage: Danke, dass du gezeigt hast, wer du bist. Das sind Moment, die vergisst du nie“, so der ehemalige Oberliga-Coach Quante.

Unsere Einschätzung

Die Rentforter haben durch die zwei unnötigen Unentschieden am Ende der Hinrunde eine noch bessere Ausgangslage für die Rückrunde verpasst. Angesichts der Form des Tabellenführers TSG Dülmen ist der sieben Punkte Rückstand auf Platz eins wohl zu groß, um ihn in der Rückrunde noch wettzumachen. Ungeachtet dessen haben die Schwarz-Weißen bislang ihre Ziele erreicht: Sie überzeugten spielerisch und stehen zum Jahreswechsel auf dem zweiten oder dritten Platz – eine Position, mit der sie am Saisonende sicherlich zufrieden wären.