Der TV bleibt bei den Deutschen U20-Meisterschaften ohne Medaille, Lena Böhmer fehlen drei Zentimeter. Das Fazit lautet trotzdem: „Gigantisch“
Ein Sprung blieb Lena Böhmer noch im Finale des Weitsprung-Wettbewerbs bei den Deutschen U20-Meisterschaften – ein Sprung, um doch noch zu einer Medaille zu springen. Dazu musste aber eine sechs vor dem Komma stehen – und Böhmer hatte bislang bei vier von fünf Versuchen übergetreten. Zweifel? Nicht bei Böhmer und auch nicht bei den Trainern Heiner Preute und Oliver Sell.
„Das war jeweils ganz knapp und Lena hat selbst gewusst, wie gut sie die getroffen hat und dass sie auf jeden Fall sechs Meter springen kann.“ Also lief sie nochmal an, traf das Brett diesmal genau, hob ab – und landete bei 6,02 Meter.
Keine Enttäuschung trotz leerer Hände
Auch wenn eine Konkurrentin danach noch drei Meter weiter sprang und Böhmer dadurch aus den Medaillen herausrutschte, war Preute alles andere als enttäuscht. Weder mit Böhmer, die am knappsten vom ganzen Team an einer Medaille vorbeischrammte. „Es war eine Super-Performance, sie hat gezeigt, dass man im Wettkampf immer mit ihr rechnen muss“, so Preute.
Leere Hände also, trotzdem fand der Trainer nur Superlative für sein Team: „Das war gigantisch. Wie gemalt.“ Jede einzelne der sechs Athletinnen und Noah Koch als einziger Junge erfüllte die Erwartungen, übertraf sie teilweise sogar. Die 4x200-Meter-Staffel zum Beispiel.
„Sie haben ein Riesending abgefackelt.“
„Lena hat ihr Selbstbewusstsein vom Weitsprung mit ins Staffelfinale gebracht“, so Preute. Samstag hatten Alyssa Tagbo, Johanna Koller, Anna Schlagenwerth und Böhmer als Schlussläuferin das B-Finale erreicht.
Vielleicht wäre sogar mehr drin gewesen, hätte Schlagenwerth nicht fast die ganze Runde außen laufen müssen, um zu überholen. „Das war ein bisschen Lehrgeld, aber das haben sie mit ins Finale genommen und es sehr routiniert und abgezockt gemacht für so eine junge Staffel“, staunte Preute. „Sie haben da ein Riesending abgefackelt.“
Schon in der zweiten Runde, als Johanna Koller nach innen zog und die Konkurrentinnen stehen ließ, deutete alles auf den Gladbecker Sieg hin. „Da haben wir den anderen den Zahn gezogen.“
Staffel übertrifft alle Erwartungen
Schlagenwerth und Böhmer liefen den Vorsprung ins Ziel, am Ende stand eine Zeit von 1:40,98 Minuten auf der Tafel. Und Preute, der die Zeiten seiner Schützlinge oft aufs kleinste Teil vorhersagen kann, war baff: „Es hat alles perfekt geklappt – aber dass es eine Zeit unter 1:41 wird, hätte ich niemals gedacht.“ Und so in etwa lief das ganze Wochenende.
In Sindelfingen reihte sich Bestleistung an Bestleistung und dann kamen auch nur gute Nachrichten von auswärts: Annika Drazek siegte beim Bob-Weltcup in Calgary und Preutes Tochter Paula wurde Vierte bei den Deutschen Skeleton-Jugendmeisterschaften in Winterberg. So machte sich das Gladbecker Team zwar „nur“ mit zwei vierten Plätzen auf den Weg nach Hause, die sich aber nach deutlich mehr anfühlten.
Zufrieden wie mit Goldmedaille
„Mehr war nicht zu erwarten“, fasste Preute zusammen. Alle Halbfinal- und Finalchancen seien eingetroffen, meist sogar mit Bestleistung erfüllt worden. „Das war eine hundertprozentige Umsetzungsquote, die Olli Sell und ich gesehen haben. Ich spüre eine Zufriedenheit, wie man sie als Trainer eigentlich nur nach einer Goldmedaille hat.“
>> WEITERE GLADBECKER ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK:
Noah Koch
lief über 400 Meter mit Bestzeit (50,50 sec) ins B-Finale, ist achtbester Nachwuchs-Langsprinter Deutschlands.
Alyssa Tagbo
kam mit 5,60 Meter im Weitsprung zwar nicht an ihre Bestleistung heran, platzierte sich als jüngste Teilnehmerin aber auf einem ordentlichen Platz 17. Führte dazu die Staffel an.
Kira Lipperheide
Die Bob-Anschieberin lief souverän in den Zwischenlauf (Top 32) über
60 Meter – dort war trotz absoluter Bestleistung (7,72 sec.) Schluss.
Johanna Koller
verzichtete über 200 Meter auf ihren Start zugunsten der Staffel.
Anna Schlagenwerth
verbesserte über 60 Meter Hürden sowohl im Vorlauf als auch im Halbfinale ihre Bestzeit. 8,89 Sekunden bedeuten am Ende einen Platz unter den Top 16.
4x200-Meter-Staffel
Tagbo-Koller-Schlagenwerth-Böhmer erreichten die besten Acht, steigerten sich mit dem Sieg im B-Finale (Gesamtplatz 5) auf 1,40:89 Minuten. Eine Steigerung von 1,3 Sekunden.