Sonntag kehrt Kira Lipperheide auf die Tartanbahn zurück – vorerst. Die 19-Jährige vom TV Gladbeck setzt auf eine Karriere im Bob-Weltcup.
Seit fünf Tagen ist Kira Lipperheide jetzt wieder zu Hause, hatte also schon etwas Zeit über die vergangenen Tage, Wochen, Monate nachzudenken, als deren Finale sie am Königssee U23-Weltmeisterin im Bob wurde. „Das ist alles noch nicht ganz angekommen, dazu brauche ich wohl noch etwas“, sagt Lipperheide, die am Donnerstag 19 Jahre alt wurde.
Pause macht sie trotzdem nicht, sie ist natürlich wieder beziehungsweise noch im Training. Sonntag kehrt sie beiden westfälischen U20-Hallenmeisterschaften in Bielefeld zurück auf die Tartanbahn – da, wo bis vor einem halben Jahr ihr sportliches Zuhause war.
„Ich bin ja noch ganz am Anfang“
Es ist aber wohl nur ein kurzer Zwischenstopp, denn Lipperheide sieht ihre Zukunft eher im Bob, auch wenn sie im Sommer noch die letzte Jugendsaison als Leichtathletin bestreiten wird.
Trotzdem ist Lipperheide nicht böse oder enttäuscht, dass sie nicht mit im Flieger sitzt, wenn das deutsche Bob-Nationalteam nun nach Nordamerika reist, wo in drei Wochen mit der Weltmeisterschaft der Saisonhöhepunkt ansteht. „Ich wusste das ja schon länger, und ich denke auch, das ist richtig so. Die Gespräche dazu habe ich natürlich geführt“, sagt sie. „Aber ich hoffe, dass ich in Zukunft noch einiges erreichen kann, ich bin ja noch ganz am Anfang.“ Es war allerdings ein ganz ordentlicher Anfang.
Raketenhafter Aufstieg ins Weltcup-Team
Im Sommer gewann Lipperheide noch mit der Sprintstaffel des TV Gladbeck die Silbermedaille bei den Deutschen U23-Leichtathletik-Meisterschaften. Einige Wochen später nahm sie Trainer Heiner Preute erstmals mit nach Winterberg. Testfahrten im Bob, Komplimente von Olympiasiegerin Mariama Jamanka, die ersten zwei Siege in den beiden ersten Europacup-Rennen – und dann ging es richtig los.
Es folgte Weltcup-Silber mit Jamanka in Innsbruck sowie schließlich Bronze bei der Junioren-WM mit Kim Kalicki und Gold in der U23-Wertung. „Das war alles sehr aufregend und spannend. Ich habe viel Neues gemacht und gesehen und muss das erstmal ein bisschen verarbeiten“, so die Castrop-Rauxelerin, die ja überhaupt erst seit der vergangenen Wintersaison beim TV Gladbeck ist.
Kurzer Porträtfilm in der ARD über die Sprinterin
Dabei stand die eher stille Lipperheide ganz schön im Rampenlicht: Als sie in Innsbruck ihren ersten Weltcup mit Jamanka fuhr, wurde vor dem Rennen ein Vorstellungsfilm über sie in der ARD gezeigt.
„Meine Freunde haben mir schon einmal eine Nachricht geschrieben, aber sonst hat sich nicht viel verändert“, meint sie – und blickt schon wieder gespannt in die Zukunft.
Danach wird auf jeden Fall die Vorbereitung auf die Sommersaison beginnen, in der Lipperheide sich im letzten Jugend-Jahr noch einmal auf nationaler Bühne beweisen kann – danach will sie wieder im Bob durchstarten. „Ich habe damit etwas Neues ausprobiert und das wirklich passt gut. Besonders mit den Leuten macht es sehr viel Spaß – beim Bob spielt der Zusammenhalt im Team eine sehr große Rolle.“
Trainer Preute warnt vor hohen Erwartungen
Wie ihre Vereinskameradin Annika Drazek, würde Lipperheide, die im vergangenen Sommer ihr Abi gemacht hat, gerne eine Ausbildung bei der Bundespolizei machen und parallel Bob fahren. „Da sind aber noch viele Wenn und Abers“, will Trainer Heiner Preute aber erst einmal abwarten, entscheidend werde der große Leistungstest im September. „Das sind noch ungelegte Eier“, sagt er. „Aber klar ist, dass sie die Richtung Weltcup ansteuert.“
Den Anfang hat Kira Lipperheide gemacht – auch wenn sie noch etwas Zeit braucht, um alles zu verarbeiten.