Der Abteilungsleiter des VfL Gladbeck über aktuelle Schwierigkeiten, den Handball im Ruhrgebiet – und warum er trotzdem zufrieden ist.

Die Hälfte der Saison ist gespielt, der VfL Gladbeck überwintert in der Handball-Oberliga mit acht Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Lit Tribe Germania auf dem fünften Tabellenplatz. WAZ-Redakteur Thomas Dieckhoff sprach mit Tim Deffte, dem Leiter der Handballabteilung im VfL, über die Hinrunde, die Liga, die Jugend von heute und über den Nachteil, im Ruhrgebiet zu Hause zu sein.

Wie fällt nach 13 absolvierten Spieltagen und 16:10 Punkten auf dem Konto Ihre Zwischenbilanz aus? Sind Sie, Tim Deffte, zufrieden mit dem Abschneiden des VfL Gladbeck in der Oberliga?

Natürlich willst du immer mehr. Ich sehe es wie mein Bruder Sven (Trainer der Mannschaft, d. Red.). Drei Punkte fehlen uns, zwei aus dem Spiel in Harsewinkel und einer aus dem Derby gegen Schalke. Man darf nicht vergessen, dass wir auch in dieser Saison wieder mit Verletzungsproblemen und deren Folgen zu kämpfen hatten. Dustin Dalian war beispielsweise nach seiner Knieverletzung, die ja nicht ohne war, auch wenn er Glück im Unglück hatte, noch nicht wieder bei 100 Prozent. Und man darf nicht vergessen, dass die Oberliga Westfalen eine sackstarke und ausgeglichene Liga ist. Alle Leute in ihr können Handball spielen. Gucken Sie sich an, wo wir leer ausgegangen sind. In Nordhemmern, Hamm und in Mennighüffen kann das passieren. Andererseits haben wir kein Heimspiel verloren und zu Hause bisher nur einen Punkt abgegeben. Damit sind wir sehr zufrieden.

Würden Sie sagen, dass die traditionell starke Oberliga Westfalen in den vergangenen Jahren noch stärker geworden ist?

Sie kennen beide die Schwierigkeiten des Geschäfts: Abteilungsleiter Tim Deffte mit dem VfL-Vorsitzenden Siegbert Busch
Sie kennen beide die Schwierigkeiten des Geschäfts: Abteilungsleiter Tim Deffte mit dem VfL-Vorsitzenden Siegbert Busch © Oliver mengedoht

Ja, man muss sich doch nur angucken, welche Spieler vor der Saison in Altenhagen verpflichtet worden sind oder wie Nordhemmern noch nachgelegt hat. Lit war immer eine offensiv starke Mannschaft, jetzt verfügt das Team in Piotr Grabarczyk und Evars Klešniks zudem über zwei Spieler im Innenblock, die in der vergangenen Saison noch in der Ersten Liga auf der Platte standen. Wie stark die Oberliga Westfalen ist, sieht man auch am Abschneiden von Klubs wie Spenge, Menden oder Ahlen in der Dritten Liga. Diese Teams spielen nach ihren Aufstiegen allesamt eine gute Rolle, und das, ohne sich personell außergewöhnlich verstärkt zu haben.

Sie haben das Beispiel Nordhemmern angesprochen. In Ostwestfalen führt ja praktisch jede Abfahrt an der A2 zu einem Erst-, Zweit- oder Drittligisten. Im Ruhrgebiet dagegen gibt’s nur noch Tusem Essen als Topmannschaft. Ist es handballerisch ein Nachteil, im Ruhrgebiet beheimatet zu sein?

In Ostwestfalen ist es natürlich leichter, Spieler wie Klešniks oder Grabarczyk zu finden. Für uns wäre Michael Hegemann so einer gewesen, aber der hat sich anders entschieden. Ja, in dieser Hinsicht ist es ein Standortnachteil, im Ruhrgebiet zu Hause zu sein. In der Region sind in den vergangenen Jahren leider viele Klubs weggebrochen oder sie spielen nicht mehr auf dem Niveau, auf dem sie mal gespielt haben.

Bleibt dem VfL Gladbeck also nur die Jugendarbeit?

Wir setzen seit vielen, vielen Jahren aus tiefster Überzeugung auf unsere Jugend. Wer talentiert ist, fleißig trainiert und auch den Willen mitbringt, sich durchzubeißen, der bekommt bei uns die Chance, in der Oberliga und hoffentlich auch mal wieder in der Dritten Liga zu spielen. Wenn ich mir unsere Nachwuchsmannschaften angucke, kann ich sagen, dass viele Gute aus der Jugend kommen werden. Aber das dauert noch und dafür brauchen wir Zeit und Geduld. Zudem muss man immer berücksichtigen, dass die Jugendlichen heutzutage anders ticken als wir damals. Für unsere Generation, für meinen Bruder und für mich, war der Handball Lebensmittelpunkt. Inzwischen sind vielen jungen Leuten andere Dinge wichtiger. In der Summe macht es das unheimlich schwer. Und vor diesem Hintergrund würde ich die Frage vom Anfang nun folgendermaßen beantworten: Ja, am Ende bin ich zufrieden mit unserem Abschneiden.