Der VfL Gladbeck und FC Schalke 04 trennen sich 24:24. Das Spiel war komplett spannend, die Schlussphase mehr als dramatisch.

Das Publikum in der Riesenerhalle stand geschlossen auf und klatschte für die beiden Mannschaften, stehende Ovationen von fast 500 Fans – sowohl für den VfL Gladbeck als auch den FC Schalke 04, dessen Spieler ein bisschen glücklicher wirkten als die des VfL. Schalke war stolz auf das 24:24 im heiß erwarteten Ruhrpottderby der Handball-Oberliga.

Dabei waren es die Gladbecker, die sich glücklich schätzen konnten, denn eigentlich war das Spiel für sie schon verloren. Deshalb hatte Björn Sankalla dann auch ein Grinsen drauf, als er auf die letzte Aktion des Spiels zu sprechen kam. „Eigentlich klappt das nie“, meinte er – denn 30 Sekunden vor Schluss hatte Felix Brockmann sich beim Stand von 23:24 in der Mitte durchgetankt und Schalkes Torwart Fabian Sinkovec getroffen.

Verzweiflungsaktion gibt VfL eine letzte Chance

Blieb wenige Sekunden vor der Schlusssirene eiskalt: VfL-Eigengewächs Felix Brockmann.
Blieb wenige Sekunden vor der Schlusssirene eiskalt: VfL-Eigengewächs Felix Brockmann. © Michael Korte

„Wenn Schalke dann ein Tor macht oder einfach nur lang genug den Ball festhält, ist es vorbei“, meinte Sankalla nachher. Der VfL ging in die offene Manndeckung übers ganze Feld. So wie es oft in den letzten verzweifelten Sekunden zu sehen, doch selten erfolgreich ist. Aber dann: Sankalla nahm seinen Mann an der Mittellinie auf, blockte ihn in Schalkes Julian Ihnen, der den Ball dabei in die Luft warf. Sankalla fing ihn, passte zu Felix Brockmann, der zwar einen Gegenspieler am Trikot hängen hatte, aber diesmal eiskalt blieb – und den Ausgleichstreffer erzielte bei noch 13 Sekunden auf der Uhr.

Es war die letzte entscheidende Aktion in einem Spiel, das verdientermaßen unentschieden endete – und dass sich am besten von hinten erzählen lässt.

VfL verpasst die Entscheidung in Überzahl

Vier Minuten vor Schluss hatten die Gladbecker die große Chance, dieses Spiel zu entscheiden. Seit dem 10:8 hatte keiner der Kontrahenten es geschafft, sich auch nur einen Zwei-Tore-Vorsprung zu erspielen, so knapp war das Spiel. Nachdem Schalkes Ihnen aber in Unterzahl den Ball festhielt, um einen Gladbecker Gegenstoß zu verhindern, war der VfL für eineinhalb Minuten mit zwei Mann mehr auf dem Feld.

Björn Sankalla musste lange behandelt werden, kam aber stark zurück.
Björn Sankalla musste lange behandelt werden, kam aber stark zurück.

Da waren noch knapp vier Minuten zu spielen – jetzt galt es das Spiel zu gewinnen, oder gar nicht. Doch Gladbeck verlor diese Phase 1:2, weil Sinkovec einmal hielt und Giesbert einmal beim Wurf in den Kreis trat und hinten die Deckung nicht passte.

Sankalla ist von Schalke nicht zu stoppen

Es war die packende Schlussphase einer zweiten Hälfte, in der sich die beiden Teams keinen Meter schenkten, in dem kein Ball leicht verloren gegeben wurde, in dem jeder Abschluss hart, mal auch überhart, erarbeitet werden musste.

Mann der zweiten Halbzeit beim VfL war Sankalla, der vom 12:12 bis 19:19 sechs der sieben Gladbecker Treffer erzielte, die meisten nach gewaltigen Würfen aus dem Rückraum. Und das, obwohl er kurz nach der Pause minutenlang auf dem Feld behandelt wurde. „Der Ellenbogen ist mir einmal durchgeschlagen, ich hatte nicht mehr richtig Gefühl in der Hand. Zum Werfen hat es aber noch gereicht“, meinte er nachher.

Büttner hielt den VfL mit seinen Paraden im Spiel

Sebastian Büttner (li.) hielt in der ersten Halbzeit mehr als 50 Prozent der Schalker Würfe und hielt den VfL Gladbeck so im Spiel.
Sebastian Büttner (li.) hielt in der ersten Halbzeit mehr als 50 Prozent der Schalker Würfe und hielt den VfL Gladbeck so im Spiel. © Oliver Mengedoht

Was Sankalla nach der Pause schaffte, war in der ersten Hälfte Sebastian Büttner gewesen. Der Torwart hielt, unterstützt von einer richtig starken Deckung, mehr als die Hälfte der Bälle, die auf sein Tor kamen, eine überragende Quote.

Mit seinen Paraden, insbesondere bei Schalker Gegenstößen in der Anfangsphase, hielt er den VfL im Spiel. „Das ist unbeschreiblich in dieser Atmosphäre solche Bälle zu halten, das macht einfach Spaß“, meinte der Torwart nachher. Sonst hätte Schalke in der nervösen Anfangsphase wohl mehr als drei Tore vorn gelegen (2:5, 10.).

In der Anfangsphase lief der VfL hinterher

Doch angeführt von Büttner und vom eingewechselten Felix Brockmann, der zum 3:5 und 5:5 traf, fand der VfL zurück ins Spiel. Von da an machte kein Team mehr als zwei Tore in Serie, so dass jede Aktion, jeder Angriff entscheidend war.

Brockmann hatte dann auch die beiden letzten Aktionen der Partie – eine erfolglos, die andere das Tor zum 24:24. Ein Unentschieden, für das sich beide Mannschaften den Applaus der kompletten Halle verdient hatten.

>> VfL Gladbeck - Schalke 04 24:24 (10:10)

Spielfilm: 1:1 (2.), 1:3 (5.), 2:5 (10.), 5:5 (13.), 7:6 (18.), 10:8 (23.), 10:10 (Hz.) - 12:12 (35.), 15:14 (39.), 16:17 (46.), 21:20 (53.), 23:22 (57.), 23:24 (59.), 24:24 (60.).

VfL: Büttner (1. - 60.), Korona (ein Siebenmeter) - Sankalla (9/1), Brockmann (5), Janus (3), Bach (3), Krönung (2/1), Giesbert (1), Blißenbach (1), Kunze, Müller, Alkemper. (n.e.)
S04: Zindel (1. - 52.), Sinkovec (52. - 60.) - Ihnen (5), Gill (5/4), Helfrich (4), Kirsch (3), Busjan (2), Gemsa (2), Grzesinski (1), Fr. Hentschel (1), Schwengers (1), Bober, Fa. Hentschel.

Rote Karte: Hans Müller (46., dritte Zeitstrafe).