Gelsenkirchen. Kreisvorsitzender Fischer zieht ein Fazit nach dem Turnier und spricht auch über Undiszipliniertheiten, Rote Karten und die Rahmenbedingungen.
Zehn Turniertage sind vorbei, zum letzten Mal rollte der Ball bei den Hallenkreismeisterschaften des Fußballkreises Gelsenkirchen am Sonntag in der Sporthalle Schürenkamp. Christian Fischer, Vorsitzender des Fußballkreises Gelsenkirchen, blickt im Interview zurück und voraus.
Herr Fischer, Sie sind ja Lehrer. Welche Schulnote würden Sie der diesjährigen Hallenkreismeisterschaft geben?
Christian Fischer: Insgesamt kann man auf jeden Fall von einem guten Turnier sprechen, vielleicht mit ein paar Abstrichen. Dann könnte man eine zwei Minus daraus machen. Ein ‚Sehr gut‘ würde ich aber auf jeden Fall dem ausrichtenden Verein Teutonia Schalke geben und auch den Schiedsrichtern und den Ehrenamtlichen aus der Turnierleitung, die hier wirklich die kompletten zehn Tage alles gegeben haben. Ich weiß noch, wie die mich angeguckt haben, als ich noch mit einem E-Jugend-Turnier um die Ecke kam. Das war so nach dem Motto: ‚Fischer, hast du noch alle Latten am Zaun?‘ Und trotzdem haben sie es richtig, richtig gut gewuppt.
Wo machen Sie Abstriche?
Zum Beispiel, dass wir insgesamt zu wenig Teams hier hatten. Bei der E-Jugend waren wir zwar sehr erfolgreich, da hätten wir noch viel mehr Mannschaften hineinnehmen können. Bei den Damen gibt es leider generell nicht so viele Teams, aber bei den Zweit- und Erstmannschaften der Senioren ist noch viel Luft nach oben. Da sind wir jeweils bei knapp 50 Prozent der Teams, die eigentlich mitmachen könnten. Dazu kommen die zwei, drei Haken am Ende des Turniers, vor allem nach der Endrunde der Senioren am Samstag.
Sie sprechen die Rudelbildung nach dem Finale der Erstmannschaften an. Am Finaltag der Zweitmannschaften hatte es ähnliche Szenen gegeben. Wie können Sie als Fußballkreis verhindern, dass es zu solchen Tumulten kommt?
Ich glaube, dass wir beim Stichwort Gewalt auch als Kreis eine ganze Menge machen müssen. Gewalt war hier jetzt zwar nicht der Fall, denn es waren ja eher Undiszipliniertheiten. Trotzdem müssen wir als Kreis noch stärker darauf achten. Wir haben einen ganz klaren Weg: Prävention, Intervention, Sanktion. Aber wir kommen mit unseren jetzigen Maßnahmen an Grenzen. Wir brauchen auf der Sanktionsebene mehr Handlungsoptionen, damit wir endlich die Rote Karte zeigen können, wenn sich Spieler, Trainer, Funktionäre oder Zuschauer danebenbenehmen. Und auch die Vereine sind gefordert: Ich wurde in meiner Karriere auch laufend beleidigt, aber ich habe nie aufgrund dessen geschlagen oder bin ausgerastet. Die Frage ist also immer, wie diese Menschen mit den Vorfällen umgehen. Daran müssen wir arbeiten, aber auch die Spieler individuell und auch die Trainer mit ihren Mannschaften.
Hallenkreismeisterschaft Gelsenkirchen
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Einige Trainer haben auch kritisiert, dass das Grätschen zum diesjährigen Turnier wieder erlaubt wurde und dass Rotsperren auch für Ligaspiele zählen. Wie stehen Sie dazu?
Das sind beides Vorgaben des Verbandes, und ich kann als Kreisvorsitzender nicht einfach sagen: ‚Ich mache mein eigenes Ding.‘ Aber wir haben auch gemerkt, dass es diesmal doppelt so viele Rote Karten gab wie im Jahr davor, weil das Grätschen wieder erlaubt war. Ich finde Grätschen an sich nicht schlecht. Das gehört zum Fußball dazu, auch in der Halle. Aber wir werden definitiv mit dem Verband und den Vereinen in den Austausch gehen, um generell abzuklären, welche Wünsche und Anregungen die Vereine haben und welche Ziele und Möglichkeiten wir haben.
Die Zuschauerzahl ist in diesem Jahr weiter gesunken. Warum ist die Hallenkreismeisterschaft hier nicht so attraktiv wie in anderen Städten?
Hier in Gelsenkirchen hat das logischerweise eine ganz andere Dynamik als in Mülheim, Dortmund oder Bochum. Da sind die Hallenkreismeisterschaften ein riesiges Event, aber du hast auch andere Rahmenbedingungen. Du hast in vielen dieser Städte einen Kunstrasen, eine Rundsporthalle und in bestimmten Vereinen auch Fanlager, die mitkommen. Das hast du hier nicht.
Vereine mit Fanlager gibt es hier auch, zum Beispiel Viktoria Resse oder Erle 19. Aber die haben gar nicht erst mitgespielt.
Das stimmt – und das ist schade. Das hätte es zu meiner aktiven Zeit nicht gegeben. Da gab es nicht: Wir haben zu viele Verletzte oder wir sind jetzt doch im Urlaub. Wir als Team haben immer teilgenommen und auch erfolgreich gespielt. Dass das jetzt nicht mehr so ist, liegt auch daran, dass so Typen wie wir nicht mehr auf dem Fußballplatz stehen, sondern dass eine neue Generation da ist, die vielleicht einen anderen Blick darauf hat.
Ist das also eine Generationensache?
Vielleicht ja, zumindest denke ich, dass es ein Grund ist. Der andere sind die Rahmenbedingungen, die wir hier nicht haben. Trotzdem gilt auch: Wir als Kreis stehen konstruktiver Kritik offen gegenüber. Deshalb habe ich eine ganz klare Bitte an die Vereine: ‚Sagt uns, was ihr wollt.‘ Wir versuchen, es umzusetzen.
Seldin Malkoc, der Trainer der SSV Buer II, überlegt sogar, mit seinem Team im nächsten Jahr nicht mehr anzutreten. Wie alarmierend finden Sie das?
Überhaupt nicht alarmierend, weil ich weiß, dass das nur der Gedanke des Trainers ist und nicht des Vereins. Der Verein hat mir gegenüber schon angekündigt, dass er selbstverständlich wieder dabei sein wird. Ich kenne Seldin persönlich, er ist nach einem Spiel immer unzufrieden, wenn etwas nicht so läuft, wie er das möchte. Da sind Emotionen mit dabei, deshalb ist es auch in Ordnung, dass er so reagiert hat. Aber wichtiger ist die spätere, rationale Reaktion des Vereins.
Braucht es bei der nächsten Auflage zum Beispiel einen Sicherheitsdienst?
Bisher war er nicht nötig. Sollte er nötig werden, werden wir ihn mit reinholen.
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