Erle/Resse. Andreas Sasse und Peter Colmsee erklären, warum dem Gelsenkirchener Derby zwischen dem Erler SV 08 und Viktoria Resse die große Rivalität fehlt.
Der Erler SV 08 und auch Viktoria Resse haben nicht unbedingt die beste Werbung vor ihrem Derby an diesem Sonntag (15 Uhr, Oststraße) betrieben. Beide Gelsenkirchener Mannschaften sind am letzten und am vorletzten Spieltag jeweils leer ausgegangen und haben sich zumindest vorläufig aus dem oberen Tabellendrittel der Fußball-Bezirksliga verabschiedet. Trotzdem knistert es vor dem direkten Duell der Nachbarn. Es geht schließlich darum, wer sich aktuell als die Nummer eins im Stadtosten bezeichnen darf.
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Die Erler und die Resser sind nicht nur geografisch, sondern auch tabellarisch Nachbarn. Sie haben den Absturz aus der Landesliga gut abgefedert und werden in dieser Saison wohl nichts mit dem Abstieg, aber auch nichts mit dem Aufstieg zu tun haben. Eine besondere Rivalität besteht zwischen beiden Klubs trotz der Nähe nicht. „Dafür fehlt die Historie“, sagt Andreas Sasse, der heutige Vorsitzende und ehemalige Spieler des Erler SV 08. „Eine sportliche Konkurrenz wie ganz früher zur Spvgg Erle 19 und später zum SC Hassel und zur STV Horst gibt es zur Viktoria nicht.“
Der Erler SV 08 hat mal in der drittklassigen Verbandsliga gespielt
Als Viktoria Resse im Jahre 1975 gegründet wurde, übrigens auch von Harald Skowronek, dem heutigen Schwiegervater von Andreas Sasse, waren die Erler eine große Nummer im Gelsenkirchener Amateurfußball. Sie kickten zeitweise in der Verbandsliga, der damals dritthöchsten deutschen Spielklasse. Der ESV 08 und die Viktoria, sie lebten zumindest bis zur Jahrtausendwende in verschiedenen Welten.
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Duelle zwischen beiden Klubs haben Seltenheitswert. „Ich kann mich daran erinnern, dass wir als Landesligist beim Karl-Kallien-Turnier der Spvgg Erle 19 mal auf die Viktoria getroffen sind“, sagt Andreas Sasse. „Die Resser spielten in der Kreisliga B und haben sieben Stück von uns gekriegt.“
Peter Colmsee: „Die Erler haben gestandene Vereinsstrukturen“
Aber die Zeiten änderten sich. Während die Viktoria vor 16 Jahren erstmals den Sprung in den überkreislichen Fußball schaffte, ging es mit den Null-Achtern in dieser Zeit wirtschaftlich und sportlich bergab. Als die Erler 2009 nach Jahren der Misswirtschaft in die Kreisliga A runter mussten, war die Wachablösung im Stadtosten vollzogen. Die Resser schafften 2015 den Sprung in die Landesliga und zwei Jahre später sogar in die Westfalenliga. Wie sich das Blatt wendete, wurde vor sechs Jahren im Erstrundenspiel des Kreispokals deutlich. Nicht mehr die Resser, sondern die Erler bekamen sieben Stück.
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Aber auch mit dem traditionsreichen ESV 08 ging es bald wieder aufwärts. Seit 2020 spielen die Erler und die Resser sportlich in derselben Klasse, zunächst in der Landesliga und seit dieser Saison in der Bezirksliga. Auf Augenhöhe sieht Peter Colmsee, langjähriges Vorstandsmitglied der Viktoria, die beiden Klubs dennoch nicht. „Bei weitem nicht“, sagt er und schiebt die Begründung nach: „Weil die Erler gestandene Vereinsstrukturen haben und in der Jugendarbeit weiter sind als wir.“
Der Erler SV 08 verabschiedet sich von seiner Ausweich-Spielstätte
Resses Sportlicher Leiter Frank Borkowitz sieht das ebenfalls so. Für ihn ist der ESV 08 auch an diesem Sonntag favorisiert, zumal seine Viktoria einige personelle Ausfälle zu verkraften hat. „In der Breite des Kaders fehlt es bei uns an Qualität“, betont er. Trainer Matthias Potthoff sieht die Erler ebenfalls in der Favoritenrolle. „In der aktuellen personellen Besetzung sind wir auf jeden Fall der Außenseiter“, betont er.
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Die Erler verabschieden sich mit dem Derby gegen die Viktoria von ihrer Ausweich-Heimspielstätte an der Oststraße und kehren nach Fertigstellung des Kunstrasenplatzes zurück zur Sportanlage am Forsthaus, die künftig Gelsenrohr-Pluska-Arena heißen wird. Nach nur vier Punkten aus den letzten fünf Spielen will Trainer Bastian van den Boom den Abwärtstrend aufhalten und mit einem Sieg zumindest aktuell die Frage nach der Nummer eins im Stadtbezirk beantworten. „Auch wenn die Historie fehlt“, sagt er, „ist ein Derby gegen Viktoria Resse immer ein besonderes Spiel für uns.“